Nach medialen Attacken: DEHOGA fordert rechtliche Überprüfung von „Topf Secret“

| Politik Politik

Wie Foodwatch zunächst mitteilte, habe der DEHOGA Bundesverband Ernährungsministerin Julia Klöckner in einem Schreiben aufgefordert, die Online-Plattform "Topf Secret“ „kurzfristig zu prüfen“ und zu „unterbinden“. Der DEHOGA weist die erneuten medialen Angriffe von Foodwatch auf den Verband und die Gastronomen und Hoteliers scharf zurück. Die Vorwürfe und Anschuldigungen seien subtanz- und haltlos.

In einer Stellungnahme schreibt der DEHOGA, dass es ist originäre Aufgabe des Verbandes sei, "berechtigte und essentielle Belange der Branche konsequent und unbeirrt zu verfolgen. Dazu gehört es, zu gesellschaftlichen Entwicklungen und rechtlichen Fragestellungen Position zu beziehen und sich im Sinne der Branche aktiv in Entscheidungsprozesse einzubringen. Nichts anderes hat der DEHOGA mit seinem Schreiben an das Bundesernährungsministerium vom 16. Januar 2019 zur Kampagne von Foodwatch und FragDenStaat getan."

Der DEHOGA habe die rechtliche Problematik und die sich daraus ergebenen Fragen aufgezeigt, die Betroffenheit der Betriebe dargestellt und das Bundesministerium um rechtliche Prüfung gebeten. Dabei gehe es nicht um die Infragestellung der Rechte des einzelnen Verbrauchers nach dem VIG, sondern um die Rechtsfrage, unter welchen Voraussetzungen individuelle Auskünfte an einen Verbraucher auf einer Plattform veröffentlich werden dürften. Nach Auffassung des DEHOGA ist die Veröffentlichung der Lebensmittelkontrollergebnisse ausschließlich Aufgabe der zuständigen Behörden. 

Anders als von Foodwatch dargestellt, habe Bundesministerin Julia Klöckner in ihrem Antwortschreiben an den DEHOGA „Topf Secret“ nicht „begrüßt“, sondern lediglich allgemein geäußert: „Das Verbraucherinformationsgesetz (VIG) ist ein wichtiges Instrument, um das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in das Funktionieren des Marktes zu stärken.“ Dabei habe sie auch keinerlei Aussagen zur rechtlichen Zulässigkeit von „Topf Secret“ geäußert.  

Für eine korrekte Beurteilung des Sachverhalts sei zudem unbedingt der Zeitraum der Verfassung der Dokumente zu berücksichtigen. Der von Foodwatch zur Verfügung gestellte interne Schriftwechsel des Ernährungsministeriums datiere auf Januar 2019, kurz nachdem die Onlineplattform „Topf Secret“ online geschaltet wurde. Zu diesem frühen Zeitpunkt ging lediglich die Arbeitsebene des Ministeriums in einem internen Antwortentwurf offensichtlich noch davon aus, dass die Veröffentlichungen der Hygienekontrollergebnisse auf „Topf Secret“ rechtlich zulässig sein dürften.

Aus den Dokumenten gehe weder eine Begründung für diese Auffassung noch eine Auseinandersetzung mit der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu Veröffentlichungen von Hygienemängeln hervor. Im Januar 2019 habe noch jedwede Rechtsprechung zu „Topf Secret“ gefehlt.

Mittlerweile, so der DEHOGA, hätten zahlreiche Verwaltungsgerichte erste Entscheidungen zu „Topf Secret“ getroffen und bestärkten die erheblichen rechtlichen Zweifel an der Internetplattform „Topf Secret“. Von den 28 dem DEHOGA bekannten Entscheidungen seien 21 Entscheidungen, also die überwiegende Mehrzahl, zugunsten der Betriebe ausgefallen. In diesen Entscheidungen bestätigen die Gerichte die vom DEHOGA Bundesverband schon im Januar gegenüber Julia Klöckner angesprochenen rechtlichen Bedenken bei Anfragen über das Onlineportal.

Insbesondere nennt der DEHOGA das Urteil des VG Ansbach im Hauptsacheverfahren vom 12.06.2019 genannt, welches zugunsten des betroffenen Betriebs ausgefallen sei und gegen das die Berufung nicht zugelassen wurde. Gegen die beiden Urteile des VG Augsburg, die zugunsten der zuständigen Behörde ausgefallen sind, haben die unterlegenen Betriebe mittlerweile Berufung beim Verwaltungsgerichtshof Bayern eingelegt. Eine höchstrichterliche Klärung zum Onlineportal stehe aus. Dieses rechtsstaatliche Prozedere müsse auch Foodwatch akzeptieren.

