Reisen mit Nostalgie-Faktor: Nachtzug-Verbindungen in Europa

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Billigflieger stehen in der Kritik. Vor allem, weil sie Emissionen verursachen. So will Frankreich bestimmte Kurzstreckenflüge verbieten, und in Deutschland spricht sich etwa die SPD gegen innereuropäische Spottpreise aus. Doch auch vom Reisegefühl her ist die Low-Cost-Abfertigung oft kein Vergnügen.

Ist es nicht eleganter und romantischer, morgens in den Bahnhof einer spannenden Metropole einzulaufen? Nachtzüge machen es möglich. Das Angebot ist noch übersichtlich, die Preise liegen mitunter deutlich über denen von Schnäppchenflügen. Trotzdem ist das entschleunigte Reisen per Zug auf manchen Routen durchaus eine Alternative.

Mit dem ÖBB Nightjet über die Alpen

Wer erste Erfahrung mit einem Nachtzug mit klassischen Schlaf- und Liegewagen machen möchte, ist beim Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) richtig. Diese hatten Ende 2016 Teile des bereits deutlich eingedampften Angebots der Deutschen Bahn übernommen.

In Deutschland sind unter anderem Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Köln und Düsseldorf an das ÖBB-Liniennetz angeschlossen. So gibt es zum Beispiel Verbindungen von Hamburg nach Innsbruck, Wien oder Zürich. Oder von München über die Alpen nach Venedig, Mailand und sogar Rom. Oder von Berlin über Warschau nach Wien.

Seit Ende Mai 2021 werden die meisten Corona-bedingt eingestellten Verbindungen sukzessive wieder aufgenommen.

Das Nightjet-Streckennetz ist online als Karte abrufbar. In den nächsten Jahren soll es in Zusammenarbeit mit Partnern in Europa - unter anderem der Deutschen Bahn - noch deutlich wachsen.

Ab Dezember 2021 sind Verbindungen von Wien nach Paris sowie von Zürich nach Amsterdam geplant. Ab Ende 2022 dann: Zürich-Rom. 2023: Berlin-Paris und Berlin-Brüssel. Und im Jahr 2024 soll sogar ein Nachtzug von Zürich bis hinunter nach Barcelona fahren.

Die ÖBB haben in Kooperation mit anderen europäischen Partnerbahnen noch weitere Nachtreisezüge im Angebot: nach Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen und in die Slowakei. Diese sind unter dem Begriff Euronight-Züge auf der Webseite der ÖBB zu finden. Der Standard kann von den ÖBB-Nightjets abweichen, doch ein Frühstück ist in den Liege- und Schlafwagen der Partnerbahnen immer inklusive.

Die Ungarische Bahn (MAV-START) zum Beispiel bringt Reisende von Berlin oder München nach Budapest und zurück. Mit der Kroatischen Bahn (HZPP) geht es bequem von München aus nach Zagreb und die Europäische Kulturhauptstadt 2020 Rijeka.

Die Preise für Fahrten im Nightjet und Euronight sind gestaffelt. Sie richten sich zum einen nach der Strecke, hier gibt es fünf Tarifstufen. Zum anderen kommt es darauf an, mit wie viele Personen man sich das Schlafabteil teilen möchte - vom Liegewagen für sechs Personen bis zum Schlafwagenplatz für nur eine Person.

Bei der Deutschen Bahn sind alle Nachtzugverbindungen, die in Kooperation mit der ÖBB angeboten werden, buchbar. Das schließt laut Bahn auch Verbindungen ein, die nicht durch Deutschland führen. Auch Streckeninfos zu den Nachtzugverbindungen gibt es bei der Bahn.

Von Sylt über Nacht bis nach Salzburg

Ein privat betriebener Nachtzug mit Schlaf- und Liegewagen ist der Alpen-Sylt-Nachtexpress, der ab Mitte Juli wieder rollen soll. Der Zug fährt in der Regel donnerstags und samstags von Sylt nach Salzburg und Konstanz sowie freitags und sonntags in die entgegengesetzte Richtung. Er hält dabei unter anderem in Niebüll, Husum, Hamburg, Hannover, Göttingen, Frankfurt, Nürnberg und München. Fahrpläne und das komplette Streckennetz gibt es online.

