DEHOGA fordert Fahrplan für Restaurants und Hotels sowie Gleichbehandlung

| Politik Politik

Mit großer Enttäuschung und Kritik hat das Gastgewerbe auf die Corona-Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz reagiert.

„Es ist für unsere von der Krise besonders hart getroffene Branche nicht nur unbefriedigend, sondern unverständlich und inakzeptabel, dass die von uns geforderte Öffnungsstrategie für die Gesamtbranche wieder nicht vorgelegt wurde“, erklärt Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA Bundesverband).

Zwar gebe es für die Außengastronomie abhängig vom Inzidenzwert und zum Teil mit Auflagen eine Perspektive. Über weitere Öffnungen für Restaurants und Hotels soll aber erst am 22. März im Lichte des Infektionsgeschehens und weiterer Faktoren wie angelaufene Teststrategie und Impfquote beraten werden.

„Spätestens bei der nächsten Sitzung erwarten wir einen konkreten Fahrplan zur Öffnung unserer Betriebe – dies natürlich in Verantwortung für die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter.“ Dabei sollte die Politik alle Möglichkeiten durch mehr Tempo und Professionalität beim Impfen, Testen und bei der digitalen Kontaktverfolgung ausschöpfen, um eine Öffnung der Hotels und Restaurants ab 29. März zu gewährleisten. Sollte das Gastgewerbe weiter geschlossen bleiben, damit andere Branchen geöffnet werden könnten, fordert der DEHOGA eine signifikante Verbesserung der staatlichen Hilfen.

„Am 28. März werden unsere Betriebe insgesamt sieben Monate geschlossen sein“, erklärt Zöllick. Hilfen kämen nur verzögert an oder reichten nicht aus. Verzweiflung und Existenzängste machten sich in der Branche breit „Es wiederholt sich leider wie im Frühjahr, dass die gastgewerblichen Betriebe wieder einmal die ersten sind, die geschlossen wurden, und offensichtlich die letzten, die wieder öffnen dürfen.“

Dabei betont Zöllick, eine dritte Welle wolle auch im Gastgewerbe niemand. Alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie müssten jedoch plausibel, nachvollziehbar und im Rechtssinne verhältnismäßig sein. „Wir verstehen zum Beispiel nicht, dass die Regierung einerseits mehr private Kontakte ermöglicht, während gleichzeitig unsere Betriebe mit strengen Hygienekonzepten weiterhin geschlossen bleiben“. Lockerungen dürften nicht zur Benachteiligung des Gastgewerbes führen. Die Bilder der letzten Tage würden zeigen, dass das Bedürfnis der Bevölkerung nach Ausgehen und Miteinander sehr groß sei. Und das dann ohne Abstand, Maske, Datenerfassung und Hygienekonzept. Der DEHOGA spricht sich mit Nachdruck für eine Öffnung der Außengastronomie bereits Mitte März aus. Denn das Ansteckungsrisiko beim Zusammensitzen im Freien ist nachweislich des RKI besonders niedrig.

„Es ist Aufgabe der Politik, alles dafür tun, dass unsere Betriebe keinen Tag länger als gesundheitspolitisch geboten geschlossen bleiben“, sagt Zöllick. Die Konzepte des DEHOGA für einen verantwortungsvollen Neustart des Gastgewerbes liegen auf dem Tisch. „Dabei geht es nicht nur um das Gastgewerbe mit seinen 222.000 Unternehmen und 2,4 Millionen Beschäftigten, sondern auch um die Partner der Branche, die aufgrund der Schließung unserer Betriebe erhebliche Umsatzeinbußen erleiden und ebenso um ihre Existenz kämpfen.“

Deutschland-Tourismus enttäuscht von Corona-Gipfel

Der Deutsche Tourismusverband (DTV) hat die Ergebnisse des Coronagipfels als «enttäuschend und nicht akzeptabel» kritisiert. Öffnungsstrategien für den Tourismus seien entgegen allen Ankündigungen erneut verschoben worden, beklagte DTV-Präsident Reinhard Meyer am Donnerstag. Der Branche sei bewusst, dass eine Öffnung verantwortbar sein müsse. Der Tourismus benötige aber Planbarkeit und eine Perspektive. «Wir brauchen unverzüglich konkrete Vorschläge, unter welchen Bedingungen eine Öffnung für touristische Betriebe erfolgen kann», sagte Meyer. «Einem ganzen Wirtschaftszweig droht die Luft auszugehen. Der Tourismus braucht die Strategie jetzt.»

