Brotkorb der Deutschen wird immer bunter: Qual der Wahl bei über 3.200 Brotsorten

| Industrie Industrie

Sie sind knatschgelb, kohlrabenschwarz, graublau oder leuchtendlila: Die Backwaren im Brotkorb der Deutschen werden immer bunter - dank Kurkuma, Sepia-Tinte, Blaubeeren und Walnüssen. Auch, was im Brot so alles eingebacken ist, wird zunehmend ungewöhnlicher: Blutwurst mit Rhabarber, Tomatenscheiben, Aprikosen, Peperoni und essbare Blüten. «Die deutschen Verbraucher mögen die Vielfalt und sind auch offen für solche «Fancy-Brote» (fancy englisch: ausgefallen, fantastisch)», erklärt Bernd Kütscher anlässlich des Welttages des Brotes (16. Oktober).

Der 52-Jährige leitet das deutsche Brotinstitut in Weinheim und die angeschlossene Fortbildungsakademie. Er meint: «Nicht umsonst haben die deutschen Verbraucher bei mehr als 3200 ins Brotregister aufgenommenen Sorten die Qual der Wahl.» Und deren Zahl steigt automatisch, muss doch bei jeder Meisterprüfung der Absolvent eine eigene Kreation mit prägnanten Unterschieden zu bereits vorhandenen Broten präsentieren.

Auch Bäcker leiden unter Corona

Doch auch im Brotland Deutschland leiden die Bäcker unter der Corona-Krise: Während des Lockdowns verzeichnete die Mehrzahl der Betriebe starke Umsatzeinbrüche von bis zu 80 Prozent. Die Umsätze der Bäckereien konnten sich danach nur teilweise erholen, wie der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks erläutert. Soforthilfen und andere Stützungsmaßnahmen hätten eine Pleitewelle im Bäckerhandwerk bislang verhindert.

Derzeit ist das Bild gemischt. Manchen Standorten fehlt die Kundschaft. Andere mit gastronomischen Angeboten vor allem im ländlichen Raum und in touristisch attraktiven Gebieten berichten aber auch von guten Umsätzen in den vergangenen Monaten - geschuldet inländischen Urlaubern und denen, die ihre Ferien zuhause verbrachten. Die Deutschen ließen sich nach weiteren Angaben des Zentralverbands im vergangenen Jahr 56,5 kg Brot und Backwaren pro Haushalt schmecken. Mit dem Spitzenumsatz von 15,22 Milliarden Euro 2019 können die knapp 10 500 Betriebe im laufenden Jahr nicht rechnen. Dennoch betont Verbandspräsident Michael Wippler: «Zusammengenommen dürfte das Bäckerhandwerk, im Vergleich zu anderen Branchen, bisher mit einem blauen Auge aus der Krise gekommen sein.»

Andere Länder, andere Brote

Die Offenheit für neue ungewöhnliche Kreationen ist wohl typisch deutsch. In den meisten anderen Ländern könne man die Verbraucher damit nicht hinterm Ofen hervorlocken, hat Brot-Fachmann Kütscher beobachtet. «Die Franzosen sind auf Croissants und Baguette eingeschworen, Italiener und Spanier lieben Weizenbrote.» Reine Weizenbrote (ohne Toastbrote) kommen in Deutschland nur auf knapp acht Prozent des Verbrauchs. Über die Ladentheke gehen vor allem Misch- und Toastbrote, die je ein Viertel dieses Brotmarktes ausmachen. Körnerbrote kommen auf 16 Prozent, Schwarzbrote auf 12 Prozent Marktanteil. Roggenbrot aus fein gemahlenem Mehl findet mit sechs Prozent nur wenige Abnehmer. Kütscher selbst bevorzugt scharf gebackenes Roggenbrot mit starker Kruste. Letztere muss stimmen, stammt doch 80 Prozent des Aromas aus dieser knackigen Umhüllung. Roggenbrot erfreut sich nach Ansicht des langjährigen Institutsleiters zunehmender Beliebtheit.

Die Vielfalt der von der Unesco als immaterielles Weltkulturerbe anerkannten deutschen Brotkultur wird den meisten Menschen bei Reisen ins Ausland erst richtig bewusst. Auf die Frage, was sie am meisten vermissen, sagen viele: «Unser heimisches Brot». Neben der Probierfreude der Konsumenten gibt es noch weitere Erklärungen für das breite Sortiment: Die historische Kleinstaaterei hat zu ganz eigenen Brotentwicklungen geführt. So kommt es, dass die Brezel heute in Bayern anders aussieht als in Schwaben: Die Brez'n ist oft etwas fester als die schwäbische Verwandte und hat Risse statt eines Schnitts im Bauch. Überdies fehlen ihr die für das Laugengebäck in Schwaben typischen krossen Ärmchen.

