Aufstehen nach dem Tiefschlag - Allianz will Stuttgarts Ruf polieren

| Tourismus Tourismus

Die Bilder haben nicht nur die Menschen in Stuttgart verstört: Zahlreiche vor allem junge Menschen ziehen randalierend durch die Innenstadt, sie plündern und zerstören wahllos und stundenlang. Szenen, wie sie vielleicht aus London bekannt sind, aus Hongkong oder den USA, keineswegs aber aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Es ist ein weiterer Riss im Image der Metropole, die bereits unter dem Bauprojekt Stuttgart 21 und jüngst unter Fahrverboten und zahlreichen Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen gelitten hat.

Clubbesitzer, Hoteliers und Gastronomen, Theaterintendanten und der Einzelhandel haben sich nun zusammengeschlossen, um den angeschlagenen Ruf ihrer City zu polieren. Ziel sei es unter anderem, Perspektiven für eine sichere Stadt aufzuzeigen und deutlich an die Politik zu appellieren, kündigte der Geschäftsführer der City-Initiative, Sven Hahn, an. Er will Details des Projekts am Donnerstag (11.00) in Stuttgart vorstellen.

Zuvor hatten Stadt und Land bereits Konsequenzen aus der Krawallnacht gezogen und eine Partnerschaft vereinbart, um die Innenstadt gemeinsam sicherer zu machen. Auch über eine Ausweitung der Videoüberwachung soll nachgedacht werden. Dass man diese an bestimmten Orten brauche, sei klar, hatte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) in der vergangenen Woche gesagt.

Die sogenannte Sicherheitspartnerschaft und die neue Allianz sind Reaktionen auf die schweren Auseinandersetzungen in Stuttgart vor mehr als zweieinhalb Wochen. In der Nacht zum 21. Juni waren zahllose Menschen durch die zentrale Einkaufsstraße gezogen, sie hatten Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert. Nach Angaben der Polizei waren 400 bis 500 Menschen an der Randale beteiligt - oder hatten dabei zugeschaut.

Der Tourismuschef von Stadt und Region macht sich allerdings noch keine Sorgen um nachhaltige Folgen für den Ruf Stuttgarts. «Ein Image lässt sich nicht durch wenige Bilder kaputtmachen», sagt Armin Dellnitz. «Außerdem ist der Mensch vergesslich. Wenn sich diese Eindrücke aus der Nacht der Randale nicht wiederholen, gehe ich nicht von einer Langzeitwirkung aus.» Deutlich schwerer wiege dagegen der Schaden durch die anhaltende Corona-Krise. «Die Pandemie hat uns in vollem Lauf erwischt und Angebot und Nachfrage auf Null gebremst.»

Allerdings spüre er, dass Handel, Kultur und Gastgewerbe durch die Pandemie und auch nach der Randale zusammenrückten. «Die Sorge um die Innenstädte schweißt zusammen», sagt Dellnitz.

Dabei geht es eher um die gefühlte Sicherheit als um die nackten Zahlen. Denn laut Kriminalstatistik der Polizei bleibt Stuttgart eine der sichersten Großstädte in Deutschland. Gemessen an der Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner (8561) findet sich die Stadt hinter München und Nürnberg in der Spitzengruppe wieder - weit vor Berlin, Hannover, Leipzig und Frankfurt am Main. Die Aufklärungsquote bei den mehr als 54 000 Straftaten liegt bei fast 60 Prozent. Das ist zwar etwas weniger als im Jahr zuvor, aber mehr als in vielen anderen deutschen Großstädten.

Die Straßenkriminalität geht leicht zurück, auch die Zahl der Gewalttaten hat abgenommen. Mehr als 47 Prozent der Tatverdächtigen kommen allerdings nicht aus Deutschland. Offiziell kommt jeder vierte Einwohner Stuttgarts aus dem Ausland.

Tourismus-Experte Dellnitz geht nicht davon aus, dass sich Stuttgart innerhalb der kommenden zwei Jahre von der Krise erholen wird. «Die Zahlen aus dem ersten Halbjahr sind dramatisch», sagt er. «Da ist es gut, wenn nun verstanden wird, dass wir es nur gemeinsam schaffen und nicht jeder für sich.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Egal, wie groß das Budget ist, ob nah oder fern: Die Auswahl an potenziellen Urlaubszielen ist riesig - und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Spoiler: Influencer haben eher wenig Einfluss.

Die Wahl des perfekten Verlobungsortes trägt eine tiefe Bedeutung in sich. Es geht darum, einen Moment zu schaffen, der nicht nur die Liebe zweier Menschen zueinander zelebriert, sondern auch eine gemeinsame Zukunft einläutet. Ein solcher Ort wird Teil der persönlichen Geschichte, ein Kapitel, das immer wieder gerne erzählt wird. Weltweit bieten sich dafür Kulissen von atemberaubender Schönheit und einzigartigem Charme an.

Millionen Menschen in China reisen zum Frühlingsfest. Die Feiertage sind ein wichtiger Konsumtreiber für das Land. 2024 scheinen die Chinesen nach den Corona-Jahren besonders reiselustig zu sein.

Die Deutsche Umwelthilfe hat Klage gegen die TUI Cruises GmbH wegen unzureichend begründeter Netto-Null-Ziele für die Zukunft eingereicht. Der Konzern kündige einen "dekarbonisierten Kreuzfahrtbetrieb" bis 2050 an und "begründe dies unter anderem mit realitätsfremden Annahmen".

Die US-amerikanische Buchungs- und Bewertungsplattform TripAdvisor bereitet sich auf eine eventuelle Übernahme vor. Das Unternehmen hat einen Sonderausschuss eingerichtet, um potenzielle Geschäftsvorschläge zu prüfen, was auch einen möglichen Verkauf einschließen könnte. Anleger reagieren positiv auf diese Entwicklung.

Trotz schwächelnder Konjunktur sparen Tui-Kunden nicht am Urlaub. Der Reisekonzern rechnet im Sommer mit einem starken Geschäft. Von der Börse in London will sich Tui dann zurückziehen.

Die Prognosen für den weltweiten Tourismus sowie bedeutende Kultur- und Sport-Events in Deutschland bieten großes Potenzial, dass der deutsche Incoming-Tourismus 2024 zu den Ergebnissen des bisherigen Rekordjahres 2019 aufschließt, so die Einschätzung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT).

Der Flughafen von Florenz erhält ein neues Terminal. Das Besondere daran: Auf dem etwa 7,7 Hektar großen Dach des Flughafengebäudes soll zukünftig Wein angebaut werden. Die Reben werden von einem echten Winzer aus der Region bewirtschaftet, der die Trauben nach der Lese im Keller des Flughafens zu Wein weiterverarbeitet.

Während der Corona-Pandemie haben viele Staaten Fluggesellschaften mit milliardenschweren Hilfspaketen unterstützt. Das beschäftigt die europäischen Gerichte - erneut fiel ein Urteil nun sehr deutlich aus.

Rezession, Inflation, Kriege und Krisen können den Menschen in Deutschland nicht die Reiselust nehmen. Bereits jetzt haben 63 Prozent eine mindestens fünf Tage lange Urlaubsreise geplant. Vor der Pandemie waren es lediglich zwei Prozentpunkte mehr.