Reiserechtler: Kein Geld zurück wegen Impf- und Testvorschriften

| Tourismus Tourismus

Es ist eine Entwicklung, die in Europa um sich greifen könnte: Reisende, die nicht geimpft sind, dürfen bestimmte Angebote vor Ort nicht mehr nutzen. Es sei denn, sie weisen einen tagesaktuellen, womöglich kostenpflichtigen Negativtest vor.

So beschloss Griechenland, dass in geschlossenen Räumen von Kinos, Theatern und Gastronomie künftig nur noch Geimpfte Platz nehmen dürfen. Und in Frankreich ist der Eintritt zu Kulturstätten ab 21. Juli nicht mehr ohne Nachweis möglich. Ab August wird der Zugang zu Fernzügen, Reisebussen, Restaurants und Cafés ohne den sogenannten Gesundheitspass verwehrt. Dann wird also ein negativer Corona-Test, ein Impfnachweis oder ein Genesungsnachweis nötig. Ist der Veranstalter in der Pflicht?

Nun fragen sich manche: Bekomme ich als Pauschalurlauber in diesem Fall einen Teil meines gezahlten Geldes zurück? Kann ich die Testkosten dem Veranstalter in Rechnung stellen?

Der Reiserechtsexperte Paul Degott aus Hannover macht Urlauberinnen und Urlaubern in dieser Frage wenig Hoffnung. «Ich bin der Auffassung, dass solche Regeln hinzunehmen sind», sagt Degott. «Das fällt unter das allgemeine Lebensrisiko während einer Pandemie.»

Auch wenn es zu dieser konkreten Frage noch keine Gerichtsurteile gibt, so doch zu vergleichbaren Fällen aus der ersten oder zweiten Corona-Welle. Etwa zur Maskenpflicht am Urlaubsort. Hier lautete das Urteil meist: Der Veranstalter trägt nicht die Verantwortung für behördlich angeordnete Schutzmaßnahmen.

«Der Reiseveranstalter ist nur dazu verpflichtet, den Reisevertrag zu erfüllen», sagt Degott. Der umfasst in den meisten Fällen nur den Transport, die Hotelunterbringung und die dortige Verpflegung. Ein Preisminderungsanspruch ergebe sich also nicht.

Veranstalter muss Versprechen erfüllen - mehr nicht

«Minderung ist immer Soll-Ist-Vergleich», erklärt Degott. «Der Urlauber zahlt 100 Prozent für 100 Prozent der Leistung. Leistet der Veranstalter nicht zu 100 Prozent, gibt es Geld zurück.» Es zählt hier immer, was der Reiseveranstalter versprochen hat und dem Kunden entsprechend schuldet. Dass Museen und Restaurants am Urlaubsort auch Ungeimpfte ohne Corona-Test einlassen, fällt nicht darunter.

Etwas anders könnte die Frage zu bewerten sein, sofern das Hotel selbst im eigenen Restaurant nur Geimpfte bedienen darf. «Der Veranstalter kann dann nicht sagen: Die Verpflegung ist jetzt gestrichen. Er muss Abhilfe schaffen», sagt Degott - also die Gäste anders versorgen. Ergibt sich hier ein Minderungsanspruch? «Das halte ich für schwierig», so die Einschätzung des Experten.

Ist der Corona-Test wie in Frankreich nicht umsonst, kann sich ein Pauschaltourist das Geld laut Degott nicht vom Veranstalter zurückholen. «Diese zusätzlichen Kosten muss man in Kauf nehmen.»


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Als erste Stadt der Welt verlangt Venedig jetzt Eintritt: Wer ein paar Stunden zwischen Markusplatz und Rialtobrücke verbringen will, muss zahlen. Die Tourismusbranche beobachtet das genau.

Amsterdam will die Hälfte der anlegenden Flusskreuzfahrtschiffe streichen. Innerhalb von fünf Jahren solle die Zahl der Schiffe, die in der Stadt anlegen dürfen, halbiert werden. Die Stadt schätzt, dass dadurch pro Jahr rund 270 000 Touristen weniger die Stadt besuchen werden. 

 

Mehr als 11 Millionen verkaufte Tickets, von vielen als Tarifrevolution gefeiert: Das Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr wird bald ein Jahr alt. Seit dem 1. Mai 2023 kann es bundesweit im Nah- und Regionalverkehr genutzt werden. Der monatliche Preis liegt in der Regel bei 49 Euro - aber wie lange noch?

Der Reisekonzern FTI wechselt den Besitzer und soll frisches Kapital bekommen. Das in der Corona-Krise in Bedrängnis geratene Unternehmen sieht darin die Grundlage für Wachstum.

Vom Flughafen Hahn hat Billigflieger Ryanair den deutschen Markt aufgerollt. Auch 25 Jahre später spielt der Hunsrück-Flughafen noch eine Rolle in der Strategie der Iren.

Tourismus ist für Spanien überlebenswichtig. Trotzdem wächst vielerorts im Lande der Verdruss gegenüber den stetig zunehmenden Besuchermassen. Betroffen ist nun auch eine einstige «Friedensoase».

Wer in diesem Jahr hierzulande ein Ferienhaus mietet, darf einer Umfrage zufolge mit weitgehend stabilen Preisen rechnen. Weniger als die Hälfte der Ferienhausvermieter erhöht einer Umfrage zufolge in diesem Jahr die Preise. 90 Prozent der Vermieter rechnen mit gleich vielen oder mehr Buchungen als im Vorjahr.

Bereits zum 20. Mal verleiht der Deutsche Tourismusverband den Preis an Projekte, die neue Ideen im Tourismus umsetzen und als Innovationsmotor gesehen werden. Der Fokus liegt auch in diesem Jahr auf Nachhaltigkeit.

Für viele beginnt mit der warmen Jahreszeit auch die Freizeitparksaison – doch wohin nur am besten? Um die Entscheidung zu erleichtern, hat das Online-Reiseportal kurz-mal-weg.de 92 Freizeitparks in Deutschland nach ihrer Social-Media-Beliebtheit bewertet.

In der Filmreihe «Planet der Affen» übernehmen Affen die Herrschaft über die Erde. Science Fiction. Oder? In der Stadt Lop Buri in Thailand scheint die Zukunftsvision schon Wirklichkeit zu sein.