Spahn zu Sommerurlaub in EU wohl mit Testung möglich

| Politik Politik

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt sich mit Blick auf einen Sommerurlaub in Europa optimistisch. «Innerhalb der EU wird das Reisen voraussichtlich nicht von der Impfung abhängig sein. Auch mit den Testungen wird man sich europaweit gut bewegen können», sagte Spahn der «Rheinischen Post» (Samstag). Er selbst plane seinen Urlaub in Deutschland. «In dieser hoffentlich letzten Phase der Pandemie würde ich keine großen Fernreisen planen, Nordsee statt Südsee quasi.»

Die Bundesärztekammer warnt jedoch davor, das Intervall zwischen zwei Astrazeneca-Impfungen zu verkürzen, um früher als geimpft zu gelten. Die Verkürzung des Intervalls müsse überdacht werden, sagte Ärztepräsident Klaus Reinhardt dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (Samstag). «Wenn das Argument ist, dass damit die Menschen früher von Lockerungen profitieren können, halte ich das für
bedenklich», betonte er. Studien hätten ergeben, dass ein größerer Abstand zwischen den beiden Impfungen positive Auswirkungen auf die Wirksamkeit des Vakzins haben könne. Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach übte diese Kritik.

Für Mutationen des Coronavirus ist Deutschland nach Ansicht von Spahn jedoch gut gerüstet und liegt demnach mittlerweile weltweit unter den Top 5 bei den Sequenzierungen. «Und wir sichern uns in den EU-Rahmenverträgen auch Impfstoffe, die auf Mutationen angepasst werden können», sagte Spahn. Nach Aussage der mRNA-Forscher seien diese Entwicklungen innerhalb von sechs bis acht Wochen möglich, die anschließende Zulassung sei in ein bis zwei Monaten machbar.

Währenddessen werden Rufe nach stärkeren Maßnahmen laut, um überhaupt alle Bevölkerungsgruppen für eine erste Corona-Impfung zu erreichen. «Mobile Impfteams müssen in die sozialen Brennpunkte fahren und ein Angebot machen - digital beworben, wenn der Datenschutz das zulässt», sagte Grünen-Chef Robert Habeck den Zeitungen der «Funke»-Mediengruppe. «Dann können die Menschen eine SMS bekommen: Morgen um 9.00 Uhr steht das Impfmobil vor Aldi.» Und dann werde von morgens bis abends vor dem Supermarkt geimpft. Das lasse sich ausbauen, so Habeck. «Wenn Impfstoffe für Jugendliche zugelassen sind, kann man in den Schulen impfen, und dort doch zum Beispiel auch die Eltern mit. Da sollte viel Kreativität an den Tag gelegt werden.» Die Aufhebung der Impf-Reihenfolge könne nicht bedeuten, dass sich jeder selbst darum kümmern müsse.

Der Deutsche Städtetag hat indes versichert, dass die Kommunen bei der Impfkampagne Menschen in sozial benachteiligten Vierteln gezielt ansprechen. Alle großen Städte hätten die stadtteilbezogenen Inzidenzen im Blick, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages Helmut Dedy dem «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (RND. «Sie kümmern sich darum, Menschen zielgruppengenau anzusprechen, die über übliche  Kommunikationswege schwer erreichbar sind. Ziel ist, dass die bestehenden Impfangebote von priorisierten Personen akzeptiert und angenommen werden.» Darüber hinaus kämen bereits mobile Impfteams zum Einsatz, um die Menschen in benachteiligten Stadtteilen zu erreichen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Arbeitgeber in Deutschland lehnen einen Rechtsanspruch auf Homeoffice ab. In der Regel werde diese Frage im guten Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geregelt. Ein Gesetz brauche es nicht, so Steffen Kampeter.

Bekommen Kinder ihr Mittagessen in Kita oder Schule künftig vom Staat bezahlt? Ein Bürgerrat fordert genau das. Rot-Grün in Niedersachsen findet den Vorschlag gut, bremst aber trotzdem die Erwartungen.

Sterneköche und Frankreichs Gastgewerbe mobilisieren gegen das neue Migrationsgesetz, das, anders als zunächst geplant, die Integration von Beschäftigten ohne Aufenthaltstitel kaum erleichtert. Jetzt protestieren Sterneköche, die die Integration von Küchenpersonal ohne Papiere fordern und appellieren: Wir brauchen Migranten.

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.

Mit einer langen Kolonne von Traktoren haben Tausende Landwirte in Berlin ihrem Ärger über die Ampel-Koalition Luft gemacht. Bei einer Protestkundgebung am Brandenburger Tor sprach auch DEHOGA-Präsident Guido Zöllick und verlangte die Rückkehr zu sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie.

Es ist der erste Bürgerrat dieser Art und das Thema ist hochaktuell: Ernährung. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder steht dabei an erster Stelle der Empfehlungen, die nun im Bundestag vorgestellt wurden.

Das Justizministerium hat einen Referentenentwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Darin enthalten ist auch die Hotelmeldepflicht, die abgeschafft werden soll – allerdings nur für deutsche Staatsangehörige. Auch die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sollen verkürzt werden.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer vor größte Herausforderungen. Das geht aus einer Umfrage des Dehoga hervor.

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.