Stadt-Land-Gefälle: Stadthotels in Österreich fordern Hilfspaket 

| Politik Politik

Das stark vom Tourismus abhängige Österreich macht im vom Coronavirus geprägten Sommer regional sehr unterschiedliche Erfahrungen. Während die Urlaubsgebiete gut besucht sind, leiden Städte wie Wien und Salzburg unter dem Verlust internationaler Gäste. Der Verband fordert finanzielle Hilfen für die Stadtherbergen.

So betrug im Juni, dem ersten Monat nach Wiederöffnung der Hotels in Österreich, das Minus in Wien bei Übernachtungen 88 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie WienTourismus mitteilte. Die Umsätze der Beherbergungsbetriebe in der österreichischen Hauptstadt fielen von Januar bis Mai um 63 Prozent auf 133 Millionen Euro. Nur die Hälfte der etwa 400 Hotels sei überhaupt geöffnet, hieß es.

Auch die Stadt Salzburg leidet in der Coronakrise. «Die Entwicklung ist sehr zäh», sagte Tourismuschef Herbert Brugger. Immerhin sorgten die in vermindertem Umfang stattfindenden Salzburger Festspiele im August für eine Belebung und voraussichtlich eine Auslastung der Hotels von 40 bis 50 Prozent. 2019 kam das gerade bei internationalen Gästen beliebte Ziel im Sommer pro Monat auf 400 000 Übernachtungen und bis zu 700 000 Tagesgäste.

Manche Orte arbeiten an besonders scharfen Hygiene-Standards. Das zu Beginn der Krise als Corona-Hotspot gehandelte Ischgl hat in der Sommersaison eine Art Gesundheitstestlauf für die extrem wichtige Wintersaison gestartet. Alle Touristen könnten sich aktuell einmal die Woche kostenlos auf das Virus testen lassen und erhielten das Ergebnis binnen 24 Stunden, sagt Tourismuschef Andreas Steibl.

„Knapp neun von zehn Nächtigungen sind weggefallen und die Umsätze rasseln in den Keller. Da brennt nicht nur der Hut, der ganze Kopf steht in Flammen“, resümiert Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), die aktuelle Lage in Wien. Die Hotels der Hauptstadt zählten im Juni 190.000 Übernachtungen, ein sattes Minus von 88% gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Lage in Wien ist dabei aber keine Ausnahme, sondern exemplarisch für die Hotels in den Ballungszentren des Landes, erklärt Reitterer: „Die Häuser in den Städten, die offen haben, sind großteils leer. Mit einer dramatischen Verbesserung ist in den nächsten Monaten nicht zu rechnen. Hier braucht es maßgeschneidertes Hilfspaket, sonst schaut es düster aus.“

Verlängerung bei Kurzarbeit und Fixkostenzuschüsse gefordert

Konkret fordert die Branchenvertreterin eine Verlängerung bei der Kurzarbeit bis mindestens Mitte 2021 und den Fixkostenzuschüssen. Letzteres ist laut Reitterer infolge der hohen Miet- und Pachtzahlungen in den Städten besonders wichtig. „Die Auswirkungen der Krise werden uns noch lange begleiten. Je schneller maßgeschneiderte Hilfen bei den Betrieben ankommen, desto mehr Arbeitsplätze werden gerettet. Und das ist es, was im Endeffekt zählt.“ (Mit Material der dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Sterneköche und Frankreichs Gastgewerbe mobilisieren gegen das neue Migrationsgesetz, das, anders als zunächst geplant, die Integration von Beschäftigten ohne Aufenthaltstitel kaum erleichtert. Jetzt protestieren Sterneköche, die die Integration von Küchenpersonal ohne Papiere fordern und appellieren: Wir brauchen Migranten.

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.

Mit einer langen Kolonne von Traktoren haben Tausende Landwirte in Berlin ihrem Ärger über die Ampel-Koalition Luft gemacht. Bei einer Protestkundgebung am Brandenburger Tor sprach auch DEHOGA-Präsident Guido Zöllick und verlangte die Rückkehr zu sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie.

Es ist der erste Bürgerrat dieser Art und das Thema ist hochaktuell: Ernährung. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder steht dabei an erster Stelle der Empfehlungen, die nun im Bundestag vorgestellt wurden.

Das Justizministerium hat einen Referentenentwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Darin enthalten ist auch die Hotelmeldepflicht, die abgeschafft werden soll – allerdings nur für deutsche Staatsangehörige. Auch die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sollen verkürzt werden.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer vor größte Herausforderungen. Das geht aus einer Umfrage des Dehoga hervor.

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.