Projekt 2050 der Wuppertaler Schwebebahn: Historischer Kaiserwagen wird runderneuert

| Tourismus Tourismus

"Es geht um nicht weniger, als den Erhalt eines der herausragenden Technik-Denkmäler des Landes", beschreibt Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil die Herausforderung. "Wir wollen im Jahr 2050 den 150. Geburtstag des Kaiserwagens der Wuppertaler Schwebebahn feiern, erläutert Jaeger, und müssen ihn auf Basis verschärfter Sicherheitsvorschriften gleichzeitig technisch auf den neuesten Stand bringen."

Die Aufgabe, die Jaeger beschreibt, ist groß. Nach 120 Betriebsjahren steht für den Kaiserwagen eine umfangreiche Sanierung an. Die vorhandenen Dokumente des Fahrzeugs stammen in der Mehrzahl von 1976, als der Zug zum 75-jährigen Jubiläum der Schwebebahn nach über 70 Jahren im Fahrdienst generalüberholt wurde. Für das 1901 beim Bau der ersten Schwebebahngeneration verwendete Material gibt nur in begrenztem Umfang Materialkennwerte, deshalb müssen die Ingenieure mit theoretischen Annahmen arbeiten, die praktisch bestätigt werden müssen. Nach ersten Erkenntnissen müssen sicherheitsrelevante Bauteile des an der Schiene hängenden Fahrgestells, des sogenannten Drehgestells, ausgetauscht werden. Zusätzlich wird der Kaiserwagen von 600 auf 750 Volt Fahrstrom umgestellt. Dafür ist auch eine neue Verkabelung notwendig. Parallel wird der Wagen das neue Betriebssystem ETSC 2 erhalten, alle Arbeiten müssen durch die Aufsichtsbehörde, die TAB genehmigt werden.

Terminplan steht

Zu Beginn des Jahres 2021 erfolgen dann gemäß der jetzigen Planung der Zusammenbau des Fahrzeugs und erste Test- und Versuchsfahrten. Die Betriebsgenehmigung wird im September 2021 erwartet. Allerdings steht der Terminplan unter dem Vorbehalt, dass die Testfahrten erfolgreich sind, wenn nicht, könnten auch neue Drehgestelle nötig werden. "Wir gehen im Moment nicht davon aus, aber auszuschließen ist es auch nicht", räumt Betriebsleiter Christian Kindinger ein. Die Kosten für die komplette Überarbeitung summieren sich nach derzeitigem Stand, also ohne neue Drehgestelle, auf rund eine Million Euro.

Hintergrund Kaiserwagen

Herzstück des Kaiserwagens der Wuppertaler Schwebebahn ist das historische Fahrzeugen Nr. 5, in dem Kaiser Wilhelm und seine Gattin Kaiserin Auguste Victoria am 24. Oktober 1900 über die Wupper schwebten. In über 70 Jahren seines regulären Betriebs bis zur Einführung der Wagengeneration 72 beförderte der Kaiserwagen weit über 20 Millionen Fahrgäste und legte rund sieben Millionen Streckenkilometer zurück. 1976 wurde der Kaiserwagen zum 75. Geburtstag der Schwebebahn generalüberholt und fährt seitdem als Museumswagen auf der 13,3 Kilometer langen Schwebebahnstrecke durch Wuppertal. Der Fahrpreis zur Jahrhundertwende betrug 40 Reichspfennig. Für eine Fahrt musste ein Arbeiter 1901 anderthalb Stunden arbeiten. Heute verdient ein Durchschnittsverdiener eine Schwebebahnfahrt in 15 Minuten Arbeitszeit.

Generation 15 füllt die Tourismus-Lücke

Die Wuppertal Marketing GmbH (WMG) will den Touristen nach Abflauen der Corona-Situation Ende April eine Alternative anbieten. "Wir haben zuletzt durch zahlreiche Artikel mit Reiseempfehlungen in der internationalen Presse wieder erfahren, wie beliebt die Schwebebahnfahrten sind. Wenn CNN, Guardian oder Neue Züricher Zeitung begeistert von den Fahrten berichten, muss es unser gemeinsames Ziel sein, unseren Gästen in Wuppertal eine spannende Alternative zur Kaiserwagenfahrt anzubieten", sagt WMG-Geschäftsführer Martin Bang.

Da eine schwebende Stadtrundfahrt durch nichts zu ersetzen ist als durch eine schwebende Stadtrundfahrt, haben WSW und WMG eine neue Idee entwickelt: Die Fahrt mit Stadtführer in der neuen Schwebebahn mit Blick in Wagenhalle und Werkstatt, in der der Kaiserwagen fit für 2050 gemacht wird.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Übernachtungszahlen im Harz sind 2023 gewachsen. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Bettenbelegung um knapp sieben Prozent, wie der Tourismusverband am Montag in Goslar mitteilte, der in diesem Jahr ein 120-jähriges Bestehen feiert. Gastgeber zeigen sich optimistisch

Der Tourismus in Brandenburg hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Man blicke auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, sagt die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und rechnet auch für 2024 mit guten Zahlen.

Die Menschen in Deutschland lassen sich von Konjunkturflaute oder Streiks die Reiselaune bislang nicht verderben. Die Branche präsentiert zum ITB-Auftakt teils Rekordzahlen.

Auf der Tourismusmesse ITB ist Künstliche Intelligenz ein Hauptthema. Denn so wie überall, wird sie auch im Reisesektor immer wichtiger - und beeinflusst, wie und wo künftig Urlaub gemacht wird.

Insgesamt stehen auf dem Messegelände 12.000 Parkplätze für die Besucher bereit. Es wird empfohlen, den Radiohinweisen zu folgen und das Leitsystem zu den 5.000 Zusatzparkplätzen am nahe gelegenen Olympischen Platz zu nutzen.

Für ihre vorab gebuchten Reisen haben die Bundesbürger im Touristikjahr 2022/23 insgesamt 79 Milliarden Euro ausgegeben. Das sind 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber dem Rekordwert im Vor-Corona-Jahr 2018/19 stiegen die Ausgaben um 14 Prozent.

Die Reisebranche sieht sich zurück auf Kurs: Die Buchungszahlen steigen, mehr Menschen als im vergangenen Jahr wollen trotz Belastungen durch die Inflation verreisen, ein Teil will mehr Geld für die schönsten Wochen des Jahres ausgeben.

Der Tourismus in Brandenburg hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Man blicke auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, sagt die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und rechnet auch für 2024 mit guten Zahlen.

Die Buchungen für die Sommerreisezeit laufen auf Hochtouren. Der Reisekonzern DER Touristik verzeichnet eine deutlich gestiegene Nachfrage.

Beim 12. Tag des barrierefreien Tourismus am 6. März 2024 erörtern unter anderem politische Entscheider, Vertreter der Betroffenenverbände, Wirtschaftsunternehmen und andere Organisationen verschiedene Aspekte rund um das Thema Inklusion auf Reisen.