Sommerurlaub 2020 in Deutschland - Touristiker rechnen mit Ansturm

| Tourismus Tourismus

Die Signale für einen Sommerurlaub zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen stehen auf grün: Die Wirtschaftsminister der Länder streben unter Auflagen vom 9. bis 22. Mai eine bundesweite Öffnung des Gastgewerbes an. Für Hotels und Pensionen wird eine Öffnung bis Ende Mai angepeilt. Möglicherweise findet aber nicht jeder Urlaubshungrige sein Traumquartier. Denn wegen der Corona-Pandemie soll es nicht zu eng werden in Unterkünften oder Restaurants. Ohne Einschränkungen wird es in diesem Jahr nicht gehen.

[Aktuell: Ab jetzt sind die Bundesländer für die Lockerungen der Corona-Beschränkungen verantwortlich. So entsteht ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Möglichkeiten und Geboten. Tageskarte fasst zusammen, welche Regeln für Kneipen, Restaurants und Hotels in den Regionen derzeit bekannt sind. Weiterlesen auf  Tageskarte]

HOTELS: Urlauber, die bereits gebucht haben, dürften kaum Probleme haben. Doch jetzt rechnen Reiseveranstalter mit einem Ansturm in Deutschland. «Zu bestimmten Zeiten und in sehr beliebten Regionen sind Engpässe nicht auszuschließen» sagt Ralph Schiller, Geschäftsführer bei der FTI Group. Ferienwohnungen und Hotels an den deutschen Küsten und im Voralpenland seien auch in den vergangenen Jahren in den Sommerferien größtenteils ausgebucht gewesen, «reduzierte Kapazitäten verschärfen die Situation jetzt zusätzlich». Schiller rechnet damit, dass davon viele Unterkünfte profitieren werden, die in bislang weniger stark nachgefragten Regionen liegen. FTI habe sein Angebot in Deutschland bereits vor Corona deutlich vergrößert.

«Wenn Hotels und Ferienclubs ihre Kapazitäten begrenzen müssen, wird es punktuell vielleicht mal einen Engpass geben. Letztlich müssen wir aber die konkreten Vorgaben der einzelnen Länder abwarten», erläutert ein Tui-Sprecher. Der Trend dürfte im Sommer vor allem Richtung Küste gehen. Mit Preisaufschlägen wegen höherer Kosten für Sicherheitsmaßnahmen müssten Tui-Kunden nicht rechnen. «Es wird keinen Corona-Aufschlag geben», sagt der Sprecher. Aber: «Wenn alles ausgebucht ist, gehen die Preise im Buchungssystem automatisch nach oben. Das ist ganz normal und hat mit Angebot und Nachfrage zu tun.» Auf Büffets werde man vorerst verzichten. Vorstellbar sei ein Schichtbetrieb beim Essen oder verstärkter Room-Service. «Letztlich muss das jedes Hotel je nach Größe und Ausstattung entscheiden.»

FERIENHÄUSER/CAMPINGPLÄTZE: Der Deutsche Tourismusverband (DTV) verzeichnet inzwischen steigende Buchungsanfragen vor allem für Ferienwohnungen und Ferienhäuser. Angesichts sich abzeichnender Lockerungen für Reisen in Deutschland dürfte sich die Zahl jetzt noch deutlich erhöhen, sagt DTV-Geschäftsführer Norbert Kunz. «Wir gehen davon aus, dass die Menschen nach dieser schwierigen Zeit dieses wiedergewonnene Stück Freiheit nutzen wollen». Wichtig sei, dass die Urlauber auf bundesweit einheitliche Regelungen und Schutzstandards vertrauen könnten.

Der Campingverband rechnet mit starker Nachfrage insbesondere für die Sommermonate Juli und August. «Wir empfehlen den Campern, wenn möglich auf andere Zeiten auszuweichen und Reisen im voraus, möglichst frühzeitig zu buchen», sagt Christian Günther, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland. Im Einzelfall könne es wegen Beschränkungen, die die Politik auferlege, zu Engpässen kommen. «Bei 50 Prozent Kapazität wie in Niedersachsen vom 11. Mai an, ist davon auszugehen, dass die Kapazitäten nicht reichen werden». Preiserhöhungen wegen Kosten für Schutzmaßnahmen schließt Günther nicht aus.

BELIEBTE REGIONEN: Nicht nur in den Küstenregionen wird mit steigenden Besucherzahlen gerechnet. Auch die Tourismusregionen etwa in Bayern stellen sich auf hohe Buchungszahlen bereits am Pfingstwochenende ein. «Wir gehen davon aus, dass wir eine ganze Reihe Gäste haben werden», sagt beispielsweise Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH. «Wer am Pfingstwochenende kommen will, sollte bald buchen.» Am 30. Mai sollen in Bayern Hotels nach den Plänen der Staatsregierung wieder öffnen dürfen.

