Hamburger Fischmarkt wieder geöffnet

| Tourismus Tourismus

Nun sind Aale-Dieter, Bananen-Fred, Käse-Tommy und Co. wieder vereint. Nach mehr als 15 Monaten Corona-Unterbrechung und acht Monaten im eingeschränkten Pandemiebetrieb ist der Hamburger Fischmarkt am Sonntag wieder in vollem Umfang gestartet. Sehr zur Freude von Aale-Dieter, der als lebende Fischmarkt-Legende nach eigenen Angaben seit 63 Jahren dabei ist: «Die Leute wollen sich wieder amüsieren, sie wollen flotte Sprüche hören, sie wollen Aal, Lachs, Bananen, Käse», sagt Dieter Bruhn.

Und flotte Sprüche liefert er an diesem knackig-kalten Morgen bei strahlendem Sonnenschein, während im Hintergrund das Kreuzfahrtschiff «MSC Magnifica» im Hafen einläuft. «Das ist Räucheraal. Wenn du den isst, kriegst du auch die richtige Gesichtsfarbe», sagte er zu einer 82 Jahre alten Kundin aus Sachsen, die bei minus drei Grad fröstelt.

Und ihren Begleiter, der um den Preis feilschen will, raunzt Aale-Dieter an: «Du hältst die Schnauze.» Übel genommen werden ihm derlei Derbheiten nicht, im Gegenteil. Sie werden von ihm, der berühmten Kodderschnauze, vielmehr erwartet. Selbst Autogrammwünsche muss Aale-Dieter auf einer Papiertüte mit seinem Konterfei erfüllen. «Das ist richtige Marktatmosphäre, das ist wunderbar», sagt die 82-Jährige, die am Ende drei Räucheraale mit nach Hause nimmt.

Vor allem die Marktschreier, die erstmals seit gut zwei Jahren wieder aus vollem Hals ihre Waren anpreisen dürfen und dem traditionsreichen Markt zuletzt teilweise fern geblieben waren, locken an diesem ersten April-Sonntag das Publikum an. Dies war ihnen zuvor untersagt worden, um eine Pulkbildung zu vermeiden. Vor dem Stand des Holländischen Blumenkönigs versammeln sich rund 150 Schaulustige, während die Marktschreier Zimmerpalmen und Blumen unter das Volk bringen wollen. «Wer hat kein Geld?», brüllt der Blumenkönig, nachdem er erfolglos zwei blaue Orchideen für zehn Euro feilgeboten hat.

Etwa 100 Meter weiter die Kaimauer an der Elbe entlang steht dicht an dicht eine Menschentraube vor dem Stand von Bananen-Fred, dessen Händler die Früchte auch mal gratis ins Publikum werfen. Fast alle tragen keine Maske, was in Hamburg seit dem Wochenende auch erlaubt ist. «Du kannst mal die Maske abnehmen. Die haben doch die Scheiße abgeschafft», sagt einer der Marktschreier zu einer Kundin. «Du kannst wieder frische Luft atmen.»

Nicht alle sehen dies jedoch so. Nina (25) und Tobias (27) aus Ulm freuen sich zwar, dass trotz der Corona-Pandemie «fast schon wieder Normalität» spürbar sei. «Im Getümmel fühlt man sich ohne Maske aber eher unwohl», sagt Nina.

Für das zuständige Bezirksamt Hamburg-Altona jedenfalls ist die 2022er-Premiere des Fischmarkts in altbekannter Form und voller Auslastung mit rund 150 Händlern geglückt: «Wir sind rundum zufrieden mit der Rückkehr zum Normalzustand», bilanziert Sprecher Mike Schlink. Und mit schätzungsweise 35 000 Besucherinnen und Besucher sei der Zuspruch in etwa auf «Vor-Corona-Niveau» gewesen.

Und auch die Händler ziehen ein zufriedenes Fazit. «Es hat mich gefreut, dass alle Händler wieder ihre alten Plätze eingenommen haben und dass die Marktschreier wieder dabei waren», sagt der Präsident des Landesverbandes des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller, Wilfried Thal. Sofort sei wieder die alte Atmosphäre da gewesen. «Hamburg wacht sonntags wieder mit dem Fischmarkt auf.»

Der Fischmarkt mit mehr als 300-jähriger Geschichte ist von 5.00 Uhr bis 9.30 Uhr geöffnet. Vor der Pandemie kamen an einem Sonntag laut Bezirksamt zwischen 10 000 und 35 000 Besucher. Während der reduzierten Variante ab Juli 2021 mit nur die Hälfte der Stände waren es lediglich 2000 bis 17 500. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die jüngste ADAC Tourismusstudie beleuchtet die Haltung deutscher Reisender zur touristischen Überlastung und deren Management. Sie zeigt eine hohe Problemwahrnehmung, aber auch die Grenzen der Akzeptanz bei Maßnahmen, die das Reisebudget betreffen.

Der jährliche Trendreport „Unpack ’26: The Trends in Travel“ der Expedia Group wurde veröffentlicht. Die Studie, die auf internen Daten und einer weltweiten Befragung von 24.000 Reisenden basiert, liefert Einblicke in das künftige Reiseverhalten und identifiziert relevante Trends.

Erstmals seit 20 Jahren ist der Reisepass der Vereinigten Staaten nicht mehr unter den zehn mächtigsten Pässen der Welt. Im aktuellen Henley Passport Index fällt der US-Pass auf den 12. Platz und teilt sich diesen mit Malaysia.

Nach mehr als viereinhalb Jahren sind die Sanierungsarbeiten im Innenhof des berühmten Dresdner Zwingers offiziell beendet. Damit steht das bedeutende barocke Gartenensemble Besuchern wieder als Ganzes offen. 

Die Stadt Palma de Mallorca verschärft die Regeln für den Tourismus. Die Verwaltung der größten Stadt auf Mallorca plant ein umfassendes Verbot für neue Ferienwohnungen sowie für neue Hostels.

Eine TUI-Studie beleuchtet die Rolle der pflanzlichen Ernährung bei der Urlaubsplanung von Vegetariern und Veganern in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass das kulinarische Angebot für diese Zielgruppe einen besonders hohen Stellenwert einnimmt.

Nur 45 Autominuten von der Hauptstadt entfernt entsteht ein neues, nachhaltiges Ferienresort im skandinavischen Stil. Die 45 Ferienimmobilien bieten Wohnflächen zwischen 75 und 98 Quadratmetern. Die Nähe zu Berlin und die Erreichbarkeit des Flughafens BER sollen Touristen locken.

Die Deutschen träumen von Reisen, die große Erlebnisse und Tiefgang versprechen, zeigen die Ergebnisse der repräsentativen Studie „Reiseträume“ von HolidayCheck. Obwohl es um absolute Sehnsuchtsziele – losgelöst von Budget, Zeit oder Sicherheitsaspekten – ging, landet überraschenderweise das eigene Land auf dem ersten Platz der Bucket List.

Die österreichische Tourismusbranche blickt mit verhaltenem Optimismus auf die kommende Wintersaison 2025/26. Trotz eines weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds zeigt eine aktuelle Studie ein stabiles Nachfrageniveau.

Der Deutsche Reiseverband blickt optimistisch auf die kommende Wintersaison 2025/26. Fernreisen und Kreuzfahrten erleben derzeit einen signifikanten Zuwachs. Insgesamt liegt das Umsatzwachstum für den Winter nach Buchungsstand Ende August bei neun Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.