Gastgewerbe fordert: Novemberhilfen müssen Winterhilfen werden

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Das Gastgewerbe fordert im Fall einer Verlängerung der harten Corona-Beschränkungen weitere Hilfen. Aus der Novemberhilfe müsse eine Winterhilfe werden. Laut einem aktuellen Beschlussentwurf der Ministerpräsidenten, der Tageskarte vorliegt, will der Bund im Rahmen der Überbrückungshilfe III die Hilfsmaßnahmen bis Mitte 2021 verlängern.

«Wenn die Politik am Mittwoch eine weitere Schließung von Hotels und Restaurants beschließt, muss es zeitgleich auch eine Zusage zur Fortführung dieser Hilfen geben. Aus der Novemberhilfe muss eine Winterhilfe werden», sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Bundesverbands, der «Rheinischen Post» (Montag).

Bereits von März bis Ende November habe der Umsatzverlust für die Branche 32 Milliarden Euro betragen, sagte Hartges. Sie verwies auf die Wichtigkeit des Weihnachtsgeschäftes für die Betriebe. Im Dezember 2019 habe die Branche einen Nettoumsatz von acht Milliarden Euro erzielt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berät am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandamie. Dabei zeichnet sich eine Verlängerung des Teil-Lockdowns ab, der seit Anfang November gilt und zunächst bis Monatsende befristet war. In einem Beschlussentwurf des Vorsitzes der Ministerpräsidentenkonferenz für die Beratungen mit Merkel wird eine Verlängerung bis zum 20. Dezember vorgeschlagen.

In dem Beschluss steht bezüglich der Hilfen wörtlich: Für diejenigen Wirtschaftsbereiche, die absehbar auch in den kommenden Monaten erhebliche Einschränkungen ihres Geschäftsbetriebes hinnehmen müssen, ohne von Schließungen betroffen zu sein, wird der Bund im Rahmen der Überbrückungshilfe III die Hilfsmaßnahmen bis Mitte 2021 verlängern und die Konditionen für die hauptbetroffenen Wirtschaftsbereiche verbessern. Dies betrifft insbesondere den Bereich der Kultur- und Veranstaltungswirtschaft, die Soloselbständigen sowie die Reisebranche.

NRW-Gastgewerbe fordert rasche Auszahlung und Fortsetzung der Hilfen

Das angeschlagene Gastgewerbe in Nordrhein-Westfalen pocht auf die rasche Auszahlung staatlicher Corona-Hilfen. Zudem fordern Hoteliers und Wirte verlässliche Perspektiven, um ihre Betriebe im kommenden Jahr am Leben halten zu können. «Wir brauchen die Entschädigung - am besten gestern», erklärte Bernd Niemeier, Präsident vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW, am Montag in Neuss. Viele Unternehmer stünden mit leeren Händen da - Rücklagen seien häufig nicht mehr vorhanden, Kosten etwa für die Pacht liefen weiter.

Bis weit ins nächste Jahr hinein werde es kein normales Geschäft geben, sagte Achim Schloemer, Vorsitzender des Vorstands von Tourismus NRW. Aktuell hangele sich eine beschäftigungsintensive Branche von Monat zu Monat. «Die Betriebe brauchen eine Perspektive – mindestens für das erste Halbjahr. Ohne ein planbares Frühjahrsgeschäft und stabile Hilfen gleichzeitig steht der Tourismus 2021 vor dem Aus», warnte Schloemer. In Nordrhein-Westfalen seien 650 000 Jobs direkt oder indirekt vom Tourismus abhängig.

Niemeier verwies darauf, dass die Geschäfte wegen der Pandemie ohnehin schon schlecht liefen, also auch ohne die im November geltenden Öffnungsverbote: Nach einer Umfrage unter Verbandsmitgliedern in NRW brach das Geschäft der Restaurants und Hotels im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp die Hälfte ein. Die Branche befinde sich in einer «wirtschaftlich katastrophalen Situation».

Mit Blick auf die erwartete Fortsetzung der Corona-Maßnahmen im Dezember fordert Nordrhein-Westfalens Gastgewerbe weitere staatliche Hilfen. Seit Monatsbeginn sind Restaurants geschlossen, die Betreiber bekommen deswegen 75 Prozent des Umsatzes im Vorjahresmonat. «Wenn wir dieses Sonderopfer für die gesamte Gesellschaft weiterhin erbringen müssen, dann mit einem angemessenen Ausgleich», sagte Niemeier.

Nicht nur Gaststätten, auch Hotels sind bezugsberechtigt für die Novemberhilfen. Die Hotels dürfen zwar weiterhin Geschäftsreisende beherbergen. Deren Zahl ist aber geschrumpft, weil es kaum noch Kongresse, Messen und andere Business-Veranstaltungen gibt.

Dehoga Rheinland-Pfalz blickt mit Bangen Richtung Weihnachten und warnt

Der rheinland-pfälzische Hotel- und Gaststättenverband hat vor dem Verlust vieler Arbeitsplätze in der Branche gewarnt, sollten Hotels und Restaurants auch an Weihnachten geschlossen bleiben müssen. «Es ist eine enorme finanzielle Belastung, weil weiter Umsatz ausfällt und Umsatz ist durch nichts zu kompensieren, auch nicht durch die beste Unterstützung des Staates», sagte Verbandspräsident Gereon Haumann am Montag dem Radioprogramm SWR Aktuell. Es sei notwendig, die Erlaubnis zur Wiedereröffnung bereits an diesem Mittwoch zu erteilen, damit die Betriebe Planungssicherheit bekämen. Am Mittwoch schalten sich die Länderregierungschefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammen und wollen über das weitere Vorgehen beraten.

