Drei hessische Jugendherbergen schließen

| Tourismus Tourismus

Der hessische Jugendherbergsverband muss zwar wirtschaftlich handeln, trotzdem hat er den Anspruch, auch kleine Häuser insbesondere in der Fläche zu erhalten. Der finanzielle Druck, der durch die Coronakrise entstanden ist, zwingt den Landesverband jetzt allerdings zu harten Einschnitten. Die Jugendherbergen Gießen, Weilburg und Zwingenberg haben aktuell keine Belegung und werden zum Ende des Jahres vom Netz genommen.

Marjana Schott sagt als Aufsichtsratsvorsitzende: „Das ist ein herber Verlust für unseren Landesverband, aber die Auswirkungen der Coronakrise lassen uns leider keine anderen Möglichkeiten.“ Timo Neumann ergänzt als Vorstandsvorsitzender: „Die drei Häuser waren in den letzten Jahren immer nur knapp rentabel, Investitionen in die Zukunftssicherung waren schon länger nur zu Lasten unserer anderen 27 Jugendherbergen möglich.“

Mittelfristige Perspektive

Für die Standorte in Gießen und Weilburg kann es jedoch mittelfristig eine Perspektive geben. Bei einem Gespräch des DJH-Vorstandes und dem Bürgermeister von Weilburg, Herrn Dr. Hanisch, war man sich über den offenkundigen Investitionsbedarf einig. Bürgermeister Hanisch signalisierte den Willen, von Seiten der Stadt Weilburg Lösungen entwickeln zu wollen.

Auch mit der Stadt Gießen gab es Gespräche. Der jetzige Standort ist zu klein, nicht mehr zeitgemäß und nicht ausreichend an den ÖPNV angebunden. Stadträtin Weigel-Greilich betont: „Wir bedauern sehr, dass die Jugendherberge in Gießen geschlossen werden soll. Gerade in einer so jungen Stadt wie Gießen mit den beiden Hochschulen und einem vielfältigen und attraktiven Angebot an Freizeit-, Bildungs- und Kultureinrichtungen möchten wir natürlich auch einen Standort Jugendherberge. Wir begrüßen sehr, dass auch das Jugendherbergswerk grundsätzlich die Stadt Gießen als ausgesprochen attraktiven Standort betrachtet und vom DJH in der mittelfristigen Planung angedacht ist, eine verkehrsgünstiger gelegene neue Fläche für die Jugendherberge in der Innenstadt bzw. innenstadtnah mit ÖPNV-Anschluss zu suchen. Die Stadt Gießen wird die Suche nach einem geeigneten Grundstück aktiv unterstützen und hofft darauf, dass die Corona-Pandemie schnell überwunden wird und das Jugendherbergswerk wieder expandieren kann.“

Die Jugendherberge Zwingenberg liegt in Südhessen an der Bergstraße und hat 115 Betten in 21 Zimmern. Das Haus in Gießen liegt knapp 4 Kilometer außerhalb der Kernstadt, hat 19 Zimmer und 88 Betten. Die Jugendherberge Weilburg ist oberhalb der Lahn im Ortsteil Odersbach angesiedelt, hat 24 Zimmer und 156 Betten. Neumann: „Die Besucherzahlen in den drei Häusern waren in den letzten Jahren auch rückläufig, weil die Häuser über schlechte Sanitärausstattungen, wenige kleine und viele große Mehrbettzimmer verfügen und insgesamt renovierungsbedürftig sind, was aktuell nicht mehr den Erwartungen unserer Gäste entspricht. Investitionen in die Zukunftssicherheit der drei Häuser wären im hohen siebenstelligen Bereich notwendig geworden.“

