Deutsche Tourismusanalyse: 2023 könnte Rekordjahr werden

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Pandemie, Energiekrise, Inflation und Krieg – in den letzten zwölf Monaten prägten zahlreiche Herausforderungen den Alltag der Bundesbürger. Doch nach nunmehr drei Jahren andauernder Krisenzustände wollten viele Bundesbürger 2022 vor allem eines: Raus aus den eigenen vier Wänden und endlich wieder verreisen, so ein Ergebnis der 39. Deutschen Tourismusanalyse der BAT- Stiftung für Zukunftsfragen.

Im Durchschnitt waren die Bundesbürger im Jahr 2022 etwa 13 Tage in ihrem Haupturlaub auf Reisen und damit fast zwei Tage länger als noch im Vorjahr. Ein ähnlich hoher Wert wurde zum letzten Mal Anfang der 2000er Jahre erreicht. Einen großen Anteil hieran hat zweifellos der hohe Anteil von Fernreisen, gilt doch die Gleichung: Je weiter entfernt das Reiseziel, desto länger der Aufenthalt vor Ort.

Aber auch der Wunsch nach einer längeren Erholungszeit – nach all den Einschränkungen und Verzicht der letzten Jahre – sowie die Suche nach einem Gegenpol zum Alltag und den Sorgen über aktuelle Herausforderungen – stehen hier im Fokus. Dabei spielte es keine Rolle, welches Reiseziel gewählt wurde – 2022 stieg sowohl die durchschnittliche Tagesanzahl für Inlandsurlaube (neun Tage) als auch die für Urlaube in europäischen (14 Tage) sowie in außereuropäischen Destinationen (21 Tage).
 

Urlaubsausgaben auf Allzeithoch

Über 1.350€ gaben die Bundesbürger im letzten Jahr für ihren Haupturlaub aus. Bei einer vier[1]köpfigen Familie entsprach dieses knapp 5.500€. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich die Ausgaben dabei um gut 250€. Ein Grund war hierfür der längere Aufenthalt vor Ort, jedoch erhöhten sich auch die Tageskosten von 98€ im Jahre 2021 auf 106€ in 2022.

Innerhalb der einzelnen Länder ließen sich dabei größere Unterschiede feststellen. So war ein Urlaubstag in Kroatien oder den Benelux Statten mit 77€ deutlich günstiger als ein Urlaub rund ums Mittelmeer z.B. in Spanien (93€), Italien (102€) oder der Türkei (96€). Ein Urlaubstag in Deutschland kostet mit 112€ genauso viel wie ein Urlaubstag außerhalb Europas, also z.B. In der Karibik, Dubai oder den USA. Am teuersten waren die Tageskosten im Jahre 2022 in Skandinavien (128€) und Griechenland (142€).

Bei den Gesamtkosten zeigt sich die zum Teil deutlich längere Verweildauer vor Ort. So lagen Fernreisziele mit durchschnittlichen Gesamtausgaben von über 2.300€ für Unterkunft, Verpflegung, Transport und alle weiteren Kosten weiterhin unangefochten an der Spitze der teuersten Urlaubsorte. Mit Blick auf Europa wurde in Skandinavien (1.786€) und Griechenland (1.623€) am meisten ausgegeben. Spanische und türkische Ferienorte waren nicht ganz so teuer (ca. 1.550€), wohingegen italienische Destinationen mit 1.246€ deutlich günstiger waren. Auf einem Niveau lagen die Urlaubskosten in Österreich und Deutschland mit rund 1.000€ insgesamt.

Inlandsreiseziele 2022 - Deutliche Rückgänge aber über Vor-Corona-Niveau

2022 fanden etwa zwei Fünftel aller Urlaubsreisen (41%) in Deutschland statt, womit das eigene Land weiterhin die beliebteste Urlaubsdestination der Bundesbürger bleibt. Der Anteil der Inlandsreisen ist zwar im Vergleich zum Vorjahr um etwa 10 Prozentpunkte gesunken, liegt im Zeitvergleich aber immer noch deutlich über dem Wert von vor zehn- (2012: 37%) bzw. zwanzig Jahren (2002: 33%).

Von Bergen, Seen, Weinbergen und Wäldern über moderne Metropolen und malerische Dörfer bis hin Küstenregionen, Sandstränden und Inseln – die Vielfalt der unterschiedlichen Landschaften sowie hohe Investitionen in den innerdeutschen Tourismus machen das Land auch in Zukunft zu einem attraktiven Reiseziel. Erneut zog es im letzten Jahr die Mehrheit der Inlandsreisenden in die Berge und in die Küstenregionen. Mehr als jeder vierte Reisende gab an, seinen Urlaub an der Nord- oder Ostseeküste verbracht zu haben, während jeder fünfte Urlauber die schönste Zeit des Jahres im Bundesland Bayern verbracht hat.

