Sicherheit, Nachhaltigkeit, Dresscode: Die aktuellen Trends bei Geschäftsreisen

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Nach knapp zwei Jahren Pandemie und einem unerwartet guten Reisesommer im privaten Sektor ziehen nun auch die Geschäftsreisen deutlich an. Mehr und mehr Länder lockern die Einreisebedingungen und auch der Wunsch, Geschäftspartner wieder persönlich zu treffen, nimmt zu. Mit einem höheren Aufkommen an geschäftlichen Reisen können Reisebüros, Airlines und Hotels wieder auf das zweite Standbein „Business Travel“ setzen. Doch wie hat die Pandemie den Bereich verändert? Welche Entwicklungen zeichnen sich generell im Sektor Geschäftsreisen ab? Die ERGO Reiseversicherung hat aktuelle Trends zusammengestellt.

Sicherheits-Upgrade: höhere Buchungsklassen

Die erste Veränderung lässt sich bei den großzügigeren Vorgaben zu den Rahmenbedingungen von Geschäftsreisen beobachten: Dem erhöhten Bedürfnis nach Sicherheit (z.B. ausreichend Abstand zu anderen Passagieren) wird selbst trotz höherer Kosten Rechnung getragen. Viele Unternehmen erlauben in ihren Reiserichtlinien nun höhere Buchungsklassen, beispielsweise die Business Class im Flugzeug oder die 1. Klasse im Zug. Wo es früher noch strenge Regelungen gab, zeigen sich Arbeitgeber aktuell großzügig. Ebenso werden verstärkt Direktverbindungen gebucht, um Umsteigen und damit weitere Kontakte zu vermeiden. Viele (doch längst nicht alle) Arbeitgeber sind sich bewusst, dass sie aufgrund ihrer Fürsorgepflicht für das gesundheitliche Wohlergehen ihrer Mitarbeiter verantwortlich sind und einen ausreichenden Schutz gegen Krankheit und Unfälle auf Geschäftsreisen sicherstellen müssen.

Mehr Zug- und PKW-Nutzung für Geschäftsreisen

Der Wechsel beim bevorzugten Verkehrsmittel, der sich bereits bei privaten Reisen abzeichnet, zeigt sich analog beim Business Travel. Den zahlreichen internationalen Flugreisen der Vergangenheit steht aktuell eine Zunahme der vergleichsweise unkomplizierten Inlandsreisen gegenüber. In einer nicht repräsentativen Umfrage der ERGO Reiseversicherung auf LinkedIn gaben 45 Prozent an, Dienstreisen innerhalb von Deutschland derzeit bevorzugt mit dem eigenen PKW durchzuführen - das Infektionsrisiko ist hier entsprechend am geringsten. Den zweiten Platz belegten Reisen mit der Bahn, für die sich 38 Prozent der Befragten entschieden. Nur 13 Prozent zogen Inlandsflüge vor, während 4 Prozent den Mietwagen wählten.

Bleisure: Business Trip mit privater Reise verbinden

Dieser Trend nahm seinen Anfang bereits vor der Pandemie: Immer häufiger möchten Arbeitnehmer Berufliches mit Privatem verbinden und Urlaubstage oder ein Wochenende an die Geschäftsreise anhängen. Wer beruflich an schönen Orten unterwegs ist, möchte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, dort mehr als nur den Konferenzraum zu sehen. Auch die Kombination von Business Trips mit Remote Work kommt immer häufiger vor: Dabei wird die Reise teilweise für Termine mit Kunden oder Geschäftspartnern genutzt, teilweise wird aus dem Fern-Office vor Ort gearbeitet - Coworking-Spaces machen es möglich. Sie bieten Arbeitnehmern von jedem Ort der Welt optimale Arbeits-bedingungen, wie eine schnelle Internetverbindung, voll ausgestattete Arbeitsplätze und Meetingräume. In den meisten größeren Städten finden Geschäftsreisende gleich mehrere Anbieter der kurzfristig anmietbaren Büroräume.

Nachhaltigkeit im Fokus

Durch die massiven Umweltdiskussionen in Politik und Gesellschaft rücken ökologische Aspekte auch bei Geschäftsreisen stärker in den Vordergrund. Viele große Konzerne haben sich bereits strenge Auflagen zum jährlichen CO2-Ausstoß für das gesamte Unternehmen auferlegt. Dieses Budget umfasst entsprechend auch die Business Trips für das gesamte Jahr. Daher werden beispielsweise vermehrt Bahnreisen gebucht, um die schlechte Ökobilanz von Kurzstrecken-Flügen zu umgehen oder Reisen so geplant, dass sich mehrere Termine miteinander verbinden lassen. Laut einer aktuellen Studie gaben 77 Prozent der Befragten an, Geschäftsreisen zukünftig verstärkt unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit planen zu wollen.

WLAN an Board

Kein ganz neuer Trend, doch ständig im Wachstum begriffen: Internetnutzung während der Reise. Gab es Ende 2016 noch bei 39 der 57 größten europäischen Fluggesellschaften kein Internet-Angebot an Bord, handelt es sich hierbei mittlerweile um einen Standard, den insbesondere Businessreisende erwarten. Die Airlines rüsten gegen den Wettbewerber Bahn auf, um das Argument der deutlich geringeren produktiv nutzbaren Arbeitszeit bei Kurzstreckenflügen zu entkräften. Bahnreisende konnten die längere Reisezeit bisher durch die Möglichkeit, mit gutem Internet auch während der Reise zu arbeiten, ausgleichen.

Dresscode wird casual

Auch die Optik der Geschäftsreisenden wandelt sich: Der Trend geht deutlich hin zu einem legereren Dresscode auf beruflichen Trips. Analog zur Arbeit im Büro, wird auch bei Kundenterminen immer weniger Wert auf eine strenge Kleiderordnung gelegt. Selbst in eher konservativen Umfeldern ist die Krawatte kein Muss mehr und der Anzug kann mit einem schicken Paar Sneakers kombiniert werden. Auch Jeans und Vollbart sind nur noch selten No-Gos.

Virtuell versus Live-Meeting

Aus Sicht der Reisebüros und Business Hotels eine wenig erfreuliche Erkenntnis: Insgesamt liegen berufliche Reisen weiterhin auf einem niedrigeren Niveau als vor der Pandemie. Trotz der allmählichen Erholung des Tourismussektors erwarten Experten, dass Geschäftsreisen zukünftig nur sehr selektiv stattfinden werden. Zoom, Teams & Co haben den Unternehmen während der Pandemie gezeigt, dass nicht jeder Business Trip wirklich notwendig ist. Dass viele Dienstreisen auch zukünftig durch virtuelle Konferenzen ersetzt werden, zeigt eine Studie des Verband Deutsches Reisemanagement (VDR), die das Erreichen des Niveaus von 2019 ausschließt.


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