Ausbildungssystem Grund für hohe Qualität

Weiterer Grund für die hohe Qualität der deutschen Backwaren: das Ausbildungssystem. Nur in Deutschland muss ein Bäcker nach der Lehre eine Meisterprüfung ablegen, bevor er einen eigenen Betrieb eröffnet. «In anderen Ländern darf das jeder», erläutert Kütscher.

Die Gewinnung von Nachwuchs ist wie im gesamten Handwerk auch für die Bäcker schwierig. «Insbesondere die nächtliche Arbeitszeit wirkt auf junge Leute abschreckend», sagt Kütscher. Wer aber mit dem Arbeitsbeginn um 4 Uhr in der Früh leben muss, kann dem auch Gutes abgewinnen. «Ich bin um 12 Uhr fertig und habe dann nach einem Mittagsschlaf den Nachmittag und Abend, um etwas zu unternehmen», erzählt Moritz Metzler, amtierender Deutscher Meister der Bäckerjugend. Er trainiert an der Akademie für die Weltmeisterschaft der Jungbäcker 2021 und zaubert gerade bunt dekorierte Wunderwerke aus Plunderteig aufs Blech. «Wer kreativ sein und sich selbstständig machen will, für den ist der Job das Richtige», sagt der 24-Jährige. Noch sind viele Ausbildungsplätze bei den 3000 Ausbildungsbetrieben frei. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Feiernde Fußballfans sind für Brauereien ja eigentlich gern gesehene Kunden, entsprechend hoch waren die Erwartungen an die aktuelle Fußball-Europameisterschaft. Doch nun gibt es lange Gesichter.

Als Durstlöscher gerade an heißen Tagen sind hierzulande auch zuckerhaltige Erfrischungsgetränke beliebt. 7,76 Milliarden Liter wurden davon im Jahr 2023 in Deutschland produziert. Das waren rund 93 Liter pro Kopf.

Trotz höherer Preise hat der Kräuterschnaps-Hersteller Underberg weniger Geld in die Kasse bekommen. In dem Ende März ausgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 habe der Umsatz 142 Millionen Euro betragen und damit 3 Millionen weniger als im Jahr zuvor.

Das Deutsche Weininstitut (DWI) hat auf Basis der Rebflächenerhebung des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2023 ausgewertet, wodurch sich die 13 deutschen Weinanbaugebiete besonders auszeichnen.

Block Menü steckt 27 Millionen Euro in den Ausbau seiner Kapazitäten. Gerade feierte das Unternehmen Richtfest für einen Neubau in Zarrentin am Schaalsee in Mecklenburg-Vorpommern. Die Produktionsfläche wird um 4.800 auf 13.500 Quadratmeter erweitert.

Kabellose intelligente Energiemanagement-Lösungen von Betterspace werden zukünftig auch von der Deutschen Telekom angeboten. Dies gaben jetzt Vertreter beider Unternehmen bekannt. Die Partnerschaft soll, mit vereinten Kräften, die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von Gebäuden vorantreiben.

Der frühere Präsident des Deutschen Tennis Bundes, Claus Stauder, ist tot. Stauder starb am vergangenen Freitag im Alter von 86 Jahren. Der Brauereiinhaber aus Essen engagierte sich auch über Jahrzehnte als Vorsitzender des Initiativkreises Gastgewerbe im DEHOGA Bundesverband.

Der Anbau der neuen robusten Rebsorten schreitet hierzulande weiter voran. Wie das Deutsche Weininstitut nach einer Auswertung der bundesweiten Rebflächenerhebung für das Jahr 2023 mitteilt, haben sie im vergangenen Jahr um gut 300 Hektar zugelegt.

Der Anbau der neuen robusten Rebsorten schreitet hierzulande weiter voran. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt, haben sie im vergangenen Jahr um gut 300 Hektar zugelegt. Der Riesling stand im vergangenen Jahr unangefochten an der Spitze der Rebsortenstatistik.

Mit dem Johannistag am 24. Juni geht die Spargelernte traditionell zu Ende. Für Sachsens Spargelbauern lief die Saison gut - trotz zwischenzeitigem Frost - und dem zu Jahresbeginn angehobenen Mindestlohn.