„London Eye“ feiert 20. Geburtstag

| Tourismus Tourismus

Alles begann mit einem Wettbewerb im Jahr 1993. Zur Feier der Jahrtausendwende wurden Ideen für ein Londoner Wahrzeichen gesucht. Der inzwischen gestorbene Architekt David Marks (1952-2017) erinnerte sich an die Diskussion mit seiner Ehefrau, der Architektin Julia Barfield: «Wie konkurriert man mit dem Eiffelturm? Wir dachten nicht, dass ein Turm für London geeignet ist», erklärte er dem «Guardian». Doch dann hatte er die zündende Idee: ein Riesenrad!

Beim Wettbewerb gab es keinen Gewinner, doch Marks und Barfield gaben nicht auf. «Wir sagten uns: "Lass es uns einfach machen."» Aber das wurde schwieriger als gedacht. Gegner des Projekts kritisierten, dass dadurch das «Herz der Stadt» verschandelt würde. Sämtliche Behörden und Stadtviertel mussten zustimmen. Schließlich nahm das Architektenehepaar eine Hypothek auf und überzeugte den damaligen Chef von British Airways (BA), das «Millennium Wheel» wie es damals noch hieß, zu finanzieren. Denn die Kosten explodierten: von 10 Millionen auf 70 Millionen Pfund im Laufe der Jahre.

Doch die Designer glaubten erst an ihren Erfolg, als die ersten Bauteile die Themse hochgeschifft wurden und die Tower Bridge dafür geöffnet wurde. Das Rad wurde zunächst auf acht künstlichen Inseln im Fluss liegend zusammengebaut, noch ohne Kabinen. Die bestanden aus Spezialglas und wurden in Frankreich getestet: «Das ganze Dorf half uns», erinnerte sich Marks.

Aufbau mit Laser überwacht

Schließlich war es im September 1999 soweit: In zwei Etappen sollte die Konstruktion zuerst auf 65 Grad hochgezogen und dann in den Stand «hochgeschwungen» werden. Eine extreme Herausforderung, denn für Fehler gab es keinen Spielraum: An einer Stelle musste das Rad 50 Zentimeter entfernt von einer Hauswand vorbei. Mit Laserstrahlen wurde jede Abweichung überwacht. Zudem musste das Fundament zusätzlich stabilisiert werden: «An diesem Tag tauchten alle Zementtransporter in London auf einmal auf, weil alles zur gleichen Zeit nass sein musste», erinnerte sich die Architektin Julia Barfield im «Guardian». «Wir waren auf jeder Baustelle der Stadt sehr unbeliebt.»

Ein halbes Dutzend gigantischer Kräne begann, das Rad an 136 Stahlseilen zentimeterweise aus dem Wasser zu heben. Doch dann kam «ein peinlicher Moment», erinnerte sich Marks im «Guardian»: «Ein Seil löste sich dramatisch vor den Medien der Welt.» Der Versuch musste abgeblasen werden; beim zweiten Versuch im Oktober klappte es ohne Probleme. Doch BA-Konkurrent Virgin (Richard Branson) ließ über der Themse ein Luftschiff mit der spöttischen Aufschrift zirkulieren: «BA can't get it up» (British Airways kriegt es nicht hoch).

Zunächst noch ohne Gondeln

Schließlich wurde das damals größte Riesenrad der Welt am Sonntag, dem 17. Oktober 1999, in die Senkrechte gedreht und überragt seither mit seinen 135 Metern Londons Wahrzeichen Big Ben (also den berühmten Uhrturm am Palace of Westminster) und die St.-Pauls-Kathedrale. Die Touristen knipsten, obwohl die Gondeln noch nicht hingen.

Doch auch bei der bombastischen Feier zur Jahrtausendwende kam es zu einer peinlichen Panne: Mit Lasershow und Feuerwerk eröffnete der damalige britische Premierminister Tony Blair am Silvesterabend das Riesenrad. Allerdings hatten Fachleute bei einem Sicherheitstest am Vortag Mängel festgestellt und niemand durfte damit fahren. Das «London Eye» nahm erst am 9. März 2000 seinen Betrieb auf.

