Söder für einheitliches Bußgeld

| Politik Politik

Vor dem Hintergrund steigender Corona-Zahlen macht sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für bundesweit schärfere Strafen bei Verstößen gegen die Maskenpflicht stark. In mehreren Interviews forderte der CSU-Chef am Wochenende für solche Verstöße bundeseinheitliche Bußgelder von 250 Euro. In Bayern gilt dieser Regelsatz bereits. Unterdessen werden immer mehr große Städte in Deutschland zu Corona-Hotspots: Am Samstag meldeten Köln und Stuttgart die Überschreitung der wichtigen Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen (Tageskarte berichtete). Auch Berlin, Frankfurt, Bremen und Essen liegen über dieser Schwelle.

Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheitsämter nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntag 3.483 neue Corona-Infektionen. Von Mittwoch auf Donnerstag war der Wert von 2.828 auf 4.058 erheblich gestiegen, von Donnerstag zum Freitag lag die Zahl bei 4.516. Am Samstagmorgen waren es 4.721 neue Fälle. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen erfahrungsgemäß meist niedriger, auch weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI melden.

Merkel berät mit Oberbürgermeistern

Am Freitag hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Oberbürgermeistern der elf größten deutschen Städte über die Lage beraten (Tageskarte berichtete). An der Entwicklung in den Ballungsräumen zeige sich, «ob wir die Pandemie in Deutschland unter Kontrolle halten können oder ob uns die Kontrolle entgleitet», hatte Merkel betont. Der vereinbarte Maßnahmenkatalog sieht unter anderem die Entsendung von Experten des RKI und der Bundeswehr vor, wenn die Schwelle von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen überschritten wird. Ab 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner soll es neue Beschränkungen geben.

Mehrere Ministerpräsidenten riefen die Bürger zu Achtsamkeit auf. «Es wird langsam gefährlich», sagte Bayerns Regierungschef Söder der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Corona sei genauso gefährlich wie im Frühjahr. «Wir haben fünf vor zwölf. Man darf sich die Lage nicht länger schönreden», warnte er in der «Bild am Sonntag». Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann mahnte in der «Bild am Sonntag»: «Ich erwarte von den Bürgern, dass sie aus Verantwortungsbewusstsein nicht mehr alles machen, was sie noch dürfen». Der Grünen-Politiker fügte hinzu: «Man muss gerade keine Party bei sich zu Hause oder in der Gaststätte feiern.»

Kretschmer: "Vorsichtsmaßnahmen statt Partys"

Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer appellierte in der «Welt am Sonntag» ebenfalls an die junge Generation: «Jetzt sind nicht volle Partys gefragt, sondern Vorsichtsmaßnahmen - und Kontrolle.» Der CDU-Politiker verteidigte schärfere Regeln. «Wir brauchen jetzt gewisse Instrumente, um der Lage Herr zu werden. Wir wollen unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben weitgehend erhalten.»

In Stuttgart meldete das Landesgesundheitsamt am Samstagabend 50,5 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Die Stadt bereitet Einschnitte wie die Einführung einer Sperrstunde, Alkoholkonsum-Beschränkungen und die Maskenpflicht innerhalb des City-Rings vor.

Für Köln hatte das NRW-Landeszentrum Gesundheit die 7-Tage-Inzidenz am Samstag mit 54,8 angegeben. Dort gelten bereits seit Samstag Einschränkungen für das öffentliche Leben. Auf Straßen und Plätzen darf abends ab 22.00 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An Wochenenden gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsverbot für Alkohol. Auch dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen. In Fußgängerzonen müssen die Menschen Masken tragen.

Berlin mit Sperrstunde

In Berlin wurden pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen 58,2 Corona-Fälle erfasst, wie am Samstag aus dem Corona-Lagebericht der Gesundheitsverwaltung hervorging. Am Donnerstag hatte die Hauptstadt den Warnwert erstmals übersprungen. Seit Samstag müssen hier Restaurants, Bars, Kneipen und die meisten Geschäfte von 23.00 bis 6.00 Uhr geschlossen sein. Bei privaten Zusammenkünften in geschlossenen Räumen dürfen nur noch höchstens zehn Menschen zusammenkommen. Im Freien dürfen sich von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr nur noch fünf Personen versammeln.

