Bundestag verabschiedet Gesetz zur Modernisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung

| Politik Politik

Am Donnerstag, den 9. Oktober 2025, hat der Bundestag das Gesetz zur Modernisierung und Digitalisierung der Schwarzarbeitsbekämpfung in erster Lesung beraten und anschließend verabschiedet. Das Gesetz zielt darauf ab, die Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung durch digitale und datengestützte Methoden zu stärken. Die Regelungen betreffen auch das Gastgewerbe, dessen Branchenverband, der DEHOGA, sich im Gesetzgebungsverfahren zustimmend zur geplanten Bürokratieentlastung geäußert hatte.

Digitale Werkzeuge und erweiterte Befugnisse

Der Gesetzentwurf der Bundesregierung (21/1930) schafft die rechtliche Grundlage für den Einsatz digitaler und datengestützter Prüfungs- und Ermittlungsmethoden. Kernstück ist ein verbesserter Datenaustausch der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) mit anderen Sicherheitsbehörden, wie Polizei, Zoll- und Steuerfahndung. Zukünftig sollen große Datenmengen – auch mithilfe Künstlicher Intelligenzsystematisch auf Risiken für Schwarzarbeit ausgewertet werden, um auffällige Betriebe schneller ins Visier der Ermittlungsbehörden zu nehmen.

Zusätzlich sind die Einführung digitaler Betriebsprüfungen sowie zusätzliche Befugnisse für die FKS vorgesehen. Der risikoorientierte Prüfungsansatz soll intensiviert werden. Das Gesetz nimmt zudem Friseure, Barbershops und Nagelstudios sowie Plattform-Lieferdienste und ihre Subunternehmer neu in das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz auf.

Eine weitere Regelung im Gesetzentwurf sieht vor, die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege bei Banken, Versicherungen und Wertpapierinstituten dauerhaft auf zehn Jahre zu verlängern, um Steuerbetrug konsequenter aufdecken zu können.

DEHOGA sieht Chance auf Bürokratieabbau, fordert aber mehr

Der DEHOGA äußerte sich im Gesetzgebungsverfahren zustimmend zu den Bestrebungen, die Betriebsprüfungen der FKS bürokratieärmer und für den operativen Betrieb weniger belastend zu gestalten. Der Verband sieht in der digitalen Buchprüfung eine Möglichkeit, den „Aufmarsch uniformierter und bewaffneter Zollbeamter im Restaurants oder Hotel“ teilweise zu ersetzen, was zu weniger Verunsicherung bei Mitarbeitenden und Gästen führen soll. Die praktische Umsetzung müsse jedoch beobachtet werden, damit die Digitalisierung nicht zu Mehraufwand für die Unternehmen führe.

Der DEHOGA betont, dass Bürokratiearmut bedeute, dass die Aufdeckung substanzieller Verstöße im Vordergrund stehen müsse, weniger „reine Formalverstöße wie z.B. Dokumentationspflichten“.

Darüber hinaus fordert der Verband, das Gastgewerbe nicht länger von der Nutzung der digitalen Möglichkeiten des Nachweisgesetzes auszuschließen. Es müsse allen Branchen erlaubt werden, die wesentlichen Bedingungen von Arbeitsverträgen alternativ zur Schriftform auch in elektronischer Form nachzuweisen.

Ursachenbekämpfung als Kernforderung

Der DEHOGA machte in seiner Stellungnahme deutlich, dass die Top-Ursache für Schwarzarbeit angepackt werden müsse: Die wachsende Schere zwischen Brutto und Netto für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Solange nur Symptome und nicht die Ursachen bekämpft werden, bleibe Schwarzarbeit ein lukratives Modell.

Erst kürzlich, Anfang Oktober, hatte der DEHOGA sich mit Beamten der FKS, einiger Hauptzollämter sowie der Gewerkschaft NGG zum Thema Schwarzarbeit ausgetauscht. Im Zuge dieses Austauschs berichtete die FKS über erste Ergebnisse einer Schwerpunktprüfung Gastgewerbe vom 19. September. Bei dieser Prüfung hatten 2.600 Zöllner und über 3.000 Mitarbeitende von Zusammenarbeitsbehörden mehr als 5.000 Personenbefragungen durchgeführt und Hunderte Geschäftsunterlagen geprüft. Als häufigste Straftat trat dabei weiterhin Leistungsmissbrauch zutage – der ungerechtfertigte Bezug von Arbeitslosengeld oder Bürgergeld neben einem schwarz erzielten Arbeitseinkommen. Im Laufe eines Jahres erhielt der Zoll rund 15.000 Hinweise auf Verstöße, zumeist aus dem Umfeld der Unternehmen.

