Trivago-Chef Axel Hefer hat im Interview mit der Wirtschaftswoche über seine Erwartungen an den Herbst gesprochen. Die Aussichten seien nicht gut, so Hefer. Trivago habe zwar im zweiten das profitabelste Vierteljahr der Unternehmensgeschichte verbucht. Doch je länger der Sommer dauerte, um so dunklere Wolken seien aufgezogen. Nun geht das Unternehmen davon aus, dass sich die Lage der gesamten Reisebranche bis zum nächsten Frühjahr verschlechtern werde.
Gründe für die negative Prognose seien die Inflation und die höheren Energiepreise. Den Menschen bleibe unterm Strich einfach weniger Geld zum Reisen. Zudem würden die Preise für Übernachtungen auch in 2023 zum Teil deutlich teurer sein als vor der Krise.
Verspätungen und schlechter Service
Auch der Personalmangel wirkt sich laut Hefer negativ auf das Reisen aus. Viele Kunden hätten ihren Urlaub weniger gut erlebt als in der Zeit vor Corona, so der Trivago-Chef. Verspätungen bei der Bahn und den Fluglinien und lange Wartezeiten an den Flughäfen sowie schlechterer Service in den Hotels aufgrund von Personalmangel seien keine Seltenheit gewesen. Aufgrund der Kombination dieser Faktoren würden die Kunden weniger und kürzere Reisen buchen.
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, fordert Hefer neue Regeln, die mehr Zuwanderung ermöglichen. Bei Trivago hätten sie dieses Problem jedoch nur sehr begrenzt, da sie 85 Prozent ihrer neuen Mitarbeiter erfolgreich im Ausland rekrutieren würden.
Doch es fehlen nicht nur qualifizierte Arbeitskräfte. Noch größer sei die Lücke bei un- oder angelernten Tätigkeiten. „Während wir viel über qualifizierte Arbeitnehmer reden und gezielt um sie werben, passiert bei Beschäftigten für einfache Jobs wenig bis nichts“, ist der Trivago-Chef überzeugt. Dabei bräuchte das Land eigentlich Initiativen in einer Größenordnung wie in den fünfziger und sechziger Jahren. Sonst würden bestimmte Teile der Wirtschaft wie die Hotellerie in Schwierigkeiten geraten.