Seitdem wurden mehr als 5000 Heiratsanträge auf dem «London Eye» gemacht und über 500 Hochzeiten und eingetragene Lebenspartnerschaften gefeiert. Umweltschützer kletterten bereits vor der Eröffnung hinauf, um gegen einen Staudamm zu demonstrieren. Medaillengewinne wurden während der Olympischen Spiele 2012 per Lichtfarbe angezeigt. Und Bürgermeister Sadiq Khan verärgerte Brexit-Befürworter vergangenes Silvester, als das «London Eye» in den Farben der EU-Flagge leuchtete und das Motto verkündete: «London is open» (deutsch: «London ist offen»).

Diese Botschaft kommt auch bei Touristen an. Der Kursverfall des Britischen Pfunds seit dem Brexit-Votum 2016 lockte viele Urlauber in die britische Hauptstadt. Sie ließen sich auch nicht lange von den Terroranschlägen im Jahr 2017 vom Besuch abhalten.

Nicht mehr das höchste Riesenrad

Inzwischen ist das «London Eye» schon lange nicht mehr das welthöchste Riesenrad - derzeit verteidigt der «High Roller» in Las Vegas diesen Titel. Und seit 2013 ist es auch nicht mehr der höchste Beobachtungspunkt Londons: Der befindet sich auf dem Glasturm The Shard etwas östlicher am Themseufer in 245 Metern Höhe.

Dennoch lässt sich das Riesenrad nicht mehr aus der Londoner Skyline wegdenken, ein bleibendes Symbol für den Lauf der Zeit. «Das Beste am "Eye" ist die Reise. Es ist nicht wie beim Eiffelturm, wo Sie in einen dunklen Aufzug steigen und auf einer Plattform an der Spitze herauskommen», schwärmte Architektin Julia Barfield im «Guardian». «Die Reise einmal herum ist so wichtig wie die Aussicht.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Saarland ist mit seiner Saarschleife und dem Bliesgau als Wander- und Radregion bekannt, Gourmet-Freunde schätzen die Auswahl an Feinschmeckerlokalen. Doch auch für Tagungsgäste will das Land künftig attraktiver werden.

Die Regierung der Kanarischen Inseln hat eine neue Regelung für die Ferienvermietung eingeführt. Das Gesetz beinhaltet ein fünfjähriges Moratorium für die Genehmigung neuer touristischer Apartments und überträgt lokalen Gemeindeverwaltungen weitreichende Kontrollbefugnisse.

Die TUI Group hat ihre Erwartungen für das Geschäftsjahr 2025 übertroffen. Vorläufige Zahlen zeigen einen signifikanten Anstieg des bereinigten EBIT, getragen von den Segmenten Hotels & Resorts sowie Kreuzfahrten.

Berlin hat im laufenden Jahr bisher weniger Besucherinnen und Besucher angezogen als in den Vorjahren. Knapp 9,2 Millionen Gäste besuchten in den ersten neun Monaten 2025 die Hauptstadt.

​​​​​​​Tripadvisor hat seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal 2025 bekannt gegeben und gleichzeitig eine tiefgreifende Umstrukturierung eingeleitet. Diese Neuausrichtung soll das Unternehmen als einen durch Erlebnisse geführten und KI-fähigen Konzern positionieren. Als Folge der strategischen Verschiebung wird ein Personalabbau vorgenommen.

Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Emissionsberechnung im Transportwesen vollzogen. Nach langjährigem Prozess wurde eine politische Einigung erzielt. Diese schafft einen gemeinsamen Rahmen und legt eine einheitliche Methode zur Berechnung von Treibhausgasemissionen im Güter- und Personenverkehr fest.

Mehrere Millionen Menschen reisen jedes Jahr in ein kleines südbadisches Dorf, um den Europa-Park zu besuchen. Eine Schweizer Familie knackt eine besondere Marke - und bekommt Geschenke.

Sommer, Sonne, volle Strände – so stellen sich viele den Urlaub in Schleswig-Holstein vor. Doch auch im Winter zieht Deutschlands nördlichstes Bundesland zahlreiche Besucher an. Besonders der Dezember gilt als kleine Hochsaison.

Walfleisch und unversteuerte Zigaretten finden Beamte in Kiel und Hamburg immer wieder im Reisegepäck: Besonders während der Kreuzfahrt-Saison sind die Beamten von Zoll und Bundespolizei gefordert.

Die niedersächsische Tourismusbranche steht durch den Klimawandel vor großen Herausforderungen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass fast 80 Prozent der Betriebe bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen vor allem an den Kosten scheitern.