Weitere Städte im Südwesten wollen Extra-Steuer auf Einwegverpackungen einführen

| Politik Politik

Es gab Appelle, öffentliche Sammelaktionen und Plakate, auf denen auch Oberbürgermeister Martin Horn zu sehen war: Freiburg kämpft seit längerem gegen achtlos weggeworfenen Abfall. Da sich der Trend nicht umkehren ließ, will die Stadtverwaltung nun Kaffeebecher und andere Einwegverpackungen für Getränke und Speisen besteuern. Vorbild ist Tübingen - dort gibt es seit gut zwei Jahren eine Verpackungssteuer.

Täglich werden in Freiburg rund 4500 Kilo Abfall eingesammelt, der einfach weggeworfen wird. Diese Bilanz ist für die Schwarzwaldmetropole mit dem mediterranen Flair besonders bitter, denn sie hält viel auf ihr Umweltimage und nennt sich gerne «Green City» («Grüne Stadt»). Die Studentenstadt schneidet auch in der offiziellen Abfallstatistik üblicherweise gut ab: Es gab pro Bewohner im vorvergangenen Jahr im Schnitt 106 Kilo Haus- und Sperrmüll, das war der niedrigste Wert unter den kreisfreien Großstädten im Südwesten. Der Schnitt lag wesentlich höher, bei 134 Kilo.

Andere Kommunen im Land denken ebenfalls über eine Verpackungssteuer nach, um den Müllbergen Herr zu werden, wie der Städtetag Baden-Württemberg auf Anfrage berichtete. Unter ihnen sind Heidelberg, Konstanz, Mannheim und Singen. 

Der Verband weist auf ein rechtliches Risiko hin: die noch anhängige Verfassungsbeschwerde gegen die Tübinger Steuer. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe kündigte an, sich dieses Jahr damit befassen zu wollen. Dass auch 2024 ein Urteil kommt, ist damit aber nicht gesagt. 

Eine Franchise-Nehmerin von McDonald's hatte die Beschwerde erhoben. Es geht hierbei um ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Es hatte im vergangenen Mai entschieden, dass Tübingen bei Verkäufern von Speisen und Getränken eine solche Steuer auf Einwegverpackungen, Einweggeschirr und -besteck erheben darf. Die Steuer beträgt 50 Cent für Einwegverpackungen wie Kaffeebecher, 50 Cent für Einweggeschirr wie Pommes-Frites-Schalen und 20 Cent für Einwegbesteck und andere Hilfsmittel wie Trinkhalme.

In Konstanz beauftragte der Gemeinderat bereits die Verwaltung, eine Satzung für eine Verpackungssteuer für das kommende Jahr vorzubereiten. Die Bodensee-Kommune gibt nach eigenen Angaben jedes Jahr gut 1,2 Millionen Euro aus, um Müll auf Straßen, Plätzen und anderen öffentlichen Orten einzusammeln. Auch Heidelberg will vom kommenden Jahr an starten. 

Mannheim beschäftigt sich einer Sprecherin zufolge schon seit Jahren mit dem Thema, wartet zunächst aber den Ausgang des Rechtsstreits zum Tübinger Fall ab. Auch in Singen wird über die Steuer nachgedacht. Im Gemeinderat wird aber moniert, dass die gesamte Last auf der kommunalen Ebene liegt, wie die Stadt berichtete. «Wir verfolgen die aktuellen Entwicklungen», heißt in Singen zum juristischen Tauziehen um die Tübinger Steuer. 

Der Freiburger Gemeinderat, in dem Grün-Links eine Mehrheit hat, wird voraussichtlich am 23. April über die Verpackungssteuer beraten. Sie soll den Plänen zufolge vom 1. Juli 2025 an wirken. Es geht dabei natürlich auch um Geld. Die Steuer soll jedes Jahr mindestens zwei Millionen Euro in die Kassen der Breisgau-Stadt spülen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Woher kommt der Honig? Wie viel Obst ist in der Konfitüre? Und was macht einen Fruchtsaft aus? Ein nun endgültig beschlossenes EU-Gesetz soll für mehr Klarheit auf dem Etikett sorgen.

Das EU-Parlament hat die neue Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung angenommen. Ein Verbote von Kleinstverpackungen wurden nach massiver Kritik überarbeitet. Auch eine Verpflichtung zum Angebot kostenfreien Leitungswassers in Restaurants wurde abgewendet. Das berichtet der DEHOGA.

Seit mehr als einem Jahr gilt die Mehrwegangebotspflicht bei Speisen und Getränken zum Mitnehmen. Kritiker beklagen die mangelnde Umsetzung des Gesetzes. Der BUND will nun nachsteuern.

Leerstände, Insolvenzen, Konsumflaute: Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) die Bundesregierung zu einem Innenstadtgipfel auf.

Bayerns DEHOGA-Präsidentin Angela Inselkammer hat von Ministerpräsident Markus Söder 200 Millionen Euro Investitionshilfe gefordert. Der Freistaat nehme durch die Mehrwertsteuererhöhung 300 Millionen Euro mehr ein. Zumindest ein Teil davon könne er sofort der Branche zurückgeben, forderte Inselkammer bei einem Verbandstreffen in München.

Das Spitzengremium des DEHOGA bekräftigt Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen und drängt auf den sofortigen Stopp drohender neuer bürokratischer Belastungen. Es gehe um Fairness im Wettbewerb und die Zukunftssicherung der öffentlichen Wohnzimmer.

Gastronomie und Hotellerie in Deutschland haben weiterhin mit großen Problemen zu kämpfen. Die Betriebe beklagen Umsatzverluste, Kostensteigerungen sowie die Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes hervor, an der sich 3.175 gastgewerbliche Unternehmer beteiligten.

Die Teil-Legalisierung von Cannabis konnte Bayern nicht verhindern. Dafür arbeitet die Staatsregierung nun an Kiff-Verboten für konkrete Bereiche. Darunter könnten Volksfeste, Biergärten und in Außenbereichen von Gaststätten gehören. Verstöße gegen das Cannabis-Gesetz werden teuer.

Der Slogan «Leistung muss sich wieder lohnen» ist schon etwas angestaubt. Die FDP poliert ihn jetzt auf. Und schlägt unter anderem steuerliche Anreize für bestimmte Leistungsträger vor.

Finanzminister Christian Lindner will Hobbybrauer, die Bier zum eigenen Verbrauch herstellen, bei der Steuer entlasten. Künftig sollen sie pro Jahr 500 Liter Bier steuerfrei brauen dürfen.