Im Liegewagen mit Sitzliege, Bettzeug, Bettwäsche und WLAN inklusive kostet die einfache Fahrt für eine Person mit Kind bis 14 Jahre ab 199 Euro, für Hin- und Rückfahrt ab 398 Euro. Es gibt auch Tickets für zwei Personen und Familien oder Gruppen (maximal sechs Personen). Der Schlafwagen ist komfortabler und umfasst zum Beispiel auch ein Waschbecken en suite und Frühstück für alle Abteilreisenden. Die Ticketpreise sind entsprechend höher.

 

Von Berlin und Hamburg in den hohen Norden

Eine besondere Verbindung besteht in den Norden Europas. Wenn die Nächte in Skandinavien hell und kurz sind, rollt der Snälltåget von Berlin und Hamburg aus über Dänemark nach Schweden. Der Nachtzug verlässt Berlin am Abend und fährt über Hamburg, die Region Kopenhagen, den Öresund und Malmö bis hinauf nach Stockholm. Die Fahrzeit beträgt laut Fahrplan gut 19 Stunden.

Zwischen dem 28. Juni und 5. September 2021 stehen laut der Webseite des schwedischen Betreibers tägliche Abfahrten im Programm. Weitere Abfahrten mittwochs und samstags soll es bis in den Oktober hinein geben. Die Tickets sind online auf der Snälltåget-Webseite zu kaufen. Aktuelle Verkehrsinfos zu möglichen Abweichungen und Änderungen aufgrund von Corona finden Zugreisende ebenfalls dort. An Bord gibt es ein Restaurant und WLAN. Fahrräder können mit Ausnahme von klappbaren Modellen nicht mitgenommen werden.

Im russischen Nachtzug bis nach Paris oder Moskau

Eine besonders aufregende Strecke steht Nachtzugfans wohl erst im Jahr 2022 wieder zur Verfügung: die legendäre Zugverbindung zwischen Moskau und Paris, betrieben von der russischen Staatsbahn. Stopps sind je nach Strecke Minsk in Belarus, Warschau, Berlin und Frankfurt. Die Fahrzeit für die 3159 Kilometer lange Gesamtstrecke liegt bei rund 39 Stunden. Von Berlin nach Moskau sind es um die 22 Stunden. Tickets sind über die Deutsche Bahn erhältlich.

Nachtzüge im europäischen Ausland

Darüber hinaus gibt es viele weitere Nachtzugverbindungen in Europa ohne Start und Ziel in Deutschland. Sie sind für alle Reisenden interessant, die den Kontinent ohne Flugzeug erkunden wollen. Ein Beispiel sind hier natürlich die Interrailer. Auf der Webseite von Interrail sind spannende Nachtzugverbindungen gelistet.

Das sind zum Beispiel die ÖBB-Verbindungen zwischen Östereich und Italien. Einige Euronight-Züge verbinden wiederum Länder im östlichen Europa. So gibt es etwa Verbindungen von Ungarn nach Rumänien oder von Polen nach Tschechien. Der Nachtzug des Betreibers Thello fährt zwischen Italien und Frankreich auf der Strecke Paris-Venedig.

Angesichts von Corona sollten Reisende auch bei Zügen im europäischen Ausland unbedingt prüfen, ob und ab wann genau die Verbindungen in diesem Sommer tatsächlich angeboten werden.

Nicht zuletzt gibt es in vielen europäischen Staaten Nachtzüge für Reisen innerhalb des Landes. In Frankreich zum Beispiel gibt es die Intercités de nuit der staatliche Eisenbahngesellschaft SNCF. Erst am 20. Mai ist erstmals seit mehr als drei Jahren wieder ein Nachtzug von Paris nach Nizza gefahren - mit an Bord war sogar Premierminister Jean Castex.

Innerhalb Italiens besteht zum Beispiel ein Nachtzugangebot von Trenitalia. In Schweden rollen nachts die Züge des SJ Night Train. In Norwegen etwa fährt die Vy-Gruppe. Und in Finnland sind es die VR-Züge. Dort trägt die beliebte Verbindung hinauf nach Rovaniemi in Lappland, wo der Sage nach der Weihnachtsmann sein Zuhause hat, auch den entsprechenden Namen: Santa-Claus-Express.


 

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