Berliner Senat will Gastronomie, Clubs und Handel mit 330 Millionen Euro fördern

| Politik Politik

Mit Förderprogrammen in Millionenhöhe sollen die von Corona schwer belasteten Unternehmen wieder nach vorne blicken können. Rund 290 Millionen Euro sollen in Gastronomie, den Einzelhandel und die Messebranche fließen. 40 Millionen Euro gehen auch an Clubs und Diskotheken.

Mehr als zwei Jahre lang ist es in der Corona-Krise für viele Berliner Unternehmen fast ausschließlich ums wirtschaftliche Überleben gegangen - wenn demnächst viele Beschränkungen auslaufen, soll sich das wieder ändern. Mit insgesamt 330 Millionen Euro will der Berliner Senat Wirtschaft und Kultur dabei unterstützen, wieder größer zu denken und zu planen.

Rund 290 Millionen Euro sollen davon an besonders betroffene Bereiche wie die Gastronomie, den Einzelhandel und die Messebranche fließen, wie die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) gemeinsam mit den beiden Senatoren Stephan Schwarz (parteilos, Wirtschaft) und Klaus Lederer (Linke, Kultur), am Montag mitteilte. Die verbleibenden 40 Millionen Euro gehen demnach an private Kulturbetriebe wie Clubs und Diskotheken.

Es gehe nun darum, «gemeinsam mit der Berliner Wirtschaft den Neustart hinbekommen, den Neustart nach der Corona-Pandemie», sagte Giffey. Das Geld soll aus dem Doppelhaushalt für dieses und das kommende Jahr kommen, der noch vom Parlament beschlossen werden muss.

In dem Investitionspaket sind auch Förderprogramme enthalten, mit denen der Senat schon vor der Corona-Krise Kultur und Wirtschaft unterstützt hat. «Das sind teilweise vorhandene Formate, die jetzt auf den Neustart ausgerichtet worden sind», sagte Wirtschaftssenator Schwarz. «Aber der Großteil der Programme, die da drin stehen, sind tatsächlich völlig neue Formate.»

Mit den Millionensummen wolle der Senat die angeschlagenen Unternehmen in der Hauptstadt dabei unterstützen, wieder eine Perspektive zu erhalten. «Jetzt geht es darum, dass wir wieder an alte Wachstumspfade anknüpfen und zeigen, was wirtschaftlich in dieser Stadt an Potenzial liegt», betonte Schwarz.

Eines der in dem Paket enthaltenen Programme ziele deshalb auf Investitionsanreize für die Unternehmen: Bei kleinen und mittleren Betrieben will der Senat etwa 30 Prozent der Investitionen bezuschussen. Auch der Tourismus und die Messewirtschaft sollen mit Marketingprogrammen unterstützt werden. Im Kulturbereich versprach Senator Lederer, die neuen Förderungen würden über die bisherigen reinen Liquiditätshilfen hinausgehen. Sie zielten stattdessen auf den Neustart von Kulturprojekten.

Die neuen Mittel stehen noch unter Haushaltsvorbehalt. Das Budget wird das Parlament voraussichtlich im Juni beschließen.

Die Berliner Clubs begrüßten am Montag, dass es weitere Hilfsprogramme des Senats geben soll. «Wir haben extreme Anlaufschwierigkeiten aus den unterschiedlichsten Gründen», sagte Pamela Schobeß aus dem Vorstand der Clubkommission. Immer noch würden Veranstaltungen wegbrechen, «die Leute sind sehr zurückhaltend was Kartenkäufe angeht, das muss man leider sagen». Außerdem fehlten die Touristen. «Jetzt sind wir so ein bisschen am Scheideweg.» Es brauche deshalb weitere Unterstützung seitens der Politik.

Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga sprach von einem neuen Verhältnis zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. «Neu ist, dass zugehört wird», sagte der Berliner Verbandspräsident Christian Andresen. Es sei nun der Zeitpunkt, wieder nach vorne zu schauen. «Und dafür braucht es dieses Programm.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Tarifverhandlungen für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Rheinland-Pfalz befinden sich in einer kritischen Phase. Während der Arbeitgeberverband DEHOGA Rheinland-Pfalz ein mehrstufiges Angebot für Gehaltswachstum vorlegt, kritisiert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Landesbezirk Südwest dieses als „Mogelpackung“.

Nahtloser Einstieg statt Hängepartie: Das sächsische Innenministerium hat einen Erlass verabschiedet, der den Berufseinstieg von ausländischen Azubis und Studierenden vereinfacht. Vom Verband gibt es dafür Lob.

Der Bayerische Landtag hat einen Gesetzesentwurf beschlossen, der Städten und Gemeinden in Bayern ab Januar 2026 die Einführung eigener Einweg-Verpackungssteuern untersagt. Das Verbot schränkt die kommunalen Handlungsmöglichkeiten in diesem Bereich ein.

In der EU bleibt die Zukunft von Namen wie «Tofu-Wurst», «Soja-Schnitzel» oder «Veggie-Burger» für vegetarische Produkte zunächst offen. Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments konnten sich nach intensiven Verhandlungen in Brüssel zunächst nicht auf neue Vorgaben einigen. Die Entscheidung wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. 

Beim Kauf von Koteletts soll künftig auch ein amtliches Siegel über die Zustände in den Ställen informieren. Der Start verzögert sich weiter. Für eine Ausdehnung gibt es nun aber ein Datum. Das verpflichtende Logo soll auch für die Außer-Haus-Verpflegung in Restaurants und Gaststätten greifen. 

Sternekoch Alexander Herrmann tritt bei der Kommunalwahl 2026 als CSU-Kandidat für den Kreistag Kulmbach an. Der bekannte Gastronom steht auf dem 50. und damit letzten Listenplatz.

Schleswig-Holsteins schwarz-grüne Landesregierung will der geplanten steuerlichen Entlastung für Pendler, Gastronomen und Ehrenamtler kommende Woche im Bundesrat zustimmen. Die Gastronomie sei zentral für ihr Land als Tourismus-Standort, wirtschaftlich wie kulturell, so Ministerpräsident Daniel Günther.

Nachdem der Bundestag in der vergangenen Woche das Steueränderungsgesetz 2025 verabschiedet hat, liegt die Entscheidung über die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie nun beim Bundesrat. Die Länderkammer muss dem Gesetz am 19. Dezember 2026 zustimmen. Jetzt äußerten sich Ministerpräsidenten.

Die Obergrenze für Arbeitsmigration über die Westbalkanregelung ist für 2025 erreicht, was zu Ablehnungen offener Anträge führt und bei Wirtschaftsverbänden angesichts politischer Pläne zur Kontingentsreduzierung auf 25.000 auf Kritik stößt.

Die Regierungschefs der Bundesländer haben sich zusammen mit Bundeskanzler Friedrich Merz auf ein umfangreiches Reformpaket zur Modernisierung von Staat und Verwaltung geeinigt. Dieses könnte bei konsequenter Umsetzung auch für das Gastgewerbe spürbare Entlastungen bringen.