Gastro-Protest: Digitaler Aktionstag mit leeren Stühlen am 1. Mai geplant

| Politik Politik

Nach dem bundesweiten Aktionstag, bei dem am letzten Freitag tausende Gastronomen und Hoteliers mit leeren Stühle in fast 80 demonstriert haben, soll der Protest am 1. Mai wiederholt werden – allerdings im Internet, dafür aber noch größer und kreativer.

Michael Kuriat vom Leaders Club, der die in Dresden gestartete Aktion bundesweit multiplizierte sagt: „Am 1. Mai raten wir unseren Mitgliedern und Kollegen dringend davon ab, Aktionen in den Städten anzumelden und durchzuführen.“ Da an diesem Tag traditionell viele Demonstrationen und auch Krawalle stattfinden, sollen Behörden, Sicherheits- und Rettungskräfte nicht zusätzlich belastet werden. „Wir bitten daher darum, die Aktionen ins Internet zu verlegen beziehungsweise auf privatem Grund kreativ zu werden.“

Denkbar seien beispielsweise originelle Fotos und Videoclips mit leeren Stühlen und persönlichen Statements, die in den Restaurants oder im Freibereich aufgenommen und am 1. Mai unter den Hashtags #leerestuehle, #Leadersclub, #gastrofriday auf sozialen Plattformen im Internet veröffentlicht werden. „So könnten Stuhlkunstwerke und Bauten jeglicher Art entstehen, die die Aufmerksamkeit der Gäste auf das Restaurant lenken. Auf diese Weise werden wichtige Ressourcen der öffentlichen Sicherheit geschont und der Protest kann noch weitaus größer ausfallen als in der Woche zuvor – unabhängig davon, ob in der jeweiligen Stadt eine Demonstration genehmigt wird“, erklärt Kuriat.

Ursprünglich stammt die Idee der „Leeren Stühle“ aus Dresden. Hier hatten am 17. April rund 500 Gastronomen ihre Stühle in den öffentlichen Raum gestellt, um auf ihre prekäre Lage angesichts der anhaltenden Schließung ihrer Betriebe aufmerksam zu machen. Der Leaders Club griff die Initiative auf und startete einen Aufruf an die Branche, dem Dresdner Beispiel zu folgen. Am 24. April beteiligten sich tausende Gastronomen und Hoteliers in fast 80 Städten, indem sie rund 30.000 Stühle auf öffentlichen Plätzen und vor ihren Restaurants aufstellten.

Michael Kuriat, Präsident des Leaders Clubs Deutschland, ist begeistert: „Es ist großartig, dass unser Aufruf wirklich dazu geführt hat, dass die Kollegen die Idee aufgegriffen, für sich adaptiert und in ihrer Stadt individuell umgesetzt haben. Damit haben wir erreicht, dass unsere Botschaften und Forderungen jetzt auch in der lokalen Politik wahrgenommen werden. Einige Städte haben schon Unterstützung in Form von Gebührenverzicht in Aussicht gestellt, beispielsweise für Freiflächen.“

Der Erfolg der „Leeren Stühle“ zeigt: Das Gastgewerbe steht in der schweren Zeit des Corona-Lockdowns zusammen und kämpft gemeinsam für den Erhalt des vielfältigen Restaurant- und Hotelangebots in Deutschland. „Die Gesellschaft muss den Ernst der Lage erkennen: Große Teile der Branche stehen tatsächlich unmittelbar vor der Insolvenz“, unterstreicht Patrick Rüther, Vorstandsvorsitzender des Leaders Clubs, die Dringlichkeit der Forderungen. „Über die ersten erfreulichen Ansätze hinaus benötigt unsere Branche jetzt schnell Soforthilfen und ein Rettungspaket, damit alle weiteren Maßnahmen überhaupt noch bei den Betroffenen ankommen.“

Tim Mälzer: „Werde zum Wut-Koch!“

Rüther führt unter anderem gemeinsam mit Tim Mälzer in Hamburg das Lokal Die Bullerei. Der TV-Koch war mit leeren Stühlen aus seinen Restaurants bei der Kundgebung vor dem Rathaus der Hansestadt dabei und bestätigt: „Ich habe Kollegen mit Tränen in den Augen gesehen, die sich mit Händen und Füßen gegen die Tatsache stemmen, dass ihre Läden nicht mehr existieren. Das macht mich zum Wut-Koch! Wir brauchen endlich mehr finanzielle Hilfen!“

