GastroSuisse schlägt Alarm: Gastgewerbe steht kurz vor dem Kollaps

| Politik Politik

Die erneuten Verschärfungen des Bundesrates und insbesondere einiger Kantone stellen das Gastgewerbe an den Rand des Untergangs. Ein zweiter Lockdown führt unweigerlich dazu, dass unzählige Betriebe Konkurs und Tausende Arbeitsplätze verloren gehen. Die Branche schlägt Alarm und fordert die Regierung zum Handeln auf. Es braucht verhältnismässige und unterstützende Massnahmen fürs Gastgewerbe, sonst werden die langfristigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden viel schlimmer ausfallen als die effektive Krankheit.

Der Branchenverband GastroSuisse und dessen Kantonalverbände schlugen heute geschlossen Alarm: "Das Gastgewerbe steht kurz vor einem Kollaps", sagte Casimir Platzer, Präsident von GastroSuisse anlässlich einer Medienkonferenz im "Terrasse" in Zürich.


Anzeige

Covid-19: Corona-Schnelltest in Hotels und Restaurants

Gäste, Mitarbeiter, Hoteliers und Gastronomen wollen in der Corona-Krise mehr Sicherheit. Die neuen Covid-19-Schnelltests schaffen unmittelbar Klarheit, sind einfach in der Anwendung und inzwischen zu attraktiven Preisen frei erhältlich.

Mehr erfahren


Platzer untermauerte dies mit den Ergebnissen einer eben durchgeführten Mitgliederbefragung, wonach fast alle Betriebe weniger Umsatz gegenüber dem Vorjahr erwirtschaftet haben. Besonders schlimm sei die Situation in großen Städten. Mehr als zwei Drittel (69.4 Prozent) der städtischen Betriebe befindet sich aufgrund der Corona-Pandemie aktuell in finanziellen Schwierigkeiten. "Beinahe der Hälfte der Betriebe droht Anfang 2021 der Konkurs", sagte Platzer. Jeder zehnte Betrieb ist akut davon betroffen.

Dass weite Teile der Branche vor dem Aus stehen, machten auch Vertreter der Kantonalverbände deutlich, die extra nach Zürich gereist sind. Der Präsident von GastroValais etwa, André Roduit, betonte: "Unser Verband befürchtet eine Welle von Konkursen und von unseren Mitgliedern gehen alarmierende Signale aus."

Sollte laut Roduit die Situation anhalten und die Wintersaison nicht stattfinden können, befürchtet er einen allgemeinen Zusammenbruch der Branche und eine beispiellose Krise. Auch Urs Pfäffli, Präsident von GastroZürich-City, fand klare Worte: "Restaurants in der City haben vielerorts einen Einbruch von 60 bis 70 Prozent erlitten."

Für den Zürcher Gastronom steht daher ausser Frage: "Unsere Regierung riskiert, dass die Gastronomie innert ganz kurzer Zeit frontal an die Wand gefahren wird." Von deutlichen Umsatzeinbussen sprach auch der Präsident von GastroSuisse. "Es brennt und die Gefahr eines Flächenbrandes über die Gesamtbranche ist riesig gross. Viele Unternehmen haben überhaupt keine Perspektive", so Platzer, der anfügte, dass in der Branche grosse Verzweiflung bestehe.

Im ersten Halbjahr 2020 sind gemäss den Angaben des Bundesamts für Statistik bereits 33'000 Arbeitsplätze im Gastgewerbe verloren gegangen. Und so wie es jetzt aussehe, werden laut Platzer weitere zehntausende von Arbeitsplätzen verschwinden. Dass die Lage dramatisch ist, sagte denn auch Maurus Ebneter, Präsident Wirteverband Basel-Stadt. "Wir werden eine Konkursflut und einen gewaltigen Abbau von Arbeitsplätzen erleben", sagte Ebneter.

Solche Szenarien sind zu verhindern. Die Gastronomin und Nationalrätin Esther Friedli sagte, dass Massnahmen ergriffen werden sollen, die primär die Verbreitung des Virus eindämmen und nicht das Wirtschaften verbieten und fast verunmöglichen. Es brauche Massnahmen, die verhältnismässig seien und neben der Gesundheit auch die Wirtschaft und die Gesellschaft berücksichtigten. Hierzu betonte der Präsident von GastroSuisse, dass die Schutzkonzepte funktionieren und man in den Restaurants auch weiterhin sicher geniessen könne.