Im Vergleich zum Vorjahr verbrachten deutlich weniger Reisende ihren Haupturlaub im Inland. Einzig Schleswig-Holstein konnte sein Vorjahresniveau halten, alle andere Destination verzeichneten Rückgänge. Gleichzeitig lagen jedoch sämtliche Urlaubsregionen über dem Vor-Corona-Niveau, was die Beliebtheit deutscher Ferienziele verdeutlicht.

Europäische Reiseziele - Spanien und Türkei gewinnen, Österreich verliert

Sommer, Sonne, Strand und Meer – im letzten Jahr zog es viele Bundesbürger wieder in die warmen Länder im Süden Europas. Ohne Reiseverbote und mit deutlich weniger Corona[1]Auflagen und -Angst stiegen die Zahlen der Urlaube am Mittelmeer entsprechend wieder an. Besonders häufig wurden Spanien (8,2%), Italien (6,5%) und die Türkei (5,3%) von den Bundesbürgern als Urlaubsreiseziele auserkoren, nicht zuletzt auch wegen ihren unterdurchschnittlich hohen Tageskosten. Griechenland (4,2 Prozent) und Skandinavien (3,9 Prozent) schaffen es ebenfalls unter die Top 5 der Destinationen in Europa.

Verlierer der Reisesaison 2022 war Österreich, die erneut deutlich weniger deutsche Gäste begrüßen konnten. Im Vergleich zu 2020 (5,7%) und 2021 (3,3%) sank der Anteil deutscher Urlauber in der Alpenrepublik auf aktuell noch 2,8 Prozent. Erstmals verbrachten damit mehr Bundesbürger ihren Haupturlaub in den Benelux Staaten (3,0%) als in Österreich.

Fernreiseziele: Fast eine Verdopplung

Nach gut zwei Jahren Flaute im Fernreisesegment wählten die Bundesbürger wieder deutlich häufiger eine Urlaubsdestination außerhalb der Grenzen Europas. Dabei hat sich die Anzahl an Fernreisen gegenüber dem Vorjahr so gut wie verdoppelt. Entschieden sich 2021 nur lediglich sieben Prozent für eine weitere Reise so sind es gegenwärtig bereits wieder 13 Prozent - damit ist dies zudem der dritthöchste Wert seit der Wiedervereinigung.

Reiseabsichten: 2023 könnte Rekordjahr werden

Im Jahr 2022 ist die Reiseintensität im Gegensatz zum Vorjahr deutlich gestiegen – und sechs von zehn Bundesbürger planen bereits heute schon ihre nächste Reise. Weder die Situation in der Ukraine noch die Krisen im eigenen Land trüben demnach die Reiseentschlossenheit der Mehrheit der Bundesbürger. Lediglich jeder Fünfte ist sich schon jetzt sicher dieses Jahr nicht verreisen zu wollen oder zu können. Ein Fünftel ist zudem unentschlossen und hat sich noch nicht entschieden, ob sie in diesem Jahr unterwegs sind. Damit dürfte die Reisefrequenz 2023 zumindest auf dem Vor-Corona-Niveau liegen, wenn nicht sogar da drüber.

Reiseziele 2023: Wer es sich leisten kann, fliegt in die Ferne

Auch in diesem Jahr beabsichtigt ein Großteil ihren Urlaub wieder im eigenen Land zu verbringen – allerdings planen rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr ihren Urlaub zwischen den Küsten und Bergen Deutschlands (2022: 28 Prozent; 2021: 31 Prozent).

Damit wird Deutschland auch in diesem Jahr, das mit großem Abstand beliebteste Reiseziel bleiben, aber dennoch Marktanteile verlieren. Profitieren werden hiervon die mediterranen Länder, insbesondere Spanien und Italien, die sich bereits jetzt auf zahlreiche Gäste einstellen können. Österreich muss aufpassen den Anschluss nicht zu verlieren und seine zahlreichen Vorteile noch besser präsentieren. Spannend wird die Entwicklung am Fernreisemarkt sein. Groß ist das Interesse der Bundesbürger die Welt zu bereisen, jedoch muss dieses auch bezahlbar sein. Anbieter und Destination müssen daher einen Mittelweg zwischen diesen beiden Polen finden.


 

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