Debatte im Parlament und Stellungnahme des Bundesrates

Ebenfalls am 9. Oktober 2025 wurden in erster Lesung ein Antrag der Fraktion Die Linke mit dem Titel „Finanzkriminalität wirksam bekämpfen – Behörden stärken, Finanzlobby eindämmen, Gesetze nachschärfen“ (21/2037) und ein Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Faire Arbeit sichern“ (21/2033) beraten. Alle Vorlagen wurden im Anschluss an die Aussprache zur weiteren Beratung an die Ausschüsse, federführend an den Finanzausschuss, überwiesen.

Der Bundesrat hatte bereits am 26. September eine umfangreiche Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf beschlossen. Darin ging es unter anderem um die Forderung, die Erweiterung der Befugnisse des Zolls – etwa den Zugriff auf ein zentrales Informationssystem – auch auf die Landesbehörden zu übertragen. Die Bundesregierung lehnte es in ihrer Gegenäußerung ab, die Regelung zur Teilnahme am polizeilichen Informationsverbund auf die Landesbehörden zu übertragen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD heißt es, die Arbeitswelt sei im Wandel. Beschäftigte und Unternehmen wünschten sich mehr Flexibilität. Der Gewerkschaftsvorsitzende Michael Vassiliadis lehnt eine Reform des Arbeitszeitgesetzes jedoch ab und kündigt mögliche rechtliche Schritte an.

Finanzminister Lars Klingbeil hat klargestellt, dass der Bund keine finanziellen Spielräume sieht, um die Länder für mögliche Steuerausfälle im Zusammenhang mit der geplanten Erhöhung der Pendlerpauschale und der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie zu entlasten. Gleichzeitig formulierte er eine klare Erwartung an die Gastronomiebranche.

Soll es eine Reform des Arbeitszeitgesetzes geben? Die Koalition hat das angekündigt. Die Gewerkschaften lehnen es ab, die Arbeitgeber pochen darauf.

Die Bundesregierung will die Schwarzarbeitsbekämpfung modernisieren und stärker digitalisieren. Der DEHOGA sieht zwar Chancen auf weniger belastende Prüfungen, warnt jedoch vor zusätzlicher Bürokratie und fordert Reformen bei Steuern und Sozialabgaben.

Das Bundesarbeits- und das Bundeswirtschaftsministerium haben einen gemeinsamen Referentenentwurf für ein Bundestariftreuegesetz (BTTG) vorgelegt. Der Entwurf soll bereits am 6. August 2025 im Bundeskabinett beraten werden. Der DEHOGA kritisiert den Entwurf als bürokratisch und überregulierend.

Der Tourismuskoordinator der Bundesregierung Christoph Ploß unterstützt das derzeit wichtigste Branchenanliegen, die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent auf Speisen in der Gastronomie. Dies betonte der CDU-Politiker gegenüber mehreren Medien im Laufe der letzten Tage.

Die Koalitionsparteien haben sich auf eine bundesweit einheitliche Regelung für Trinkgelder geeinigt. Danach bleiben Trinkgelder grundsätzlich steuerfrei. Es wird jedoch eine pauschale Abgabe eingeführt, die niedriger ausfallen soll als ursprünglich diskutiert. Die Reform erfährt breite Zustimmung.

Ob HACCP-Konzepte, Temperaturdokumentation im Kühlraum oder arbeitsmedizinische Vorsorgekarten – das Gastgewerbe ist mit einem Wust an Dokumentationspflichten konfrontiert. Ein Praxischeck des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bayerischen Staatsregierung zeigt, wo Entlastung möglich ist – und wie Bürokratieabbau im Alltag tatsächlich funktionieren kann.

Die Gastronomie leidet vielerorts unter Einbußen. Höhere Kosten für Energie, Miete und Lebensmittel führen zu höheren Preisen - nun stehen in Baden-Württemberg Tarifverhandlungen an. Der Dehoga) sieht auf die Gäste steigende Preise zukommen, wenn sich die Gewerkschaft in der kommenden Tarifrunde mit Forderung nach 9 Prozent mehr Geld durchsetzt.

Kann der Abbau von Bürokratie im Jahr 2025 in Bayern tatsächlich die Zukunft der Millionen Jahre alten Alpen gefährden? Über diese Frage ist im Freistaat in den vergangenen Wochen und Monaten ein heftiger Streit entbrannt. Der Versuch einer Annäherung.