Deutschlandweit beteiligten sich sowohl kleine als auch große Unternehmen an der Aktion. Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA Bundesverbands, lobte das Engagement der Branche am Brandenburger Tor in Berlin, wo knapp 1.000 Stühle auf das drohende Aus für viele Betriebe aufmerksam machten: „Ich bin allen Gastronomen sehr dankbar für diese Aktion. Die ganze Branche muss jetzt solidarisch zusammenhalten. Gemeinsam sind wir stark!“ Gastronomin und Leaders Club Vorstand Kerstin Rapp-Schwan betonte auf der Veranstaltung in Düsseldorf: „Wir brauchen jetzt eine Perspektive und wollen gemeinsam mit der Politik die Auflagen und Bedingungen erarbeiten, unter denen die Gastronomie in verschiedenen Stufen schnellstmöglich wieder vernünftig öffnen kann.“

Schnelle Hilfe ist umgehend erforderlich

Auch 25 Betriebe der Enchilada-Gruppe, einem der führenden Gastronomieunternehmen Deutschlands, stellten in verschiedenen Städten leere Stühle auf. „Die Aktion in Dresden war sehr beeindruckend und hat es für alle sichtbar gemacht: Die Gastronomie droht in ihrer Vielfalt auszusterben, wenn die Politik nicht handelt“, sagt Hermann Weiffenbach, Gründer und Geschäftsführer der Enchilada Franchise GmbH. „Mit dem bundesweiten Protest macht die gesamte Branche deutlich, dass schnelle Hilfe umgehend erforderlich ist. Daher unterstützen wir und unsere Betriebe diese Aktion ausdrücklich und wollen so viele weitere Gastronomen wie möglich mobilisieren.“


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse von Geflüchteten aus der Ukraine gelten bis zum 4. März 2025. Darüber informierte das Bundesinnenministerium den DEHOGA Bundesverband und andere Wirtschaftsverbände.

Tübingen ist vorgeprescht: Kaffeebecher und andere Einwegverpackungen werden in der Uni-Stadt besteuert. Andere Kommunen wollen jetzt nachziehen. Doch es gibt noch ein rechtliches Problem. Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts steht noch aus.

Praxen seien als «Verfolgungsbehörden der Arbeitgeberverbände denkbar ungeeignet», schimpft der Präsident des Kinderärzteverbandes. Er verlangt, Ärzte bei Attesten und Bescheinigungen zu entlasten.

Für die Zeit der Fußball-EM hat das Bundeskabinett eine sogenannte „Public-Viewing-Verordnung“ beschlossen. Sie ermöglicht den Kommunen, Ausnahmen von den geltenden Lärmschutzregeln zuzulassen. Vergleichbare Verordnungen hatte es bereits bei früheren Fußball-Welt- und Europameisterschaften gegeben.

Die Institutionen der Europäischen Union haben sich am 15. März im sogenannten Trilog-Verfahren auf eine Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation - PPWR) geeinigt. Der Umweltausschuss (ENVI) und das Plenum des Europäischen Parlamentes werden die Einigung voraussichtlich noch im April annehmen.

Einigung im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL: Insbesondere bei der 35-Stunden-Woche macht der Konzern weitgehende Zugeständnisse. Weitere Streiks sind damit vom Tisch.

Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung dem Wachstumschancengesetz zugestimmt und damit einen Kompromissvorschlag des Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat vom 21. Februar 2024 bestätigt. Der DEHOGA stellt klar, dass aus Sicht des Verbandes die Inhalte des Wachstumschancengesetzes nicht ausreichen.

Arbeitgeber sollen die Bedingungen ihrer Arbeitsverträge nach dem Willen der Ampel-Koalition künftig nicht mehr in Papierform mit Unterschrift an künftige Mitarbeiter aushändigen müssen. Ein entsprechender Passus soll in den Gesetzentwurf zur Bürokratieentlastung eingefügt werden.

Vor dem Hintergrund des schwierigen Konjunkturumfelds und einer hartnäckigen Schwächephase des deutschen Mittelstandes mahnt die Arbeitsgemeinschaft (AG) Mittelstand​​​​​​​ von der Wirtschaftspolitik dringend Maßnahmen zur Stärkung der Wachstumskräfte an.

Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt mit großen Worten eine Entrümpelung an. Der DEHOGA sagt: Das reicht noch lange nicht. Der Verband sagt, dass insgesamt immer noch viel zu wenig Bürokratieentlastung im Betriebsalltag der Unternehmen ankomme.