Starker Widerstand gegen kürzeren Ferienzeitraum im Sommer

| Tourismus Tourismus

Die Forderung aus Berlin und Hamburg nach einer Neuregelung der Sommerferien stößt auf breite Ablehnung. Das geht aus Gesprächen der Deutschen Presse-Agentur mit mehreren Länderchefs hervor. Nach den Vorstellungen der beiden Stadtstaaten sollen die Ferien künftig in allen Ländern frühestens Anfang Juli beginnen und die Termine enger zusammenrücken, so dass die jährlichen Verschiebungen geringer werden. Doch ein verkürzter Ferienkorridor könnte die Probleme in Schulen, Reiseverkehr und Tourismus noch verschärfen, warnt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Der Regierungschef des bevölkerungsreichsten Bundeslandes bringt damit die Einwände vieler Kollegen auf den Punkt. Die meisten wollen am Ferienkorridor von Juni bis September festhalten - allerdings auch Bayern und Baden-Württemberg in das Rotationssystem einbeziehen. Dass bislang alle anderen rotieren müssten und nur die Süd-Länder ihren Stammplatz hätten, «das ist nicht akzeptabel», sagt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Sein Thüringer Kollege Bodo Ramelow (Linke) pflichtet bei, er erwarte von allen, Egoismen in der Bildungspolitik zurückzustellen.

Das sieht Bayerns Regierungschef Markus Söder anders: «Wir bleiben bei unseren Ferienterminen. Das hat sich so bewährt, und das ist in der bayerischen Kultur fest verankert.» Der CSU-Chef verweist auf den über Jahrzehnte gewachsenen Ferienrhythmus: «Sonst müssten wir vielleicht unsere Pfingstferien verändern, und die sind den Bayern sehr wichtig. Und obwohl wir mit die meisten Feiertage haben, erbringen unsere Schüler mit die besten Ergebnisse.» Auch Baden-Württemberg hat längst klargemacht, dass es keine Änderungen will. Die beiden Süd-Länder starten stets als letzte in die Ferien.

Konkret wollen Berlin und Hamburg erreichen, dass die Ferientermine aller Länder in Zukunft zwischen dem 1. Juli und dem 10. September liegen. Die neue Regelung solle auch sicherstellen, dass die Schuljahre möglichst gleich lang sind. Das bringe mehr Kontinuität in den Schuljahresablauf, so die Begründung. Außerdem bekämen Länder, die schon im Juni in die Ferien müssten, Zeitprobleme mit Prüfungen.

Andere befürchten dagegen deutlich mehr Stress, wenn der Zeitkorridor verkleinert wird - und Einbußen für die Tourismusbranche. «Aus touristischen, aber auch aus bildungspolitischen Gründen spricht viel für die bisherige Regelung», sagt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Wichtig sei, dass sich die Bundesländer weiterhin abstimmten. «Das hat in der Vergangenheit einigermaßen vernünftig geklappt, und ich bin zuversichtlich, dass das auch in Zukunft wieder klappen wird.»

Ähnlich sieht das Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD): «Wir wollen, dass es weiterhin einen weiter gefassten zeitlichen Rahmen gibt. Das ist gut für den Tourismus, vor allem aber hilft es Familien mit Schulkindern. Denn wenn sich der Zeitraum verkürzt und alle in Deutschland fast zur gleichen Zeit Ferien haben, dann wird der Familienurlaub ganz sicher teurer.» Aus Sicht von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sprechen auch noch andere Gründe für einen breiteren Ferienkorridor - «etwa ‎dass der Verkehr zu Ferienbeginn nicht zusammenbricht wie in Frankreich».

«Also ich glaube, dass das bisherige System alles in allem kein schlechtes ist», sagt Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). «Wir kommen damit gut klar.» Das gelte auch für Hotellerie und Gastgewerbe. «Wir tun gut daran, wenn wir nicht in vier oder sechs Wochen sozusagen eine 200 Prozent Auslastung haben und die Leute dann kein Zimmer kriegen, und in der restlichen Zeit kommt keiner mehr.»

Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) hat gegen eine Straffung der Sommerferien-Termine indes nichts einzuwenden. «Für die Schulen würde ein einheitlicher Ferientermin die Planungen sehr vereinfachen», sagt der SPD-Politiker. «Allein schon dadurch, dass die Schuljahre bei einem einheitlichen Ferientermin immer gleich lang wären.»

Eine schnelle Neuregelung ist ohnehin nicht in Sicht: Bis zum Schuljahr 2023/2024 sind die Ferientermine bereits festgelegt. Ob es danach Änderungen gibt, darüber wollen die Länder im Herbst beraten. Fachleute sollen Vorschläge vorlegen.

Thüringens Ministerpräsident Ramelow will vor allem Verlässlichkeit: «Es ist meines Erachtens für alle von Vorteil, wenn die Sommerferien langfristig geplant werden», sagt der Linken-Politiker. Für sein Land sei entscheidend, dass die Abstimmung in der Kultusministerkonferenz einvernehmlich erfolge. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Übernachtungszahlen im Harz sind 2023 gewachsen. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Bettenbelegung um knapp sieben Prozent, wie der Tourismusverband am Montag in Goslar mitteilte, der in diesem Jahr ein 120-jähriges Bestehen feiert. Gastgeber zeigen sich optimistisch

Der Tourismus in Brandenburg hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Man blicke auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, sagt die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und rechnet auch für 2024 mit guten Zahlen.

Die Menschen in Deutschland lassen sich von Konjunkturflaute oder Streiks die Reiselaune bislang nicht verderben. Die Branche präsentiert zum ITB-Auftakt teils Rekordzahlen.

Auf der Tourismusmesse ITB ist Künstliche Intelligenz ein Hauptthema. Denn so wie überall, wird sie auch im Reisesektor immer wichtiger - und beeinflusst, wie und wo künftig Urlaub gemacht wird.

Insgesamt stehen auf dem Messegelände 12.000 Parkplätze für die Besucher bereit. Es wird empfohlen, den Radiohinweisen zu folgen und das Leitsystem zu den 5.000 Zusatzparkplätzen am nahe gelegenen Olympischen Platz zu nutzen.

Für ihre vorab gebuchten Reisen haben die Bundesbürger im Touristikjahr 2022/23 insgesamt 79 Milliarden Euro ausgegeben. Das sind 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Gegenüber dem Rekordwert im Vor-Corona-Jahr 2018/19 stiegen die Ausgaben um 14 Prozent.

Die Reisebranche sieht sich zurück auf Kurs: Die Buchungszahlen steigen, mehr Menschen als im vergangenen Jahr wollen trotz Belastungen durch die Inflation verreisen, ein Teil will mehr Geld für die schönsten Wochen des Jahres ausgeben.

Der Tourismus in Brandenburg hat im vergangenen Jahr einen regelrechten Boom erlebt. Man blicke auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, sagt die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH und rechnet auch für 2024 mit guten Zahlen.

Die Buchungen für die Sommerreisezeit laufen auf Hochtouren. Der Reisekonzern DER Touristik verzeichnet eine deutlich gestiegene Nachfrage.

Beim 12. Tag des barrierefreien Tourismus am 6. März 2024 erörtern unter anderem politische Entscheider, Vertreter der Betroffenenverbände, Wirtschaftsunternehmen und andere Organisationen verschiedene Aspekte rund um das Thema Inklusion auf Reisen.