Mit dem «letzten Hemd» - Veranstalter demonstrieren in Berlin

| Politik Politik

Ob Konzert, Kongress, Messe oder Kirmes: Das Aus für Tausende Veranstaltungen in der Corona-Krise hat die Branche in eine tiefe Krise geführt. Unternehmer und Beschäftigte sind deshalb am Mittwoch in Berlin auf die Straße gegangen. Unter dem Motto «#AlarmstufeRot» verlangten sie Gespräche über finanzielle Hilfe. Rund 6500 Menschen zogen nach Polizeiangaben durch das Regierungsviertel. Außerdem fuhr ein Korso mit rund 500 Fahrzeugen durch Berlin. Gemeinsames Ziel war das Brandenburger Tor.

Auf dem Weg dorthin legten Hunderte Demonstranten symbolisch ihr letztes Hemd auf die Wiese vor dem Reichstagsgebäude - ein Hinweis auf Umsatzausfälle, die nach Veranstalterangaben bei 80 bis 100 Prozent liegen. Bei der Veranstaltungswirtschaft geht es um unterschiedliche Berufssparten, darunter Eventagenturen, Messe- und Bühnenbau, Veranstaltungstechnik, Konzertveranstalter und Schausteller.

«Uns dürstet es nach Publikum», sagte der Sänger Herbert Grönemeyer am Brandenburger Tor. Er warnte, die Branche könne kollabieren, weil die vielen Freiberufler in den Crews sich nach neuen Arbeitsmöglichkeiten umsähen. «Ein Land ohne Live-Kultur ist wie ein Gehirn ohne geistige Nahrung, ohne Euphorie, Aufbruch, Lust, Diskurs, Lachen und Tanz. Es verdorrt, gibt Raum für Verblödung, für krude und verrohende Theorien, verhärtet und fällt seelenlos auseinander.»
 

Die Organisatoren kritisierten, Hunderttausende Unternehmen erhielten bei weitem nicht die Hilfe, die notwendig wäre, um Entlassungen und Insolvenzen zu verhindern. Gefordert werden ein Überbrückungsprogramm mit Zuschüssen, längere Kreditlaufzeiten, Steuererleichterungen, Änderungen bei der Kurzarbeit sowie Hilfen auch für Unternehmen, die schon vor der Corona-Krise in Schwierigkeiten waren.

Die Demonstranten beachteten die Corona-Schutzvorschriften zum Maskentragen und Abstand halten, wie ein Polizeisprecher sagte. Lediglich zwei Maskenverweigerer hätten bei der Abschlusskundgebung einen Platzverweis erhalten. Die Veranstalter hatten vorab klar gemacht, dass sie nicht zu einer Demonstration gegen Corona-Maßnahmen aufrufen. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Sterneköche und Frankreichs Gastgewerbe mobilisieren gegen das neue Migrationsgesetz, das, anders als zunächst geplant, die Integration von Beschäftigten ohne Aufenthaltstitel kaum erleichtert. Jetzt protestieren Sterneköche, die die Integration von Küchenpersonal ohne Papiere fordern und appellieren: Wir brauchen Migranten.

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.

Mit einer langen Kolonne von Traktoren haben Tausende Landwirte in Berlin ihrem Ärger über die Ampel-Koalition Luft gemacht. Bei einer Protestkundgebung am Brandenburger Tor sprach auch DEHOGA-Präsident Guido Zöllick und verlangte die Rückkehr zu sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie.

Es ist der erste Bürgerrat dieser Art und das Thema ist hochaktuell: Ernährung. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder steht dabei an erster Stelle der Empfehlungen, die nun im Bundestag vorgestellt wurden.

Das Justizministerium hat einen Referentenentwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Darin enthalten ist auch die Hotelmeldepflicht, die abgeschafft werden soll – allerdings nur für deutsche Staatsangehörige. Auch die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sollen verkürzt werden.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer vor größte Herausforderungen. Das geht aus einer Umfrage des Dehoga hervor.

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.