Alpen: Die Hütten sind wieder offen

| Tourismus Tourismus

Freundlich begrüßen die Hausschafe Lisa und Mara die Wanderer. Sie haben es sich im Schatten der Bochumer Hütte bequem gemacht. Enzian blüht blau auf der Almwiese, während die Gipfel darüber noch eine weiße Kappe tragen. Hüttenwirtin Ilona Hultsch war noch kurz im Tal und hat neue Gasflaschen geholt. Sie darf wieder Gäste empfangen.

Seit dem 18. Mai ist die Bochumer Hütte wieder offen. Kelchalm hieß sie, bevor sie von der Bochumer Sektion des Deutschen Alpenvereins übernommen wurde. Die Hütte liegt nur ein paar Kilometer außerhalb des Jetset-Ortes Kitzbühel auf 1432 Metern Höhe.

Nicht nur in Österreich, auch in Bayern sind die Hütten inzwischen wieder offen. Anmeldung, Abstand, negativer Test: Noch gibt es viel zu beachten. Ilona Hultsch bleibt trotzdem entspannt: «Vor allem Familien tut es gut, wenn mal nichts scheppert außer den Kuhglocken. Sie waren so lange eingesperrt», sagt die gelernte Sozialarbeiterin aus München. «Deshalb werde ich alle Regeln ganz brav befolgen.»

Doch ganz unkompliziert sind Bergtouren auch in diesem Jahr nicht. Viele Bergsteigerinnen und Wanderer sind besonders bei mehrtägigen Hüttentouren noch zurückhaltend. Hüttenwirtin Hultsch verzeichnet gerade einmal die Hälfte der üblichen Vorreservierungen.

Welche Regeln zu beachten sind

Wenn der Rucksack gepackt wird, sind neben den üblichen AHA-Regeln noch ein paar mehr Dinge zu beachten. Jeder Tagesgast muss sich registrieren - das gilt für alle Hütten in Deutschland und Österreich. Da viele Wirte die Kontaktdaten digital verarbeiten, ist es ratsam, ein Handy dabeizuhaben. Auch eine Maske sollte im Rucksack sein, schon falls man auf dem Weg aufs Klo durchs Haus gehen muss.

Für Außen- und Innengastronomie gilt in Österreich die griffige 3G-Regel: geimpft, genesen, getestet. Mit den entsprechenden Nachweisen darf man auf Terrassen und in Gaststuben. Seit dem 10. Juni sind größere Gruppen an einem Tisch erlaubt: drinnen acht Personen aus unterschiedlichen Haushalten und draußen 16. Kinder unter 14 Jahren sind von der Testpflicht ausgenommen. Minderjährige dürfen zuzüglich der Gruppengrößen an den Tisch.

In den bayerischen Alpen bleibt es kompliziert. Ob drinnen oder draußen gespeist wird, wie viele Personen aus wie vielen Hausständen am Tisch sitzen dürfen: All das ist von der Inzidenz im jeweiligen Landkreis abhängig. Immerhin sind seit dem 7. Juni Lockerungen in Kraft. So ist die Testpflicht für Tagesgäste bei Inzidenzen unter 50 in den Landkreisen aufgehoben und zehn Personen aus unterschiedlichen Haushalten plus Kinder dürfen an einen Tisch.

Wer seinen Test vergessen hat, der kann im Notfall oft To-go-Angebote der Hütte nutzen. Dann werden die Speisen eben nicht auf der Terrasse, sondern im Grünen konsumiert. Allerdings sollte man jeglichen Müll unbedingt wieder mitnehmen.

Eine Reservierung ist Pflicht

Auf mehrtägigen Hüttentouren ist jeder Gast in den bayerischen und österreichischen Alpen aufgefordert, vorher zu reservieren. Ein eigener Schlafsack, ein Kopfkissenbezug und ein Handtuch müssen im Rucksack sein. Nur eine Gruppe aus einem Zimmer darf gemeinsam den Waschraum benutzen. Danach muss gelüftet und desinfiziert werden. Für mehrtägige Touren sollte man Testsets mitnehmen.

Auch hier haben Bayern und Österreich im Detail unterschiedliche Vorgaben: Für die Schlaflager in Bayern gilt aktuell eine Maximalbelegung von zehn Personen, für Geimpfte und Genesene ist der Status noch nicht klar. In Österreich dürfen sie mit anderen Gruppen zusammengelegt werden.

Vor jeder Wanderung ist es also ratsam, sich telefonisch oder auf den Webseiten der Hütten zu informieren. Einen guten Überblick über die Hütten der Sektionen gibt es beim Deutschen Alpenverein (DAV). Mehr denn je sind Planung und Eigenverantwortung gefragt.

Erhöhte Schwierigkeiten - aber nicht alpin

An einem Sonntagvormittag, wenn Ärzte und Apotheken geschlossen haben, bilden sich vor den Teststationen im Raum Kitzbühel schon einmal größere Schlangen. Da ist es cleverer, sich vorher zu Hause zu testen. Gepäck lässt sich reduzieren, indem man die Reiseapotheke in der Gruppe aufteilt. Moderne Schlafsäcke sind inzwischen ultraleicht.

