Der Bund und das Land Hessen wollen dem Ferienflieger Condor nach der Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook mit einem Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro helfen. Diese Grundsatzentscheidung haben die zuständigen Ministerien getroffen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Dienstagabend aus Verhandlungskreisen erfuhr. Hessen soll für die Hälfte des geplanten Hilfskredits bürgen. Nach früheren Unternehmensangaben sollen damit «Liquiditätsengpässe» verhindert werden.
Unser Geschäftsbetrieb läuft planmäßig weiter, und wir sorgen auch weiterhin dafür, unsere Gäste sicher und zuverlässig an ihr Ziel zu bringen“, so Ralf Teckentrup, Vorsitzender der Geschäftsführung. „Unsere Flotte ist in Betrieb, und der Ticketverkauf für Flüge mit Condor läuft ganz normal weiter.“
Auch die Thomas Cook GmbH in Oberursel hat einen Antrag auf einen Überbrückungskredit beim Bund gestellt, wie das Unternehmen mitteilte. Beide Unternehmen sind nicht insolvent. In den Tourismusregionen, in denen Thomas Cook stark vertreten ist, sorgen sich vor allem Hotels und kleinere Unternehmen um die Zukunft.
Flughäfen und Gewerkschaften hatten die Bitte Condors um Staatshilfe unterstützt. Condor ist ein wichtiger Partner für deutsche Reiseveranstalter. Angesichts der bevorstehenden Herbstferien wäre ein Ausscheiden Condors aus dem Markt für die Tourismusbranche ein großes Problem. Die Pleite von Thomas Cook beflügelte erneut die Spekulationen über einen Verkauf Condors. Es gebe ein hohes Interesse auch bei Finanzinvestoren, sagte ein Condor-Sprecher.
Kunden der deutschen Thomas Cook können auch am 25. und 26. September ihre Reisen nicht antreten. Die Durchführung könne nicht garantiert werden, hieß es. Nach Hause fliegen könnten Pauschalreisegäste aktuell in der Regel wie geplant.
Die Tochter mit den Marken Thomas Cook, Neckermann, Öger Tours, Air Marin und Bucher Reisen ist nicht insolvent. Sie führt derzeit Gespräche mit möglichen Kapitalgebern und allen zuständigen Gremien auf Regierungsebene in Berlin und Wiesbaden. «Wir tun alles in unser Macht Stehende, um den Fortbestand unseres Unternehmens zu sichern», sagte Stefanie Berk, Vorsitzende der Geschäftsführung der Thomas Cook GmbH. Der Verkauf von neuen Reisen bleibt gestoppt.
Hoteliers in Urlaubsländern fürchten, dass sie auf unbezahlten Rechnungen sitzenbleiben und zudem künftig Urlauber wegbleiben. Das könnte für viele Unternehmer das Aus bedeuten. So schätzt der spanische Reiseunternehmerverband Exceltur allein den Schaden wegen offener Rechnungen von Thomas Cook auf mindestens 200 Millionen Euro.
Griechische Verbände gehen davon aus, dass die Insolvenz den wichtigen Tourismussektor des Landes bis zu 500 Millionen Euro kosten könnte. In Tunesien sind nach Angaben des Hotelverbandes FTH etwa 100 Unterkünfte in Hammamet und auf Djerba betroffen. Derzeit stünden von Thomas Cook rund 70 Millionen Euro an offenen Rechnungen bei tunesischen Hotels aus. In Ägypten müssen bis April kommenden Jahres Reservierungen für 25 000 Reisende storniert werden. (dpa)