Auch in Hamburg gibt es viele Neuinfektionen, mit 38,8 Ansteckungen je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche lag die Hansestadt am Samstag aber noch unter der 50er-Schwelle. Um die Ausbreitung des Virus abzubremsen, soll aber ab Montag eine verschärfte Maskenpflicht gelten. In öffentlichen Gebäuden und in Gastronomiebetrieben müsse dann grundsätzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Samstag. Auf öffentlichen Plätzen mit starkem Gedränge sowie auf Demonstrationen und Großveranstaltungen werde ebenfalls eine Maskenpflicht gelten.

Auch die Stadt Essen überschritt die wichtige Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Das nordrhein-westfälische Landeszentrum Gesundheit gab den Wert für die knapp 600.000 Einwohner große Ruhrgebietsstadt am Sonntag mit 57,3 an. In Essen gelten nun unter anderem strenge Grenzen für Partys. Allein in Nordrhein-Westfalen lagen am Sonntag insgesamt neun Kreise und kreisfreie Städte über der wichtigen Corona-Warnstufe von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Nachdem der Bundestag in der vergangenen Woche das Steueränderungsgesetz 2025 verabschiedet hat, liegt die Entscheidung über die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie nun beim Bundesrat. Die Länderkammer muss dem Gesetz am 19. Dezember 2026 zustimmen. Jetzt äußerten sich Ministerpräsidenten.

Die Obergrenze für Arbeitsmigration über die Westbalkanregelung ist für 2025 erreicht, was zu Ablehnungen offener Anträge führt und bei Wirtschaftsverbänden angesichts politischer Pläne zur Kontingentsreduzierung auf 25.000 auf Kritik stößt.

Die Regierungschefs der Bundesländer haben sich zusammen mit Bundeskanzler Friedrich Merz auf ein umfangreiches Reformpaket zur Modernisierung von Staat und Verwaltung geeinigt. Dieses könnte bei konsequenter Umsetzung auch für das Gastgewerbe spürbare Entlastungen bringen.

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) erwägt ein Subunternehmerverbot für Essenslieferdienste wie Uber Eats, Wolt und Lieferando. Die Maßnahme soll nach einer rbb-Recherche, in der auf mögliche kriminelle Strukturen in der Branche hingewiesen wurde, effektiver gegen zahlreiche Verstöße gegen das Arbeitsrecht vorgehen.

Der Bundestag hat das Steueränderungsgesetz 2025 beschlossen. Das Gesetz setzt die im Koalitionsausschuss vereinbarten steuerlichen Rechtsänderungen um. Zu den zentralen Beschlüssen gehört die dauerhafte Senkung der Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie auf sieben Prozent.

Gastronomen, Pendler sowie Ehrenamtler sollen steuerlich entlastet werden. Ein entsprechendes Gesetz hat der Bundestag in Berlin beschlossen. Nun muss noch der Bundesrat den Weg für das Branchenanliegen freimachen.

Die große Mehrheit der Beschäftigten in Deutschland spricht sich für eine Begrenzung der täglichen Arbeitszeit auf maximal 8 Stunden aus. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse des nun vorgestellten DGB-Index Gute Arbeit 2025.

Eine Umfrage beleuchtet die Herausforderungen der DSGVO-Umsetzung in der deutschen Wirtschaft. Unternehmen fordern mehrheitlich eine umfassende Reform der europäischen Datenschutzregeln, um die Digitalisierung und die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz nicht weiter zu behindern.

Bundesernährungsminister Alois Rainer hat die geplante Novellierung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes verschoben. Die Ausweitung der Kennzeichnung auf weitere Tierarten und die Einbeziehung der Gastronomie sind weiterhin strittige Punkte, während die Bezahlbarkeit von Lebensmitteln für den Minister im Vordergrund steht.

Der Deutsche Bundestag hat den Haushalt 2026 verabschiedet. Das zentrale Element aus Sicht des Gastgewerbes ist die Verankerung der auf sieben Prozent gesenkten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie. Der DEHOGA zeigte sich zuversichtlich, dass nun auch die Mehrheit der Bundesländer im Bundesrat den Weg für das Branchenanliegen freimachen wird.