Auch der Reiseverband DRV, der Veranstalter und Reisebüros vertritt, forderte: «Der Tourismus muss Teil der Öffnungsdebatte sein.»

Der Deutsche Ferienhausverband kritisierte: «Eine ganze Branche wird in Geiselhaft gehalten.» Während die Politik für Einzelhandel, Dienstleistungen und Kultur einen Einstieg in den Ausstieg aus dem Lockdown skizziert habe, bleibe sie dem Tourismus jede Perspektive schuldig. «Stattdessen wird vom Reisen abgeraten und der Tourismus zum Sündenbock der Pandemie gemacht.»

Kritik kam auch vom Bundesverband der Campingwirtschaft in Deutschland. «Dass die Camping- und Wohnmobilstellplätze in den vorgelegten fünf Öffnungsschritten keine Berücksichtigung finden, ist für unsere Branche nicht nachvollziehbar und bringt den fünften Monat Stillstand für eine der sichersten Urlaubsformen mit sich.» Verbandspräsident Gunter Riechey forderte von der Politik «eine Gleichbehandlung und fachlich-gerechte Auseinandersetzung mit unserer Branche.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden nimmt der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn Fahrt auf: Von Mittwoch bis Freitag will die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr streiken.

Am 15. Januar findet als Abschlussaktion der Aktionswoche „Ohne uns kein Essen“ der Landwirte in Berlin eine Großdemo statt. Hier ist auch der DEHOGA als Partner und Unterstützer mit dabei. Auch in den Bundesländern gibt es Aktionen. Teilnahmen an Straßenblockaden sind nicht geplant.

Beim Blick in die Kühltheken sollen Verbraucherinnen und Verbraucher bald zusätzliche Informationen auf Lebensmitteln finden - zur Herkunft von Fleischwaren schon in wenigen Wochen. Ein anderes Logo kommt auch auf den Weg.

Per Gesetz sollen Plastik-Einwegverpackungen bei Essen zum Mitnehmen eingedämmt werden. Der Dehoga findet die Idee grundsätzlich gut. Es hakt aber bei der Rückgabe des als Ersatz genutzten Mehrweggeschirrs.

Auch im Ausland ist das allgemeine Preisniveau zuletzt deutlich gestiegen - in unterschiedlicher Weise. Die Finanzverwaltung reagiert darauf mit neu berechneten Pauschalen für Dienstreisende.

Thüringen stellt Gastronomen und Hoteliers Finanzhilfen in den kommenden Jahren in Aussicht. Es solle ein «Gastrobonus» für Investitionen aufgelegt werden, teilte die Linke-Landtagsfraktion in Erfurt mit.

Fast zwei Jahre nach Einführung der Verpackungssteuer rechnet die Stadt Tübingen mit einem Geldregen. Es sei mit einem Steueraufkommen von mindestens rund 692 000 Euro für das Jahr 2022 auszugehen. Eine Franchise-Nehmerin von McDonald's hat gegen die Steuer Verfassungsbeschwerde erhoben.

Bundesminister Cem Özdemir traf sich mit Repräsentanten der Gemeinschaftsgastronomie im Dehoga, um den Austausch zu den praxisrelevanten Herausforderungen bei der Realisierung der Ziele der Ernährungsstrategie der Bundesregierung zu intensivieren.

Nach ihrer Einigung im Haushaltsstreit gaben sich die Ampel-Spitzen zunächst ziemlich zugeknöpft. Jetzt gibt es erstmals eine Liste ihrer Beschlüsse. Doch Änderungen sind nicht ausgeschlossen.

Bei der Deutschen Bahn drohen im kommenden Jahr mehrtägige Streiks mit Tausenden Zugausfällen. Die Mitglieder der Lokführergewerkschaft GDL haben per Urabstimmung den Weg für unbefristete Arbeitskämpfe freigemacht, wie GDL-Chef Claus Weselsky am Dienstag mitteilte.