Casimir Platzer fand deutliche Worte: "Für die Branche braucht es unbedingt wieder Planungssicherheit und eine Perspektive", sagte er und forderte: "Ein zweiter Lockdown muss unbedingt vermieden werden." Platzer liess nicht aussen vor, dass es auch anderen Branchen schlecht gehe. "Aber keine hat die Grösse und volkswirtschaftliche Bedeutung des Gastgewerbes."

So hielt Platzer die politischen Forderungen des Gastgewerbes am Schluss nochmals klar fest:

  • Keinen zweiten Lockdown 
  • Keine Verschärfungen der behördlichen Massnahmen, deren Wirksamkeit nicht mit Daten belegt werden können. 
  • Schnelle Umsetzung von Härtefallmaßnahmen 
  • Vereinfachte Bewilligungsverfahren für Aussenbauten und Erweiterungen der Aussensitzplätze 
  • Rasche Umsetzung der Reduktion von Geschäftsmieten für die Zeit der behördlich verordneten Schliessung 
  • Ausbau der Kurzarbeitsentschädigung 
  • Heizpilze und Heizstrahler zulassen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden.  

 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Spitzen der Ampel-Koalition haben nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt. Details sollen im Laufe des Tages bekanntgegeben werden, wie die dpa am Mittwochmorgen erfuhr

Die Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 19 Prozent auf Speisen wird gravierende Folgen für die Gastgeber haben. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes: 62,7 Prozent der befragten Unternehmer geben an, dass sie die Steueranhebung auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 wirtschaftlich hart treffen wird. Neun von zehn Unternehmen planen Preissteigerungen.

Mobilität und Digitalisierung standen inhaltlich im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends der Tourismuswirtschaft: Die notwendigen Investitionen in die digitale und Verkehrsinfrastruktur müssten genauso wie in die Erforschung und Produktion von E-Fuels sichergestellt werden.

Paris mobilisiert vor den Olympischen Spielen im kommenden Sommer gegen Betrug und Abzocke in Hotels, Restaurants und Cafés. Dazu sollen 10.000 Betriebe überprüft werden, kündigte das Wirtschaftsministerium in Paris an.

Der Bundeshaushalt 2024 wird, aller Voraussicht nach, nicht mehr in diesem Jahr vom Parlament beschlossen. Damit laufen die sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie automatisch aus. Alle Präsidenten der DEHOGA-Landesverbände und des Bundes richten in einem Offenen Brief einen Appell an Olaf Scholz, an der einheitlichen Besteuerung von Essen mit sieben Prozent festzuhalten.

Patientinnen und Patienten können sich unter bestimmten Voraussetzungen künftig telefonisch von ihrer Arztpraxis krankschreiben lassen. Die Regelung gilt ab sofort, wie der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken mitteilte.

Nährwerte und Zusatzstoffe müssen vom 8. Dezember an auch auf Wein- und Sektflaschen zu finden sein - allerdings noch nicht sofort auf allen, wie es Winzer und Sekthersteller befürchtet hatten. In der EU-Verordnung gibt es eine Übergangsvorschrift.

Acht bis zehn Prozent mehr Geld empfiehlt die NGG ihren Tarifkommissionen als Forderung für die kommenden Tarifverhandlungen. Für die Beschäftigten im Gastgewerbe soll zudem ein monatlicher Lohn von mindestens 3.000 Euro anvisiert werden.

Die EU-Länder dürfen während einer Pandemie Reiseverbote in Hochrisikogebiete verhängen - ein solches Verbot müsse jedoch begründet sein und klare Vorschriften enthalten. Das teilten die Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit.

Größere Arbeitgeber mit mindestens 250 Beschäftigten sind bereits seit dem Sommer verpflichtet, interne Meldestellen für sog. „Whistleblower“ einzurichten und zu betreiben. Ab dem 1. Dezember stellt ein Verstoß gegen diese Pflicht eine Ordnungswidrigkeit dar, die ein Bußgeld bis zu 20.000 Euro nach sich ziehen kann.