Volksfreund: DEHOGA Rheinland-Pfalz will prominenten Kritiker „loswerden“

| Politik Politik

Nächste Runde im Verbandszoff im DEHOGA Rheinland-Pfalz. Wie der „Trierische Volksfreund“ berichtet, will der Verband den Traben-Trarbacher Hotelier Matthias Ganter aus dem Verband ausschließen. Ganter, der an der Mosel zwei bekannte Hotels betreibt, gehört zu einer Gruppe von Gastgebern, die die letztjährige Wahl von Gereon Haumann zum Präsidenten des Verbandes bis 2029 für nichtig erklären lassen will.

Der Krach um die Wahl des DEHOGA-Präsidenten in Rheinland-Pfalz schlägt medial seit Monaten hohe Wellen in dem Bundesland. Sogar das Fernsehen berichtete. So interviewte der SWR den Hotelier Matthias Ganter vom Romantik Jugendstilhotel Bellevue in Traben-Trarbach, der anführt, dass die Wahl eines zukünftigen Präsidenten während der laufenden Amtszeit des amtierenden Präsidenten die DEHOGA-Satzung gar nicht vorsehe.

Im Trierischen Volksfreund und in der Allgemeinen Zeitung wurde in dem Zusammenhang nicht nur die Wahl des Präsidenten für elf Jahre kritisiert, sondern auch die Vergütung, die, laut Volksfreund, bei über einer viertel Million Euro pro Jahr liege und die Beteiligung des Berufs-Lobbyisten „an einer Beratungsgesellschaft, die für den DEHOGA tätig ist“. 

„Ich weiß nicht, wie man das einem Mitgliedsbetrieb erklären soll. Die DEHOGA-Beiträge sind ja erst vor zwei Jahren erhöht worden“, wird der Hotelier Markus Schröder aus Trier vom SWR zitiert.

Der DEHOGA feuert der DEHOGA scheinbar gegen die abtrünnigen Mitglieder zurück. Die Verbandsspitze soll sich geschlossenen hinter ihren hauptamtlichen Präsidenten gestellt haben und prüfte laut SWR bereits im Dezember Ausschluss der aufmüpfigen Hoteliers aus dem Verband. Der Sender zitiert aus einer Pressemitteilung des Verbandes: „Das Präsidium ist verpflichtet, die sich aus der Satzung ergebenden Ordnungsmaßnahmen bis hin zum Ausschluss aus dem Verband zu prüfen. Keineswegs wird das Präsidium zulassen, dass über einzelne Mitglieder des DEHOGA Rheinland-Pflalz e.V. die erfolgreiche Interessenvertretung für die 4.500 Mitgliedsbetriebe öffentlich problematisiert und damit den Zielen und Aufgaben des Verbandes schwerer Schaden zugefügt wird“.

Nach der Satzung kann das neunköpfige DEHOGA-Präsidium ein Mitglied nach Anhörung des zuständigen Kreisverbands ausschließen. Das entsprechende Schreiben sei am Freitag beim Kreisverband per Einschreiben eingegangen, sagte der kommissarische Bernkastel-Wittlicher Dehoga-Vorsitzende Rolf Pohl dem Volksfreund.

Ganter hat bislang keinen Kommentar zu dem Ausschlussverfahren abgegeben „Da mir bisher keinerlei Gründe mitgeteilt wurden, kann ich dazu derzeit auch keine Stellungnahme abgeben“, sagte der 57-Jährige am Montag dem Volksfreund und schloss an „Wenn meine Person in Misskredit gebracht wird, werde ich mich selbstverständlich wehren.“

Gereon Haumann, der Präsident des DEHOGA Rheinland-Pfalz, war im Sommer 2018 von der Delegiertenversammlung des Verbandes drei Jahre vor Ablauf seiner Amtszeit bis 2029 im Amt bestätigt worden. Wie der Trierische Volksfreund berichtet, soll sich Haumann sein Engagement auch „äußerst gut bezahlen lassen“.

