Gegen Massenentlassungen: Hotelverband fordert Übernahme von Pachten und Personalkosten durch den Staat

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Die Corona-Krise trifft das Gastgewerbe in Deutschland mit aller Härte. Nachdem der DEHOGA Bundesverband in der letzten Woche bereits ein Notprogramm forderte, will der Hotelverband Deutschland eine staatliche Deckungszusage für die Übernahme aller Kosten für Personal und Pachten.

Die Liquiditätsbereitstellung über die Hausbanken, mit bis zu 80-prozentiger Haftungsübernahme durch den Staat, sei nicht der sofortige Selbstläufer. Auch die in Rekordzeit auf den Weg gebrachte Kurzarbeiterregelung werde den allermeisten Hoteliers und Gastronomen aufgrund fehlender tarifvertraglicher Verankerung oder gesetzlicher Anspruchsgrundlage nicht weiterhelfen. Es drohten angesichts der Gehaltsabrechnungen zum Monatsschluss März bereits in dieser Woche Massenentlassungen und eine dann nicht mehr zu stoppende Kettenreaktion, so Hotelverbandschef Otto Lindner und Hauptgeschäftsführer Markus Luthe in einem Blog-Post.


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„Wir fordern, dass die Politik, wie seinerzeit in der Bankenkrise, eine generelle Deckungszusage ausspricht – diesmal für die Übernahme aller Kosten für Personal und Pachten für den Zeitraum der unmittelbaren Coronakrise! Jetzt gleich, unverzüglich!“, so Linder.

Zuvor hatte bereits der DEHOGA Bundesverband „sofortige Maßnahmen für das Gastgewerbe“ für das Gastgewerbe gefordert (Tageskarte berichtete). „Notwendig sind jetzt schnelle, effektive Liquiditätshilfen mit einer 100-prozentigen Haftungsfreistellung und mit einer langjährigen Tilgung, die Möglichkeit von Steuerstundungen, ein effektives Hilfsprogramm in Form von direkten Finanzhilfen sowie Steuerentlastungen, wie die Anpassung des Mehrwertsteuersatzes für alle Speisen im Gastgewerbe auf sieben Prozent“, sagte DEHOGA-Präsident Guido Zöllick.

„Ohne schnelle und effektive Hilfe befürchten wir eine Welle von Insolvenzen, die zehntausende Arbeitsplätze vernichtet“, erklärt Zöllick. Viele Betriebe hätten kaum Liquiditätsspielräume. „Trotz ausbleibender Umsätze laufen die Kosten weiter.“ Zugleich brechen ganze Wirtschaftskreisläufe zusammen. „Große wie kleine Betriebe der Zulieferindustrie, regionale Partner aus Landwirtschaft, Handwerk und Dienstleistung sind betroffen“, erklärt der DEHOGA-Präsident. „Die Zukunft vieler der 223.000 Unternehmen des Gastgewerbes mit über 2,4 Millionen Erwerbstätigen, ist akut bedroht.“ Zöllick betont zudem die große gesellschaftliche Bedeutung der Restaurants und Hotels als „öffentliche Wohnzimmer, Orte der Kommunikation, Begegnung und Lebensqualität.“

Kurzfristig müssten Liquiditätshilfen mit einer 100-prozentigen Haftungs-freistellung und mit einer langjährigen Tilgung auf den Weg gebracht werden. Im Lichte der aktuellen Entwicklung fordert der Verband ein effektives Hilfsprogramm in Form von direkten Finanzhilfen. Wenn keine Umsätze mehr getätigt werden könnten, bedürfe es zwingend unbürokratischer und schneller Hilfe. Die bestehenden Förderinstrumente KfW und Bürgschaftsbanken würden nicht ausreichen.


 

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