Ist die Pauschalreise angesichts der Pleite von Thomas Cook und Neckermann wirklich so sicher, wie stets behauptet wurde? Und wie nachhaltig kann ein Urlaub und somit ein Reiseveranstalter in Zeiten des Klimawandels überhaupt sein? Stichwort Flugscham. Antworten gibt der Zentraleuropa-Chef von DER Touristik, Ingo Burmester, im Gespräch mit dem dpa-Themendienst.
Insolvenz so gut wie ausgeschlossen
«Die Pauschalreise als Bündel von Leistungen ist sicherer als jede andere Reiseform», betonte Burmester. «Bei einer Airline-Insolvenz bleibt der Kunde in der Regel zu 100 Prozent auf seinen Kosten sitzen.» Anders bei der Pauschalreise: Hier springe immer der Veranstalter ein. «Wir führen die Reise für den Kunden trotzdem durch und kümmern uns um eine Ersatzbeförderung.»
Pauschalurlaub mit einem Veranstalter wurde von der Branche stets als «Rundum-Sorglos-Paket» beworben - dann ging Thomas Cook und damit auch Neckermann pleite. Viele Urlauber sind verunsichert. Mit Blick auf das eigene Haus sagte Burmester: «Unser Mutterkonzern, die Rewe Group, ist hochprofitabel. Wir sind aus meiner Sicht die sicherste Reisegruppe Deutschlands. Für uns ist eine Insolvenz so gut wie ausgeschlossen.» Die Pauschalreise sei jetzt auch nicht in der Krise. «Unsere Zahlen sprechen dagegen.»
Junge Familien wollen Nachhaltigkeit
Besonders gut laufen bei DER Touristik derzeit Urlaubsziele, die Kunden mit dem Auto erreichen können. Das könne zum einen am guten Wetter der vergangenen Sommer liegen, aber durchaus auch an einem Interesse an nachhaltigerem Reisen, sagte Burmester. «Immer mehr Leute wollen wissen, wie die CO2-Bilanz ist oder ob im Hotel Müll getrennt wird. Es werden Fragen gestellt, die früher nicht gestellt wurden.» Jungen Familien sei das Thema Nachhaltigkeit viel wichtiger als früher. «Das ist ein klarer Trend.»
Doch was heißt der Begriff Nachhaltigkeit genau? Klimaschützer betonen, Flugreisen seien wegen ihres hohen CO2-Ausstoßes besonders schädlich. Zu der Frage, ob Urlauber aus Klimaschutzgründen nicht weniger fliegen sollten, sagte Burmester: «Solange es das Grundbedürfnis des Reisens gibt, werden wir - in vielen Fällen - die Antwort im weniger fliegen schwerlich finden, zumal viele Menschen beruflich oder privat aufs Fliegen angewiesen sind.»
Reisefreiheit statt weniger fliegen
Man sei zum Glück nicht in einer Planwirtschaft, so Burmester. «Wir verteidigen die Reisefreiheit. Mit einem kurzsichtigen Reiseverbot wäre niemandem geholfen.» Man erfülle schließlich die Bedürfnisse des Kunden. Und der will eben auch ferne Ziele sehen.
Aber müsste das Fliegen nicht teurer werden, so wie es nun auch die Erhöhung der Luftverkehrssteuer vorsieht? Für 60 Euro im Flieger nach Mallorca - ist das noch ein angemessener Preis? «Das Verbot des Reisens ist nicht der Schlüssel, wir müssen von der Verbrennung fossiler Brennstoffe wegkommen», antwortete Burmester. Man halte das Konzept der CO2-Steuer für mangelhaft, da diese nicht zweckgebunden zur Senkung des CO2-Ausstoßes wie zum Beispiel für die Erforschung alternativer Antriebstechniken genutzt werde. «Die Lenkungswirkung der CO2-Steuer ist kaum gegeben.» (dpa)