Im Vorfeld hatte ein Kreisverband Protest gegen diese Entscheidung angekündigt, konnte sich damit bei der Versammlung aber nicht durchsetzen, berichtete ebenfalls der Volksfreund.

Haumann wurde von der Delegiertenversammlung im Vorfeld eines großen Festaktes für weitere acht Jahre im Amt bestätigt. Im Beisein zahlreicher Prominenz aus Politik und Wirtschaft weihte der DEHOGA zeitgleich seine Geschäftsstelle in Bad Kreuznach ein. Bei einer Pressekonferenz gab der Präsident an, den Landesverband saniert zu haben und präsentierte positive Geschäftszahlen. Ferner kann der gebürtige Kölner für sich in Anspruch nehmen, den einst heillos zerstrittenen Landesverband vereint zu und dessen Schlagkraft deutlich erhöht zu haben. 

Wie die Allgemeine Zeitung damals berichtete, habe sich der Widerstand gegen die vorzeitige Amtszeitverlängerung in einigen Kreisverbänden auch an der Höhe der Bezüge des Präsidenten entzündet. Laut Zeitung verursache Haumann jährliche Lohn- und Honorarkosten in Höhe von rund 330 000 Euro. Das Blatt beruft sich dabei auf ein Verbandsmitglied, das lieber anonym bleiben möchte. Die meisten Präsidenten in den DEHOGA-Landesverbänden arbeiten ehrenamtlich.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mehr als 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für ein kostenloses Mittagessen in Schulen und Kitas. Hintergrund der Umfrage war die Empfehlung eines Bürgerrats des Bundestags zur Ernährung.

Das Ifo-Institut plädiert für die Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung. Die Niederlande, Schweden und Finnland hätten das bereits beschlossen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen bleibe damit stabil, so die Wirtschaftsforscher.

Mit einer langen Kolonne von Traktoren haben Tausende Landwirte in Berlin ihrem Ärger über die Ampel-Koalition Luft gemacht. Bei einer Protestkundgebung am Brandenburger Tor sprach auch DEHOGA-Präsident Guido Zöllick und verlangte die Rückkehr zu sieben Prozent Mehrwertsteuer in der Gastronomie.

Es ist der erste Bürgerrat dieser Art und das Thema ist hochaktuell: Ernährung. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder steht dabei an erster Stelle der Empfehlungen, die nun im Bundestag vorgestellt wurden.

Das Justizministerium hat einen Referentenentwurf für ein Bürokratieentlastungsgesetz vorgelegt. Darin enthalten ist auch die Hotelmeldepflicht, die abgeschafft werden soll – allerdings nur für deutsche Staatsangehörige. Auch die Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege sollen verkürzt werden.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent für Speisen in der Gastronomie bei gleichzeitig massiv steigenden Kosten stellt die Unternehmer vor größte Herausforderungen. Das geht aus einer Umfrage des Dehoga hervor.

Obwohl Finanzminister Lindner noch im letzten Jahr mehrfach seine Sympathie für eine dauerhafte Verlängerung der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie kundgetan hatte, will der Politiker heute von einer Senkung nichts mehr wissen. In der ARD-Sendung Maischberger schloss Lindner die Rückkehr zur Sieben-Prozent-Mehrwertsteuer jetzt deutlich aus.

Auch am Donnerstag haben Landwirte ihre Proteste gegen die Sparmaßnahmen der Bundesregierung in vielen Regionen fortgesetzt. Unterstützung kommt auch vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband. 

Pandemie, Kundenzurückhaltung, Personalmangel und Mehrwertsteuererhöhung: Die Gastrobranche steht nach Krisen in der Vergangenheit vor neuen Herausforderungen. Eine saarländische Kampagne soll für positive Stimmung sorgen.

Nach dem sogenannten Weihnachtsfrieden nimmt der Tarifstreit bei der Deutschen Bahn Fahrt auf: Von Mittwoch bis Freitag will die Lokführergewerkschaft GDL im Personenverkehr streiken.