Aufs Menü verzichten? Wie Fluglinien Lebensmittelabfälle vermeiden

| Tourismus Tourismus

Freiwillig aufs Essen an Bord verzichten: Japan Airlines bietet Fluggästen diesen «Service» seit Dezember auf allen Flügen an. Bis einen Tag vor Abflug können Passagiere die «Meal Skip Option» wählen - statt des Menüs auf dem Flug gibt es dann von der Airline eine Spende an ein Projekt zur Hungerbekämpfung in Entwicklungsländern.

Die Airline will Gästen, die Ruhe statt Essen wollen, so auf der einen Seite einen störungsfreien Flug ermöglichen (und mit der Spende sicher auch ein gutes Gewissen). Auf der anderen Seite geht es darum, Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Denn die Menüs werden vorm Flug vorbereitet. Was an Bord nicht gegessen wird, landet im Müll.

Zwar ist der Anklang der Maßnahme bislang überschaubar: Aktuell spare man ein paar Menüs pro Flug ein, teilt die Airline auf Anfrage mit. Zwei bis drei von 100 Passagieren würden von der Möglichkeit des Menüverzichts Gebrauch machen. Aber man erwartet mit der Zeit «signifikante» Einsparungen.

Japan Airlines ist nicht allein mit ihrem Ansatz. Die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines hat im Herbst für bestimmte Businessclass-Flüge eine ähnliche Option eingeführt. Auch hier macht bislang nur ein kleiner Bruchteil der Passagiere davon Gebrauch. Laut einem CNN-Bericht wurde bislang im Schnitt auf 1000 bis 1500 Mahlzeiten pro Monat verzichtet.

Vorbestellung und Tablett-Analyse

Und hierzulande? Bei den Airlines der Lufthansa Group gibt es teilweise Optionen zur Vorbestellung («Preorder»). Bei Lufthansa beispielsweise könnten Passagiere auf der Kurz- und Mittelstrecke bis 36 Stunden vor Abflug frische Produkte online vorbestellen, so ein Sprecher.

Das Ziel sei, den Bedarf möglichst genau zu planen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Dabei setzt die Lufthansa Group nach Angaben des Sprechers auch auf künstliche Intelligenz. Mittels Waagen, Kameras und algorithmischer Erkennung würden Speisereste auf den zurückgegebenen Tablets analysiert. So sollen die Speisen den Schilderungen zufolge noch passgenauer hergestellt werden.

Beim Ferienflieger Tuifly können warme Speisen vorbestellt werden - so werden sie nach Bedarf vorgekocht. An Bord der Flieger und bei den Lieferketten arbeite man daran, Lebensmittelabfälle zu reduzieren, so ein Sprecher. Wo es möglich und sicher sei, spende man etwa Lebensmittel kurz vor Ablauf des Verfallsdatums.

Frische Lebensmittel zum Mitnehmen

Die Lufthansa Group hat noch einen anderen Ansatz, um nicht verbrauchte Lebensmittel eines Flugs weiter zu verwerten. Und damit auch noch etwas Geld einzunehmen.

Man verfolge mit den Airlines Initiativen, bei denen man den Fluggästen auf den letzten Kurzstreckenflügen eines Tages übrig gebliebene Frischeprodukte zum reduzierten Preis anbietet, so der Sprecher der Lufthansa Group. Gut 80 000 Produkte seien so im Jahr 2022 verkauft statt entsorgt worden.

Ein konkretes Beispiel liefert die zum Konzern gehörende Austrian Airlines. Auf Europaflügen nach Wien können Fluggäste kurz vor Landung in der österreichischen Hauptstadt nicht konsumierte frische Lebensmittel für 3,50 Euro kaufen. Die Airline nennt das «Austrian Melangerie to go». Demnach wurden in einem Jahr mehr als zwei Tonnen Lebensmittel auf diesem Weg verkauft und landeten nicht im Müll, heißt es von der Airline.

Offenbar ein Modell, das Schule machen soll: Die Einführung eines solchen Verkaufsangebots auch bei Lufthansa sei noch in diesem Jahr geplant, so der Sprecher der Lufthansa Group.

Müllmenge geht in die Millionen Tonnen

Aber: Ist das alles nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und angesichts der klimaschädlichen Emissionen von Flugzeugen nur eine Randnotiz im ganzen Kosmos von Umweltschutz und Nachhaltigkeit?

Zur Einordnung: 2018 haben die Airlines 6,1 Millionen Tonnen Kabinenmüll verursacht, schätzte der internationale Airline-Verband IATA. Davon seien mindestens 20 Prozent weggeworfene Speisen und Getränke gewesen. Das wären mehr als 1,2 Millionen Tonnen. (dpa(


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine aktuelle Analyse von Google-Bewertungen zeigt auf, welche Flughäfen weltweit bei Passagieren in puncto Servicequalität, Komfort und Erlebnis besonders gut abschneiden. An der Spitze des Rankings positioniert sich der Singapore Changi Airport.

Fregate Island auf den Seychellen, eine privat geführte Insel, plant die Wiederaufnahme des Betriebs für den Herbst 2026. Dem Re-Launch ging ein grundlegender Neubau der Poolvillen, Anwesen und der gesamten Infrastruktur voraus. Die Betreiber zählen sich selbst zur Ultra-Luxushotellerie.

Der Reiseveranstalter TUI hat Reisen in das Renaissance Cairo Mirage City Hotel in Ägypten aus dem Programm genommen, nachdem bekannt wurde, dass über 150 aus Israel freigelassene palästinensische Ex-Häftlinge dort untergebracht waren. Auch die Lufthansa hat reagiert und ihre Flug-Crews vorsorglich in andere Unterkünfte verlegt.

Angebote für Verbände und Unternehmen sollen die Tourismusbranche in Rheinland-Pfalz nach vorn bringen. Die nun vorgestellte Tourismusstrategie sieht insgesamt sechs zentrale Handlungsfelder vor.

Die Schweizer Skigebiete Crans-Montana und Andermatt-Sedrun gehören Amerikanern, aber Flims, Laax und Falera verhindern nur mit viel Geld eine Übernahme aus dem Ausland.

Aus Sorge vor einer ausländischen Übernahme der lokalen Ski-Infrastruktur, haben die drei Wintersportgemeinden Flims, Laax und Falera im Kanton Graubünden den Kauf der Anlagen der Weissen Arena Bergbahnen AG beschlossen. Mit einem Gesamtvolumen von 94,5 Millionen Franken sichern die Gemeinden die touristischen Anlagen.

Schon länger wehren sich Gegner gegen das touristische Großprojekt Bernstein-Resort bei Ribnitz-Damgarten. Nun hat ein Gericht notwendige Arbeiten vorläufig gestoppt - wegen Fledermäusen.

Der Europa-Park im südbadischen Rust will dem Weltraum einen eigenen großen Themen-Bereich widmen. Eine Hauptattraktion wird die Achterbahn Euro-Mir sein, die abgebaut und mit neuer Technik komplett neu errichtet werden soll.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband unterstützt die Initiative zur Olympiabewerbung Münchens. Der Verband sieht darin langfristige Chancen für die bayerische Hauptstadt, die Betriebe der Branche sowie deren Gäste in ganz Bayern.

Eine aktuelle Umfrage der ÖHV beleuchtet die Reisepläne der Österreicher für die Herbstferien. Im Fokus stehen Inlandsreisen, kurze Aufenthalte und die Suche nach Erholung.