Die Frage der Zulässigkeit von „Topf Secret“ sei alles andere als klar, sagt der Verband. Es könne doch nicht sein, dass die zuständigen staatlichen Lebensmittelbehörden Kontrollberichte nur unter bestimmten, sehr engen Voraussetzungen veröffentlichen dürfen und andererseits auf einem Onlineportal wie „Topf Secret“ Kontrollberichte schrankenlos veröffentlicht und diese dauerhaft der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt würden.

Nicht ohne Grund habe das Bundesverfassungsgericht hohe juristische Hürden für die Veröffentlichung festgelegt. "Mit der Neufassung des § 40 Absatz 1a Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFBG) hat auch der Gesetzgeber deutlich gemacht, dass er eine Veröffentlichung von Bagatellmängeln nicht will und klare Spielregeln definiert. So sollen Veröffentlichungen erst ab einem zu erwartenden Bußgeld von 350 Euro erfolgen – wobei bauliche Mängel und Dokumentationsmängel außen vor bleiben. Zudem gilt eine Löschfrist von sechs Monaten. Dieser Widerspruch bedarf dringend einer rechtlichen Klärung", so der Verband. 

In der Verantwortung des Dehoga liege es, seine Mitgliedsbetriebe über rechtliche Entwicklungen zu informieren und sie vor ungerechtfertigter und unverhältnismäßiger Bestrafung zu schützen. So ist es das gute Recht eines jeden Unternehmers die Rechtmäßigkeit der Veröffentlichung von Lebensmittelkontrollergebnissen auf der Internetplattform „Topf Secret“ überprüfen zu lassen.

Die Klagen gegen die Herausgabe der Kontrollberichte an Foodwatch und deren Veröffentlichung auf der Internetplattform ,Topf Secret´ hääten nichts mit Geheimhaltung zu tun. Es gehe um fairen Wettbewerb und Rechtmäßigkeit in unserem Land. Der DEHOGA stehe für Pluralität und für ein System gesellschaftlicher Vielfalt. "Wir halten das Wirken von Vereinen und Verbänden für die Funktionsfähigkeit unserer Gesellschaft für unverzichtbar. Das schließt Diskussionen beim Ringen um die besten Lösungen ausdrücklich mit ein. Dehoga und Foodwatch haben unterschiedliche Rechtsauffassungen, die einer höchstrichterlichen Klärung bedürfen. Entscheidend für uns ist, dass es dabei fair und sachlich zugeht", so der Verband.

Zuvor hatte Foodwatch einen Pressetext veröffentlicht, in dem die Verbraucher-Lovvyisten von einem Schreiben des DEHOGA an Ernährungsministerin Julia Klöckner berichten, in dem der angeblich auffordere, die Online-Plattform "Topf Secret" "kurzfristig zu prüfen" und zu "unterbinden". Dies hätte das das Ministerium jedoch abgelehnt, schreibt foodwatch und betrachten den Schriftwechsel als "schallende Ohrfeige" für den Verband, der mit der oben zitierten Stellungnahme konterte.

Zurück

Vielleicht auch interessant

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.

Nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden nimmt der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn Fahrt auf: Von Mittwoch bis Freitag will die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr streiken.

Am 15. Januar findet als Abschlussaktion der Aktionswoche „Ohne uns kein Essen“ der Landwirte in Berlin eine Großdemo statt. Hier ist auch der DEHOGA als Partner und Unterstützer mit dabei. Auch in den Bundesländern gibt es Aktionen. Teilnahmen an Straßenblockaden sind nicht geplant.

Beim Blick in die Kühltheken sollen Verbraucherinnen und Verbraucher bald zusätzliche Informationen auf Lebensmitteln finden - zur Herkunft von Fleischwaren schon in wenigen Wochen. Ein anderes Logo kommt auch auf den Weg.

Per Gesetz sollen Plastik-Einwegverpackungen bei Essen zum Mitnehmen eingedämmt werden. Der Dehoga findet die Idee grundsätzlich gut. Es hakt aber bei der Rückgabe des als Ersatz genutzten Mehrweggeschirrs.

Auch im Ausland ist das allgemeine Preisniveau zuletzt deutlich gestiegen - in unterschiedlicher Weise. Die Finanzverwaltung reagiert darauf mit neu berechneten Pauschalen für Dienstreisende.

Thüringen stellt Gastronomen und Hoteliers Finanzhilfen in den kommenden Jahren in Aussicht. Es solle ein «Gastrobonus» für Investitionen aufgelegt werden, teilte die Linke-Landtagsfraktion in Erfurt mit.

Fast zwei Jahre nach Einführung der Verpackungssteuer rechnet die Stadt Tübingen mit einem Geldregen. Es sei mit einem Steueraufkommen von mindestens rund 692 000 Euro für das Jahr 2022 auszugehen. Eine Franchise-Nehmerin von McDonald's hat gegen die Steuer Verfassungsbeschwerde erhoben.