Warnstreik bei Lufthansa abgesagt - Aber Töchter werden bestreikt

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Passagiere der Lufthansa können aufatmen, bei der Eurowings und anderen Töchtern gibt es hingegen neue Sorgen um mögliche streikbedingte Flugausfälle. Die Kabinengewerkschaft Ufo hat ihren für Sonntagmorgen angekündigten Warnstreik bei der Lufthansa-Kerngesellschaft kurzfristig abgesagt. Das hat die Tarifkommission entschieden, nachdem die Lufthansa freiwillige Gehaltserhöhungen von 2,0 Prozent für diese Berufsgruppe angekündigt hat. Der Konzern hatte außerdem angekündigt, mit Ersatzcrews Flugausfälle bei der Lufthansa verhindern zu wollen.

Der erst am Freitagnachmittag nachgeschobene Streikaufruf für vier weitere deutsche Flugbetriebe des Konzerns bleibt nach den Worten des Ufo-Sprechers Nicoley Baublies aber bestehen. Nun sollen am Sonntag zwischen 05.00 und 11.00 Uhr bundesweit sämtliche Starts der Töchter Eurowings, Germanwings, Lufthansa Cityline und SunExpress bestreikt werden, wie die Gewerkschaft mitteilte.

Mit dieser Drohung sind immer noch mehr als 300 Abflüge im Streikzeitraum gefährdet, allein in Düsseldorf sind 68 Flugbewegungen geplant. Zehntausende Passagiere müssen um ihre Verbindungen bangen. Betroffen sind nun Eurowings-Basen wie Düsseldorf, Stuttgart oder Berlin. An den Lufthansa-Drehkreuzen München und Frankfurt sind hingegen keine Streiks mehr geplant. Ein Konzernsprecher kündigte an, dass auch die Flüge der Töchter möglichst vollständig durchgeführt würden.

Hinter dem Arbeitskampf steckt ein tiefes Zerwürfnis zwischen Ufo und dem Lufthansa-Konzern. Das Unternehmen erkennt den Ufo-Vorstand nach erheblichen Führungsquerelen nicht mehr als vertretungsberechtigt an und will der Gewerkschaft gerichtlich die Tariffähigkeit absprechen lassen. Der langjährige Ufo-Vorsitzende Baublies wurde sogar aus dem Lufthansa-Dienst entlassen. Den nun abgesagten Streik wie auch bei den Töchtern bewertet Lufthansa in dieser Logik als rechtswidrig und hat Teilnehmern mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht. Parallel hat die DGB-Gewerkschaft Verdi die Lufthansa zu Verhandlungen über das Kabinenpersonal aufgefordert. Der Ufo-Vize Daniel Flohr wirft dem Konzern vor, seine Gewerkschaft zugunsten der Konkurrenz Verdi kaltstellen zu wollen.

Die Ufo-Tarifkommission erklärte die freiwillige Gehaltserhöhung um 2,0 Prozent seitens der Lufthansa angesichts der eigenen Forderung nach 1,8 Prozent als Übererfüllung. «Die Kabine hat Druck gemacht und der Arbeitgeber lenkt endlich ein.» Unmittelbar danach wurden weitere Tarifforderungen nachgeschoben, unter anderem zu höheren Spesen, höheren Gehältern für die Kabinenchefs und einem leichteren Ausstieg aus den tariflichen Saison-Arbeitsplänen. Lufthansa solle diese Forderungen bis zum kommenden Mittwoch (23. Oktober) erfüllen.

«Auf zynische Weise stilisiert Lufthansa den langen Konflikt nun zu einem Show-down auf dem Rücken der Kunden und Mitarbeiter, indem sie droht und es darauf ankommen lässt, Flüge mit Streikbrechern durchzuführen», erklärte der frühere Ufo-Chef Baublies in einer Mitteilung. Da keine schnelle Änderung zu erwarten sei, wurden alle Ufo-Mitglieder zu Urabstimmungen über unbefristete Streiks aufgerufen. Die Abstimmungen sollen bis zum 1. November dieses Jahres laufen.

Bei mehr als 300 Flügen wären schätzungsweise rund 60 000 Passagiere betroffen. Hunderte Flugbegleiter sind so mit einer äußerst kurzen Mobilisierungsfrist zum Streik aufgerufen. In Mittelstreckenflugzeugen sind üblicherweise vier Flugbegleiter an Bord.

Intern hatte die Lufthansa nach Flugbegleitern gesucht, die am Sonntag freiwillig arbeiten. Zu Einzelheiten wollte sich das Unternehmen aber nicht äußern. Die Fluggäste sind aufgefordert, sich über den Status ihrer Flüge zu informieren. Sofern sie ihre Kontaktdaten hinterlegt haben, werden sie direkt informiert.

Die Ufo warnte das Unternehmen davor, für die Streikzeit Listen über Krankmeldungen zu führen, weil dies gegen den Datenschutz verstoße und strafbar sei. Ihren Mitgliedern rät die Gewerkschaft, bereits ab dem ersten Tag der Erkrankung ein ärztliches Attest bereitzuhalten.

In der Vergangenheit hatte Lufthansa bei Streikdrohungen der Piloten oder Flugbegleiter von sich aus viele Flüge abgesagt und einen Not-Flugplan erstellt. Zum eigentlich angekündigten Streik musste es dann wegen der Flugstreichungen gar nicht mehr kommen. Die Lufthansa-Flugbegleiter hatten zuletzt im November 2015 gestreikt. (dpa)


 

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