Haumann sagte, Hotels und Gaststätten seien erwiesenermaßen in der Corona-Krise keine «Pandemie-Treiber». «Ich sehe, dass die gesamte Branche in die Corona-Schule gegangen ist, und das Gastgewerbe wäre versetzt worden. Das kann ich leider nicht für die Verwaltung sagen.» Die Kontaktverfolgung in den Gesundheitsämtern sei ungenügend. Es sollten digitale Möglichkeiten eingesetzt werden, entsprechende Programme seien im Hotel- und Gaststättengewerbe seit langem etabliert.

DEHOGA Brandenburg fordert weitere Hilfen - Gaststättensterben befürchtet

Für den Fall einer Verlängerung der strengen Corona-Beschränkungen fordert die Gastronomiebranche in Brandenburg weitere Hilfen über den November hinaus. Die Firmenfeiern von Mitte November bis Weihnachten seien die vier umsatzstärksten Wochen des Jahres, die nun wegfielen, sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Brandenburg, Olaf Schöpe am Montag der Deutschen Presse-Agentur. «Für den Dezember muss es Entschädigung geben.» Ein eventuelles Zeitfenster für Öffnungen an den Weihnachtsfeiertagen sieht Schöpe kritisch, da es für viele Gastwirte und Hoteliers nicht lohne, den Betrieb wieder hochzufahren.

Wie viel Schaden die Betriebe durch die Corona-Beschränkungen genommen haben, werde die Branche in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres sehen. Er befürchtet ein Gaststättensterben, denn zahlreiche ältere Gastronomen würden bereits schließen, um nicht noch mehr in Schieflage zu geraten. «Wir müssen alles dran setzten, dass soviel wie möglich Betriebe überleben», betonte der Dehoga-Präsident.

Schöpe kritisierte in diesem Zusammenhang die Landesregierung, die seiner Ansicht nach unzureichend inhaltliche Diskussionen mit der Branche über die Folgen der Pandemie und konkrete Hilfen geführt habe. Das hätte «Feuer aus dem Kessel» nehmen können, so seine Einschätzung. Laut Verband hatte von März bis Ende November der Umsatzverlust für die Branche deutschlandweit 32 Milliarden Euro betragen. Genau Zahlen für Brandenburg hatte Schöpe zunächst nicht.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) berät am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandamie. Dabei zeichnet sich eine Verlängerung des Teil-Lockdowns ab, der seit Anfang November gilt und zunächst bis Monatsende befristet war. In einem Beschlussentwurf des Vorsitzes der Ministerpräsidentenkonferenz für die Beratungen mit Merkel wird eine Verlängerung bis zum 20. Dezember vorgeschlagen.

Auch der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmerverbände (UVB), Christian Amsinck, forderte eine «Dezemberhilfe». Das Geld müsse die Betriebe schnell erreichen. Der Bund sollte daher prüfen, das Antragsverfahren zu vereinfachen und zu verschlanken, so Amsinck. «Für die Unternehmen zählt jeder Tag.»

NGG rät Betrieben: Teil-Lockdown zur Qualifikation nutzen

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat an Betriebe der Branche in Thüringen appelliert, den teilweisen Lockdown zur Qualifikation ihrer Beschäftigten zu nutzen. «Während der Corona-Pandemie können viele Beschäftigte gar nicht oder nur sehr eingeschränkt arbeiten. Die Firmen sind gut beraten, jetzt die hohen staatlichen Zuschüsse für die Qualifizierung abzurufen», erklärte Jens Löbel, Geschäftsführer der NGG Region Thüringen, am Montag in Erfurt.

Bis Mitte des laufenden Jahres seien in ganz Thüringen lediglich rund 1300 Menschen nach dem Qualifizierungschancengesetz gefördert worden, das Zuschüsse für die Weiterbildung von Beschäftigten vorsehe. «Für Hotels, Pensionen und Gaststätten, die sehr hart von Corona getroffen wurden, ist das Gesetz eine große Chance», so der Gewerkschafter.

Unter Servicekräften und Hotelangestellten sei in puncto Weiterbildung viel Luft nach oben, weil in vielen Betrieben in den letzten Boom-Jahren dafür kaum Zeit gewesen sei. Auch für Unternehmen der Ernährungsindustrie, in der die Digitalisierung rasant voranschreite und mancherorts auch Arbeitsplätze bedrohe, seien die staatlichen Angebote relevant. Löbel verwies darauf, dass allein in Erfurt und Gera rund 6000 Menschen im Gastgewerbe arbeiteten, in der Ernährungsindustrie kämen noch einmal gut 1500 Beschäftigte hinzu.

Mit dem Qualifizierungschancengesetz können der Gewerkschaft zufolge Unternehmen seit 2019 staatliche Zuschüsse für die Weiterbildung ihrer Beschäftigten erhalten. In Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern übernimmt diesen Angaben nach die Arbeitsagentur die Kosten für die Kurse komplett - ebenso das Gehalt. (Mit Material der dpa)


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