Masterplan gegen Investitionsstau

Die Jugendherbergen in Hessen haben 2017 im Zuge einer großen Betriebsanalyse einen Masterplan aufgestellt, mit dem über 20 Jahre ein Investitionsstau von 75 Millionen Euro abgebaut werden sollte. Die Coronakrise hat nun ein großes Loch in die Tasche des Verbandes gerissen. Wie berichtet fehlen dieses Jahr, ausgelöst durch die Coronakrise, im Vergleich zu den Vorjahren über 75 Prozent Umsatz und bis zu einer halben Millionen Gäste in den hessischen Häusern. Schott: „Wir zehren gerade von unseren Rücklagen zum Erhalt der Jugendherbergen, die eigentlich für die Neubauten und Modernisierungen der Jugendherbergen in Marburg, Rüdesheim und Wetzlar vorgesehen waren.“

Die Fortführung der vor der Corona-Krise geplanten Bau- und Modernisierungsmaßnahmen ist derzeit unklar. Die Projekte wurden mit Beginn der Krise eingefroren. Die Neubauten der zwei Jugendherbergen an Lahn und Rhein sollten dieses Jahr starten und hätten in Summe etwa 12 Millionen Euro gekostet, der Landesverband wollte diese mit Eigenmitteln, bereits zugesagten Förderungen von Bund, Land und Kommunen finanzieren.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Pinterest ist Anlaufstelle für Millionen von Nutzern, die nach Reiseinspiration suchen. Auf der Plattform werden eine Milliarde Suchanfragen zum Thema Reisen pro Jahr verzeichnet. Welche Anfrage rund im das Reisen besonders beliebt sind, hat Pinterest jetzt veröffentlicht.

Als Kreuzfahrt-Stadt wird Hamburg immer beliebter: 2023 gingen so viele Passagiere wie noch nie in der Hansestadt aufs Schiff. Der Schiffstourismus in der Hansestadt soll auch nachhaltiger werden.

Zehntausende Menschen haben am Samstag unter dem Motto «Die Kanaren haben eine Grenze» gegen Massentourismus demonstriert. Insgesamt 55 000 Demonstranten forderten eine Obergrenze der Zahl der Touristen oder etwa bezahlbaren Wohnraum für Einheimische.

235 Vertreter der internationalen Reiseindustrie und 110 Medienvertreter aus 38 Ländern nehmen am 50. Germany Travel MartTM (GTM) der DZT in Chemnitz teil. Vom 21. Bis 23. April 2024 informieren sie sich beim GTM über die neuesten Trends, Entwicklungen und touristischen Produkte in Deutschland, lernen die Region kennen und verhandeln Geschäftsabschlüsse.

Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig jetzt Eintritt: Wer ein paar Stunden zwischen Markusplatz und Rialtobrücke verbringen will, muss zahlen. Die Tourismusbranche beobachtet das genau.

Amsterdam will die Hälfte der anlegenden Flusskreuzfahrtschiffe streichen. Innerhalb von fünf Jahren solle die Zahl der Schiffe, die in der Stadt anlegen dürfen, halbiert werden. Die Stadt schätzt, dass dadurch pro Jahr rund 270 000 Touristen weniger die Stadt besuchen werden. 

 

Mehr als 11 Millionen verkaufte Tickets, von vielen als Tarifrevolution gefeiert: Das Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr wird bald ein Jahr alt. Seit dem 1. Mai 2023 kann es bundesweit im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Der monatliche Preis liegt in der Regel bei 49 Euro - aber wie lange noch?

Der Reisekonzern FTI wechselt den Besitzer und soll frisches Kapital bekommen. Das in der Corona-Krise in Bedrängnis geratene Unternehmen sieht darin die Grundlage für Wachstum.

Vom Flughafen Hahn hat Billigflieger Ryanair den deutschen Markt aufgerollt. Auch 25 Jahre später spielt der Hunsrück-Flughafen noch eine Rolle in der Strategie der Iren.

Tourismus ist für Spanien überlebenswichtig. Trotzdem wächst vielerorts im Lande der Verdruss gegenüber den stetig zunehmenden Besuchermassen. Betroffen ist nun auch eine einstige «Friedensoase».