Da weiter Abstandsregeln gelten, können die Wirte in diesem Jahr weniger Tische aufstellen. «An sonnigen Sommertagen könnte es eng werden», warnt Hanspeter Mair vom DAV. Da hilft nur ein bisschen mehr Zeit einzuplanen oder eine eigene Brotzeit dabei zu haben. «Geduld ist das neue Stichwort», sagt Mair. «Das sind wir unseren Hüttenbetreibern schuldig, die wir bei der Stange halten wollen.»

Immerhin ist auch beim DAV die Stimmungslage heller geworden, seit die Landesregierung nach wütenden Protesten der bayerischen Hüttenwirte Lockerungen beschlossen hat. «Ganz zufrieden sind wir aber noch nicht», sag Mair. «Mit den Regeln in Österreich können wir gut leben. In Bayern ist dagegen immer noch offen, wie man mit den Geimpften und Genesenen umgeht. Da würden wir uns für die großen Matratzenlager Maßgaben wünschen. Bisher dürfen nur zehn von manchmal bis zu 40 Betten belegt werden. Das ist ein heikles Thema.»

Endlich wieder die Berge genießen

Zurück in die Kitzbüheler Alpen: Wirt Tom Gaaß auf der Hochwildalm braucht gerade ein starkes Organ. Trotz Eingangstor mit QR-Code und Hinweistafel strömt eine ganze Gruppe einfach so auf die Terrasse. Der Regensburger gibt an der Theke nicht nur Getränke aus, er prüft nun auch Dokumente. Mit Partnerin Johanna Buß setzt er seit gerade erst einem Jahr auf 1557 Metern Höhe neben regionalen Spezialitäten konsequent auf vegane und herkunftsgeprüfte Speisen.

An einem der acht Tische auf der Terrasse sitzt das Ehepaar Lehner. Die Stammgäste aus Regensburg genießen Kaiserschmarrn, Tiroler Kasspatzln und frisch gebackene Nussecken.

Gut strukturiert und schnell sei die Anmeldung gewesen, sagt Manfred Lehner. Die Impfausweise hatten sie dabei - und mussten sie auch vorzeigen. Jetzt, da er zum ersten Mal wieder in der vertrauten Natur sitzt, kann er seine freudigen Gefühle nur mit einer großen Bewegung der Arme ausdrücken. «Die vielen Monate im Lockdown, das hat einen schon verändert», sagt er. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Luftfahrtbranche beklagt sich seit langem über stark gestiegene Standortkosten. Dadurch fielen immer mehr Verbindungen weg. An Vorschlägen für Entlastungen - auch aus der Koalition - mangelt es nicht.

Die jüngste ADAC Tourismusstudie beleuchtet die Haltung deutscher Reisender zur touristischen Überlastung und deren Management. Sie zeigt eine hohe Problemwahrnehmung, aber auch die Grenzen der Akzeptanz bei Maßnahmen, die das Reisebudget betreffen.

Der jährliche Trendreport „Unpack ’26: The Trends in Travel“ der Expedia Group wurde veröffentlicht. Die Studie, die auf internen Daten und einer weltweiten Befragung von 24.000 Reisenden basiert, liefert Einblicke in das künftige Reiseverhalten und identifiziert relevante Trends.

Erstmals seit 20 Jahren ist der Reisepass der Vereinigten Staaten nicht mehr unter den zehn mächtigsten Pässen der Welt. Im aktuellen Henley Passport Index fällt der US-Pass auf den 12. Platz und teilt sich diesen mit Malaysia.

Nach mehr als viereinhalb Jahren sind die Sanierungsarbeiten im Innenhof des berühmten Dresdner Zwingers offiziell beendet. Damit steht das bedeutende barocke Gartenensemble Besuchern wieder als Ganzes offen. 

Die Stadt Palma de Mallorca verschärft die Regeln für den Tourismus. Die Verwaltung der größten Stadt auf Mallorca plant ein umfassendes Verbot für neue Ferienwohnungen sowie für neue Hostels.

Eine TUI-Studie beleuchtet die Rolle der pflanzlichen Ernährung bei der Urlaubsplanung von Vegetariern und Veganern in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass das kulinarische Angebot für diese Zielgruppe einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.

Nur 45 Autominuten von der Hauptstadt entfernt entsteht ein neues, nachhaltiges Ferienresort im skandinavischen Stil. Die 45 Ferienimmobilien bieten Wohnflächen zwischen 75 und 98 Quadratmetern. Die Nähe zu Berlin und die Erreichbarkeit des Flughafens BER sollen Touristen locken.

Die Deutschen träumen von Reisen, die große Erlebnisse und Tiefgang versprechen, zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Reiseträume“ von HolidayCheck. Obwohl es um absolute Sehnsuchtsziele – losgelöst von Budget, Zeit oder Sicherheitsaspekten – ging, landet überraschenderweise das eigene Land auf dem ersten Platz der Bucket List.

Die österreichische Tourismusbranche blickt mit verhaltenem Optimismus auf die kommende Wintersaison 2025/26. Trotz eines weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds zeigt eine aktuelle Studie ein stabiles Nachfrageniveau.