Überstunden im Homeoffice: DGB will klare Regeln für Arbeitszeit

| Politik Politik

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) dringt auf klare Regeln für das Arbeiten im Homeoffice, um unbezahlte Überstunden zu verhindern. «Wir erleben aktuell, dass Arbeitszeiten im Homeoffice in der Regel überhaupt nicht erfasst werden», sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag). Dabei leisteten die Beschäftigten in Deutschland heute schon jährlich eine Milliarde Überstunden, die nicht bezahlt würden. «Das ist Lohndiebstahl. Und der wird verstärkt, wenn es keine vernünftigen Regeln für die digitale Arbeitswelt gibt.»

«Nach deutschem und europäischem Recht ist niemand rechtlich verpflichtet, seinem Arbeitgeber außerhalb der vereinbarten Arbeitszeit zur Verfügung zu stehen», erläuterte Hoffmann in der «Augsburger Allgemeinen» (Montag). «Trotzdem müssen fast 40 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice auch in der Freizeit erreichbar sein.» Dies wirke sich negativ auf die Gesundheit und das Privatleben aus. Der DGB-Chef bezifferte die unbezahlte Mehrarbeit, die dadurch geleistet werde, auf 30 Prozent. «Das ist eine dunkle Schattenseite von Homeoffice und deshalb ist es so wichtig, dass der rechtliche Rahmen jetzt schnell verbessert wird.»

Eine Initiative des Europaparlaments für einen Rechtsanspruch auf Nichterreichbarkeit von Arbeitnehmern nach Dienstschluss nannte Hoffmann hilfreich. In einem am Donnerstag angenommenen Bericht hatte das EU-Parlament dieses Recht eingefordert. Es sei bisher im Unionsrecht nicht ausdrücklich geregelt (Tageskarte berichtete).

Arbeitgeber sollten nach Ansicht des Parlaments nicht verlangen, dass ihre Angestellten außerhalb der Arbeitszeit direkt oder indirekt verfügbar sein sollten. Die Mitgliedstaaten sollten sicherstellen, dass wer sich auf das Recht auf Nichterreichbarkeit berufe, vor negativen Folgen geschützt werde. Es solle außerdem Mechanismen für den Umgang mit Beschwerden in Bezug auf das Recht geben.

Die Abgeordneten wiesen in ihrem Bericht auch auf die Gefahren von mobilem Arbeiten hin, welche in der Corona-Krise deutlich zugenommen hätten. Sie forderten von der Kommission, genaue Mindestanforderungen hierfür festzulegen.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger wies den Vorstoß zurück. «Eine europäische Richtlinie, die ein Recht auf Nichterreichbarkeit schafft, ist überflüssig», sagte er der «Augsburger Allgemeinen». «Kein Arbeitnehmer muss immer und ununterbrochen für seinen Arbeitgeber erreichbar sein. Dies ist längst umfangreich durch Gesetzgebung geregelt, allen voran durch die EU-Arbeitszeitrichtlinie und durch das deutsche Arbeitszeitgesetz.» Ein starres Korsett würde mobile Arbeit blockieren.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Es ist der erste Bürgerrat dieser Art und das Thema ist hochaktuell: Ernährung. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder steht dabei an erster Stelle der Empfehlungen, die nun im Bundestag vorgestellt wurden.

Das Justizministerium hat einen Referentenentwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Darin enthalten ist auch die Hotelmeldepflicht, die abgeschafft werden soll – allerdings nur für deutsche Staatsangehörige. Auch die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sollen verkürzt werden.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer vor größte Herausforderungen. Das geht aus einer Umfrage des Dehoga hervor.

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.

Nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden nimmt der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn Fahrt auf: Von Mittwoch bis Freitag will die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr streiken.

Am 15. Januar findet als Abschlussaktion der Aktionswoche „Ohne uns kein Essen“ der Landwirte in Berlin eine Großdemo statt. Hier ist auch der DEHOGA als Partner und Unterstützer mit dabei. Auch in den Bundesländern gibt es Aktionen. Teilnahmen an Straßenblockaden sind nicht geplant.

Beim Blick in die Kühltheken sollen Verbraucherinnen und Verbraucher bald zusätzliche Informationen auf Lebensmitteln finden - zur Herkunft von Fleischwaren schon in wenigen Wochen. Ein anderes Logo kommt auch auf den Weg.

Per Gesetz sollen Plastik-Einwegverpackungen bei Essen zum Mitnehmen eingedämmt werden. Der Dehoga findet die Idee grundsätzlich gut. Es hakt aber bei der Rückgabe des als Ersatz genutzten Mehrweggeschirrs.