Das Flugjahr 2025 ist in Europa von einer zweigeteilten Entwicklung geprägt. Während die Zahl der Flugstreichungen im Vergleich zum Vorjahr laut einer aktuellen Auswertung des Portals Flightright spürbar zurückgegangen ist, bleibt die Pünktlichkeit eine zentrale Herausforderung für die Branche. Europaweit startete fast jeder dritte Flug mit Verspätung, was einer Quote von 32,22 Prozent entspricht. In Deutschland war etwa jeder vierte Abflug von Verzögerungen betroffen.
Entwicklung der Stornierungen und Verspätungen in Deutschland
Deutschland konnte seine Position im europäischen Vergleich bei den Flugausfällen verbessern. Mit einer Stornierungsquote von 0,64 Prozent belegt die Bundesrepublik den neunten Rang und rückte damit um acht Plätze nach oben. Im Jahr 2024 verzeichnete Deutschland noch die höchste Ausfallrate in Europa. Trotz dieser prozentualen Verbesserung liegt Deutschland bei den absoluten Zahlen mit 5.131 gestrichenen Flügen auf dem dritten Platz hinter Großbritannien und Frankreich.
Im Bereich der Pünktlichkeit verschlechterte sich die Situation an den deutschen Standorten hingegen. Die Verspätungsquote stieg von 22,17 Prozent im Vorjahr auf 26,68 Prozent im Jahr 2025 an. An den vier größten deutschen Flughäfen lag der Anteil der Flüge mit einer Verzögerung von mindestens 15 Minuten sogar bei 27,5 Prozent. Der Flughafen BER wies mit 0,94 Prozent die höchste Stornierungsrate unter den deutschen Airports auf, konnte sich jedoch im Vergleich zum Vorjahr fast halbieren. München und Frankfurt folgten mit Quoten von 0,91 Prozent und 0,59 Prozent.
Europäische Spitzenreiter bei Unregelmäßigkeiten
Innerhalb Europas zeigten sich laut Flightright deutliche regionale Unterschiede bei der Zuverlässigkeit des Flugbetriebs. Finnland verzeichnete mit 1,75 Prozent die höchste Stornierungsquote auf Länderebene, was primär auf Streiks zurückgeführt wird. Helsinki war mit 1,85 Prozent der Flughafen mit den meisten Ausfällen, gefolgt von Amsterdam mit 1,49 Prozent und Brüssel mit 1,26 Prozent. Portugal bildete das Schlusslicht bei der Pünktlichkeit mit einer Verspätungsquote von 41,60 Prozent. Lissabon meldete mit 46,82 Prozent die höchste Verspätungsrate unter den europäischen Flughäfen, gefolgt von Manchester mit 40,50 Prozent und Dublin mit 40,15 Prozent.
Feyza Türkön, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright, kommentiert die Lage dahingehend, dass 2025 für viele Reisende ein Jahr der widersprüchlichen Entwicklungen gewesen sei. Zwar wurden deutlich weniger Flüge gestrichen, doch beim Thema Pünktlichkeit bewege sich kaum etwas. Besonders in Deutschland starte noch immer jeder vierte Flug verspätet. Das sei kein Randproblem, sondern ein massiver Eingriff in Reise- und Urlaubspläne.
Performance der Fluggesellschaften im Vergleich
Die Auswertung der Airlines offenbart eine differenzierte Zuverlässigkeit je nach Anbieter. Bei den Stornierungen belegt KLM mit 2,28 Prozent den negativen Spitzenplatz, gefolgt von Air France mit 1,41 Prozent und British Airways mit 1,17 Prozent. Die Lufthansa konnte ihre Bilanz deutlich verbessern. Nach einer Stornierungsquote von 2,88 Prozent im Vorjahr sank dieser Wert 2025 auf 0,84 Prozent.
Im Bereich der Verspätungen stehen vor allem Low-Cost-Carrier in der Kritik. EasyJet führt das Ranking mit einer Verspätungsquote von 42,55 Prozent an, dicht gefolgt von Ryanair mit 40,68 Prozent und British Airways mit 39,39 Prozent. Türkön betont, dass bei EasyJet und Ryanair nahezu jeder zweite Flug verspätet abhob, was bei Reisenden fehlende Planungssicherheit verursache. Die Lufthansa schnitt hier mit einer Quote von 23,33 Prozent besser ab als viele Wettbewerber, kämpft aber ebenfalls mit jedem vierten verspäteten Flug.
Ursachen und Ausblick auf das kommende Jahr
Die Branche sah sich 2025 mit verschiedenen operativen Hindernissen konfrontiert. Neben strukturellen Problemen wie Personalmangel und hoher Auslastung beeinflussten IT-Störungen, Drohnensichtungen an Flughäfen und Wetterextreme den Flugplan. Für das Jahr 2026 fordert Flightright Investitionen in moderne Abläufe und eine robustere Infrastruktur. Ein kritischer Blick gilt der laufenden Revision der EU-Fluggastrechteverordnung. Türkön warnt davor, dass geplante Änderungen den Passagierschutz schwächen könnten, falls Entschädigungen künftig erst bei deutlich längeren Wartezeiten gezahlt werden müssten. Angesichts gestiegener Ticketpreise und der Inflation fordert die Expertin zudem eine Anpassung der seit 20 Jahren unveränderten Entschädigungssätze.











