Landtag erklärt NRW nicht zum Corona-Hotspot

| Politik Politik

In Nordrhein-Westfalen wird es vorerst keine landesweiten Corona-Hotspotauflagen geben. Das Landesparlament lehnte einen Eilantrag der Grünen am Mittwochabend mit den Stimmen der Regierungsfraktionen von CDU und FDP sowie der oppositionellen AfD ab. Die SPD, die selbst einen Eilantrag für ein Schutzkonzept vorlegt hatte, stimmte dem Grünen-Papier zu.

Gemäß dem neuen Infektionsschutzgesetz des Bundes können die Länder auch nach der am 2. April endenden Übergangsfrist noch schärfere Corona-Maßnahmen anordnen. Voraussetzung wäre aber, dass zuvor die Landesparlamente Gebiete zu Hotspots erklären.

Wesentliche Fragen zum Infektionsschutzgesetz seien aber noch zu klären, sagte Verbraucherschutzministerin Ursula Heinen-Esser in Vertretung des corona-infizierten Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann (beide CDU). So gebe es «noch keine abschließende Klarheit», ob überhaupt ein ganzes Bundesland als eine solche im Gesetz benannte «Gebietskörperschaft» anzusehen sei und so insgesamt zum Corona-Hotspot erklärt werden könnte.

Das beziehe sich auch auf das Kriterium, dass «eine konkrete Gefahr einer sich dynamisch ausbreitenden Infektionslage» dargelegt werden müsste, sagte Heinen-Esser. Ob das durch eine landesweite oder eine kommunalscharfe Betrachtung zu erfolgen habe, sei unklar.

Auf keinen Fall könne der Landtag sofort einen Vorratsbeschluss fassen und sicherheitshalber das ganze Land zum Corona-Hotspot erklären, um alle Schutzmaßnahmen bei Bedarf anwenden zu können, erklärte die Ministerin. Mit der Coronaschutzverordnung vom 18. März habe die Landesregierung alle erforderlichen Vorkehrungen getroffen. Damit sind bis zum Ende der Übergangsfrist am 2. April weiterhin einige Masken-Auflagen und Zugangsbeschränkungen in Kraft.

Eine gesicherte Prognose, wie die Infektionslage und die Belastung des Gesundheitssystems danach seien, sei nicht möglich, erklärte Heinen-Esser. Das Bundesgesetz sehe eine Beteiligung der Landtage jedenfalls erst nach Ende der Übergangsfrist vor.

Die Regierungsfraktionen von CDU und FDP unterstrichen, eine Gefährdung des Gesundheitssystems in NRW sei derzeit nicht gegeben. Stattdessen gingen die Neuinfektionsrate und die Zahl der stationär behandelten Corona-Patienten zurück.

Grüne und SPD warfen der Landesregierung hingegen fahrlässigen Umgang mit der Pandemie vor. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiere zwar das Bundesgesetz, habe aber selbst keine eigenen Vorschläge parat, wie die Bürger zu schützen seien, bemängelte Oppositionsführer Thomas Kutschaty (SPD). Die AfD sieht keinen Anlass für weitere Schutzmaßnahmen. Wüst konnte nicht an der Hotspot-Debatte teilnehmen, weil er wegen einer Corona-Infektion schon seit eineinhalb Wochen in Israel isoliert ist.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Spitzen der Ampel-Koalition haben nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt. Details sollen im Laufe des Tages bekanntgegeben werden, wie die dpa am Mittwochmorgen erfuhr

Die Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 19 Prozent auf Speisen wird gravierende Folgen für die Gastgeber haben. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes: 62,7 Prozent der befragten Unternehmer geben an, dass sie die Steueranhebung auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 wirtschaftlich hart treffen wird. Neun von zehn Unternehmen planen Preissteigerungen.

Mobilität und Digitalisierung standen inhaltlich im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends der Tourismuswirtschaft: Die notwendigen Investitionen in die digitale und Verkehrsinfrastruktur müssten genauso wie in die Erforschung und Produktion von E-Fuels sichergestellt werden.

Paris mobilisiert vor den Olympischen Spielen im kommenden Sommer gegen Betrug und Abzocke in Hotels, Restaurants und Cafés. Dazu sollen 10.000 Betriebe überprüft werden, kündigte das Wirtschaftsministerium in Paris an.

Der Bundeshaushalt 2024 wird, aller Voraussicht nach, nicht mehr in diesem Jahr vom Parlament beschlossen. Damit laufen die sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie automatisch aus. Alle Präsidenten der DEHOGA-Landesverbände und des Bundes richten in einem Offenen Brief einen Appell an Olaf Scholz, an der einheitlichen Besteuerung von Essen mit sieben Prozent festzuhalten.

Patientinnen und Patienten können sich unter bestimmten Voraussetzungen künftig telefonisch von ihrer Arztpraxis krankschreiben lassen. Die Regelung gilt ab sofort, wie der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken mitteilte.

Nährwerte und Zusatzstoffe müssen vom 8. Dezember an auch auf Wein- und Sektflaschen zu finden sein - allerdings noch nicht sofort auf allen, wie es Winzer und Sekthersteller befürchtet hatten. In der EU-Verordnung gibt es eine Übergangsvorschrift.

Acht bis zehn Prozent mehr Geld empfiehlt die NGG ihren Tarifkommissionen als Forderung für die kommenden Tarifverhandlungen. Für die Beschäftigten im Gastgewerbe soll zudem ein monatlicher Lohn von mindestens 3.000 Euro anvisiert werden.

Die EU-Länder dürfen während einer Pandemie Reiseverbote in Hochrisikogebiete verhängen - ein solches Verbot müsse jedoch begründet sein und klare Vorschriften enthalten. Das teilten die Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit.

Größere Arbeitgeber mit mindestens 250 Beschäftigten sind bereits seit dem Sommer verpflichtet, interne Meldestellen für sog. „Whistleblower“ einzurichten und zu betreiben. Ab dem 1. Dezember stellt ein Verstoß gegen diese Pflicht eine Ordnungswidrigkeit dar, die ein Bußgeld bis zu 20.000 Euro nach sich ziehen kann.