Brauer-Bund: Herbe Rückschläge durch Corona-Krise

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Der deutschen Braubranche droht durch die Corona-Krise ein doppeltes Absatzproblem: Der Deutsche Brauer-Bund berichtet von deutlichen Auswirkungen der Schutzmaßnahmen vor der Krankheit auf Exportmärkte. Hinzu kämen die Folgen der Einschränkungen in Deutschland auf den Bierausschank in Kneipen und Restaurants. Zudem schwinden die großen Hoffnungen auf die Effekte der Fußball-EM, die auf der Kippe steht. Andererseits wird auch von Vorratskäufen bei Bier berichtet.

«Schon heute steht fest, dass die Corona-Pandemie massive Auswirkungen auf die 1500 Brauereien in Deutschland haben wird», sagte der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands, Holger Eichele, der Deutschen Presse-Agentur. Nachdem im Februar die Exporte in wichtige Auslandsmärkte eingebrochen seien, falle nun auch ein großer Teil des Gastronomiegeschäfts weg. «Dies kann nicht nur Gastwirte vor existenzielle Probleme stellen, sondern bedeutet auch für viele Brauereien zum Teil massive Verluste», verdeutlichte er.

Italien und China wichtigste Auslandsmärkte

Italien ist nach den Verbandsdaten für 2019 mit fast 3,4 Millionen Hektoliter der wichtigste Auslandsmarkt für die deutschen Brauereien, gefolgt von China mit 1,8 Millionen Hektoliter. «Für beide Länder müssen die Planungen drastisch nach unten korrigiert werden, stellenweise sind Lieferketten und Geschäftsbeziehungen völlig zum Erliegen gekommen. Mit jeder Woche wächst die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Exportmärkte einbrechen», sagte Eichele.

Branchenkenner Niklas Other verweist darauf, dass für viele Brauer im Gastronomiegeschäft nicht nur Absatzmenge auf dem Spiel steht. Die Gastronomie sei zwar mit hohen Margen verbunden, berge oft aber auch hohe finanzielle Risiken über Darlehen und weiteres. «Die Krise dürfte sich für die Brauwirtschaft deshalb auf die Ergebnisse auswirken, mehr als auf die Absätze», sagte der Herausgeber des Branchenmagazins «Inside» der dpa. Die Gastronomie stehe bisher für knapp 20 Prozent des Absatzes der Braubranche.

Auch Bier wir gebunkert

Die Bevorratungskäufe vieler Verbraucher in der vergangenen Woche zeigten, dass «neben lange haltbaren Artikeln wie Tütensuppe, Dosennahrung oder Hygienepapier auch Bier eingebunkert wird», sagte Other. Getränkefachmärkte und Lebensmittelhandel berichteten über deutliche Zuwächse vor allem bei Mineralwasser, aber auch bei Bier. Dies führe zu Engpässen in der Abfüllung. Damit die Quarantäne mit der Lieblingsmarke versüßt werden könne, sollten die Verbraucher ihre leeren Kästen so schnell wie möglich wieder zum Einzelhandel bringen.

Fußballabsagen würden die Braubranche erheblich treffen. Im Umfeld von Bundesligaspielen aber auch in unteren Ligen bis zu Sportplätzen, Vereinsheimen werde viel Bier getrunken. Wieviel in den heimischen Konsum verlagert werde, sei nicht abzusehen. Eine Fußball-EM mit gutem Abschneiden der Nationalmannschaft habe in Vor-Coronazeiten bis zu 1 Prozent Absatzplus für den deutschen Jahres-Bierabsatz bedeutet.

«Wir brauchen jetzt dringend Frühling», sagte Veltins-Sprecher Ulrich Biene. Das Fassbiergeschäft sei in weiten Teilen zum Erliegen gekommen. Der Absatz von Flaschenbier laufe hingegen unverändert. Mit steigenden Temperaturen und Sonnenschein werde der heimische Garten wieder zum Grillen genutzt. Wichtiger Test für die Branche sei das Ostergeschäft im April. Schönes Wetter könnte einiges auffangen.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Niedriglohnquote in Deutschland konstant bei 16 Prozent liegt. Besonders betroffen ist das Gastgewerbe, wo über die Hälfte der Jobs dem Niedriglohnsektor zuzuordnen sind.

Im Büro, auf der Bühne oder an der Maschine: Macht das einen Unterschied, wenn Medikamente die Leistungsfähigkeit einschränken? Und was passiert, wenn ein Fehler passiert? Fragen und Antworten.

Die anstehende Erhöhung des Mindestlohns auf 13,90 Euro pro Stunde zum 1. Januar 2026 hat für das Gastgewerbe die größten Auswirkungen. Das geht aus einer neuen Studie des ifo Instituts hervor. Die Branche weist die höchste Betroffenheit auf und plant entsprechende Reaktionen auf den signifikanten Lohnkostenanstieg.

Kinder weltweit essen immer mehr hochverarbeitete Lebensmittel – mit gefährlichen Folgen für Gesundheit, Wachstum und Psyche. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Unicef-Analyse, die zusammenfasst, wie sehr sogenannte ultra-verarbeitete Produkte (UPFs) den Alltag von Kindern und Jugendlichen bestimmen.

Fit Reisen das Suchverhalten in den 200 größten deutschen Städten untersucht, um die tatsächliche Nachfrage nach Wellnessangeboten zu analysieren. Die Auswertung zeigt, dass dabei die Nähe zu Angeboten, regionale Gegebenheiten und das Einkommen entscheidend sind.

Eigentlich gibt es Kinderkrankentage nur bis das Kind zwölf Jahre alt ist. Wann Eltern trotzdem bezahlt zu Hause bleiben dürfen – und warum der Arbeitsvertrag zum Stolperstein werden kann.

Zum 1. Januar steigt der Mindestlohn um 1,08 Euro - 22 Prozent der direkt betroffenen Unternehmen wollen daher Jobs streichen. Eine Umfrage des Ifo zeigt, wo besonders oft Mindestlohn gezahlt wird.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlichte aktuelle Zahlen zur Herstellung und zum Außenhandel von kakaohaltigen Schokoladenerzeugnissen für das Jahr 2024. Obwohl die Produktion im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist, zeigt sich im Fünf-Jahres-Vergleich eine deutliche Steigerung.

Dienstpläne können eine komplexe Angelegenheit sein - und führen nicht selten zu Streit. Wer seine Rechte kennt, kann Probleme mit dem Arbeitgeber oder dem Team besser lösen. Ein Überblick.

Darf ein Chef verlangen, dass eine Kündigung zunächst geheim bleibt? Eine Fachanwältin erklärt, wann Beschäftigte tatsächlich zur Verschwiegenheit verpflichtet sind.