Österreichs Tourismusbetriebe blicken pessimistisch in die Wintersaison 

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Die Corona-Krise hat schwerwiegende Folgen für Österreichs Tourismus. Das schlägt sich deutlich in der Stimmung nieder, wie eine Studie von Deloitte und ÖHV bestätigt. Auffallend pessimistisch zeigen sich die Tourismusbetriebe in den Städten. Diese rechnen mit einer besonders schlechten Wintersaison. Generell erwartet die Branche bis Sommer 2021 eine weitere Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Zwar reagieren viele Tourismusunternehmen mit einem angepassten Angebot, die Existenzängste bleiben aber bestehen. Die Corona-Hilfspakete der Regierung kommen bei den Betroffenen an, werden allerdings nicht reichen – durch den zweiten Lockdown werden weitreichendere Unterstützungsmaßnahmen dringend notwendig. Der Umsatzersatz kann hier nur der Anfang sein.

Mit dem Tourismusbarometer (PDF) analysieren das Beratungsunternehmen Deloitte und die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) jährlich die Stimmung in der heimischen Tourismusbranche. Heuer haben sich im September über 400 Unternehmer an der österreichweiten Befragung beteiligt. Das Ergebnis zeigt: Die Corona-Krise hat wie erwartet tiefe Spuren hinterlassen. Der Tourismusindex sinkt nach Schulnotensystem von 2,88 auf 3,61 und hat sich damit innerhalb eines Jahres um ein Viertel verschlechtert. Im Detail fällt vor allem eines auf: Es gibt gravierende Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Der Verlauf der Sommersaison war lange ungewiss. Nun zeigt sich, wie unterschiedlich der Sommer hierzulande für den Tourismus gelaufen ist: Für 56 % der städtischen Touristiker war die Saison schlechter als erwartet. Die Erwartungen der Betriebe am Land wurden hingegen in 70 % der Fälle übertroffen. Diese Diskrepanz schlägt sich auch im Bundesländervergleich nieder: Wien vergibt ein „Nicht genügend“ für die aktuelle wirtschaftliche Lage des Tourismus (95 %), Kärnten bewertet diese mit „Sehr Gut“ bis „Gut“ (71 %).

„Die schlechte Stimmung in den Städten spiegelt sich im Blick auf die Wintersaison wider. 94 % der Stadtbetriebe fürchten weitere Umsatzrückgänge von über 20 % im Vergleich zum vorigen Winter, viele sogar einen Totalausfall“, bestätigt Andreas Kapferer, Partner bei Deloitte Tirol. „Außerhalb der Städte teilen diese Sorge 53 % der Befragten. Insgesamt rechneten schon vor Bekanntwerden des zweiten Lockdowns mehr als drei Viertel der österreichischen Tourismusunternehmer bis Sommer 2021 mit einer weiteren Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage für die Branche.“
Anhaltende Existenzängste

Corona stellt den heimischen Tourismus vor große Herausforderungen. Unter anderem haben sich die Herkunftsmärkte stark verändert: Österreichische Gäste gewinnen an Bedeutung, während Touristen aus Fernmärkten und Geschäftsreisende ausbleiben. „Zwei Drittel der Betriebe versuchen darauf mit einer Änderung des Angebots zu reagieren. Das reicht von neuen Buchungsbedingungen wie kürzeren Stornofristen über neue Zusatzangebote bis hin zur Schließung von Sauna- oder Fitnessbereichen“, erklärt Michaela Reitterer, Präsidentin der ÖHV. Dennoch bleiben die Existenzängste: Sollte der aktuelle Lockdown auf über drei Monate verlängert werden, würde dies laut Umfrage das Ende für mindestens ein Drittel der befragten Tourismusbetriebe bedeuten.
Krisenbedingte Problemverlagerung

Die Ungewissheit über die weiteren Entwicklungen veranlasst viele Unternehmen zum Sparen. Die Regierung versucht hier mit Investitionsanreizen gegenzusteuern. Die Investitionsprämie wurde bereits von 18 % der Befragten in Anspruch genommen, 41 % haben das noch vor. Trotzdem investieren laut Studie nur 25 % derzeit nach Plan. Eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln hat ihre ursprünglich für 2020/21 geplanten Investitionen reduziert. 

„Die Investitionsbereitschaft im Tourismus ist seit Beginn der Corona-Krise sehr verhalten. Dennoch: Die bisherigen öffentlichen Hilfen sind bei den Unternehmen angekommen und haben Schlimmeres verhindert“, betont Steuerexperte Andreas Kapferer. „Um die kommenden Monate zu überleben, braucht es maßgeschneiderte Zuschüsse für Tourismusbetriebe. Der jüngst ins Leben gerufene Umsatzersatz von bis zu 80 % ist hier eine gute Soforthilfe, mittelfristig wird es aber weitere Zuschüsse zur Abfederung der Krise brauchen.“

Auch bei der Mitarbeiterverfügbarkeit hat sich die Lage verändert. Laut Umfrage sucht derzeit die Hälfte der Betriebe nach Fachkräften, im Vorjahr waren es noch drei Viertel. „Mit dem Nachfrageminus und der Angebotsanpassung der Betriebe sinkt auch der Bedarf an Mitarbeitern. Die Unsicherheit für die nächsten Monate erschwert die Mitarbeiterplanung massiv. Die Lage ist prekär“, analysiert Michaela Reitterer. „Jetzt braucht es einen langfristigen Schutzschirm, um möglichst viele Betriebe und Mitarbeiter über die nächsten Monate zu bringen.“


 

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