GESUNDHEITSSCHUTZ: Vorschläge hat beispielsweise der Berliner Hotel- und Gaststättenverband Dehoga erarbeitet. So könne etwa in Restaurants unter anderem die Aufenthaltsdauer für Gäste beschränkt werden, heißt es in den Unterlagen, die der Verband als Checkliste für Unternehmen online gestellt hat. Das Essensangebot solle demnach minimiert werden. Anstelle von Speisekarten zum blättern könnten die Betriebe sie digital zum Download anbieten, so dass die Kunden sich ein Gericht auf dem Handy aussuchen könnten. Im Wellnessbereich sei die Anzahl der Personen pro Sauna zu begrenzen.

Beispiel Mecklenburg-Vorpommern: Hier bereiten sich die Gesundheitsämter auf steigende Besucherzahlen vor. Wenn es doch zu Neu-Infektionen kommen sollte, hätten die Ämter die Möglichkeit, die Kontakte der Betroffenen schnell und sicher zurückzuverfolgen, da bei jeder Zimmerbuchung und Tischbestellung Kontaktdaten hinterlassen würden, berichtet der Sprecher der Hansestadt Rostock, Ulrich Kunze. «Wenn wir als örtliche Gesundheitsbehörde das Gefühl haben, dass die bestehenden Maßnahmen zum Schutz der Menschen nicht ausreichen, wird schnell gegengesteuert.»

VORBEREITUNGSZEIT: Jedes zweite Unternehmen der Reisebranche und vier von fünf Betrieben des Gastgewerbes sehen sich laut einer aktuell laufenden Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages zu einem schnellen Hochfahren in der Lage. Das betrifft einen Zeitraum von «sofort» bis «Vorlauf von ein bis zwei Wochen», wie aus einer Vorabauswertung der Umfrage hervorgeht. DIHK-Präsident Eric Schweitzer dämpft aber allzu große Erwartungen an eine schnelle Erholung der betroffenen Betriebe: «Ein Einstieg in den Re-Start bedeutet ja nicht, dass die Unternehmen nach fast zwei Monaten Shutdown gleich wieder ohne Einschränkung loslegen dürfen». Durch den erhöhten Gesundheitsschutz hätten sie zunächst deutlich mehr Aufwand, höhere Kosten und zugleich für einen langen Zeitraum weniger Umsatz.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Der Europa-Park wird seine neue Achterbahn «Voltron Nevera» am 26. April eröffnen. «Der Ansturm wird natürlich extrem sein», sagte Parkchef Roland Mack am Donnerstag im südbadischen Rust. Deutschlands größter Freizeitpark wird an diesem Samstag seine Tore zur Sommersaison öffnen. 

Die rheinland-pfälzische Tourismusbranche blickt sehr optimistisch auf die Urlaubs- und Reisesaison in diesem Jahr. Es lägen viele Buchungen für die kommenden Monate vor, sagte der Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, Stefan Zindler, am Donnerstag. Er rechne damit, dass in diesem Jahr das Vor-Corona-Niveau übertroffen wird.

Die Zahl der Gäste und Übernachtungen in Hamburger Beherbergungsbetrieben ist im Januar gestiegen. Insgesamt besuchten 437 000 Menschen die Hansestadt und damit 2,1 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistikamt Nord am Donnerstag mitteilte.

Das Auto hat die Bahn bei Geschäftsreisen in Deutschland abgehängt – zumindest bei mittelständischen Unternehmen. Das ist eine Erkenntnis aus dem ersten KMU-Reisereport des Freiburger Unternehmens HRworks.

Von wegen Kiffen, Party machen und durch das Rotlichtviertel touren: Amsterdam ist die Belästigungen durch den Massentourismus satt. Ein Quiz klärt Touristen jetzt auf, was erlaubt ist und was nicht.

Sachsens Freizeitparks starten in die neue Saison. In Döbeln (Landkreis Mittelsachsen) wurde gleich ein ganz neuer Park aus dem Boden gestampft. Dort öffnet die aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Kette Karls am Sonnabend ein neues Erlebnis-Dorf.

Holidu hat das kostenlose Touristenangebot für die 30 beliebtesten Städtereiseziele in Europa ausgewertet. Das Ergebnis ist ein Ranking von Städten, die den Besucherinnen und Besuchern die größte Auswahl kostenloser Unterhaltung bieten.

Grüne Wiesen, Knospen an den Bäumen - mitten im Winter herrschte über Wochen frühlingshaftes Wetter. Der alpine Skitourismus in den Alpen, jahrzehntelang einträgliches Geschäft, ist im Wandel.

Laut des Cities & Trends Europe Report von BCD Travel waren Amsterdam und New York die von europäischen Geschäftsreisenden meistbesuchten Städte 2023. Die beliebtesten Länder waren Deutschland und die Vereinigten Staaten.

Winterstürme haben einige Nordseeinseln zum Teil stark getroffen: Mancherorts sind die Badestrände fast komplett weggespült. Was bedeuten die Schäden für die Urlaubssaison?