Kaufkraft pro Lohnminute: Drei Minuten Arbeit für einen Liter Vollmilch

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Menschen in Deutschland müssen vielfach weniger lang arbeiten als vor 30 Jahren, um dieselben Produkte und Dienstleistungen bezahlen zu können. Das ergaben Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Für eine Stunde Arbeit konnten sich die Menschen im Juni 2022 im Durchschnitt demnach einen Kinobesuch, 500 Gramm Bohnenkaffee, eine Briefmarke für einen Standardbrief, ein Kilogramm Mischbrot und eine Flasche Bier leisten. 1991 mussten die Menschen dafür noch sieben Minuten länger arbeiten.

Im Vergleich zu 2020 ist die sogenannte Kaufkraft pro Lohnminute für diese Produkte insgesamt allerdings gesunken: Vor zwei Jahren mussten die Menschen dafür im Schnitt lediglich 56 Minuten arbeiten. Die Berechnungen des IW basieren auf den Preisentwicklungen für Produkte und Dienstleistungen sowie auf dem Nettoverdienst der Deutschen pro Stunde. «Seit der deutschen Einheit bis 2021 ist die Kaufkraft pro Lohnminute um 27 Prozent gestiegen», sagte Christoph Schröder vom IW. «Und jetzt haben wir natürlich schon Verluste durch die hohen Inflationsrate.»

Nach Angaben des Statischen Bundesamtes vom Mittwoch lag die Jahresteuerungsrate im Juli bei 7,5 Prozent. Im Juni waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat noch um 7,6 Prozent gestiegen. Vor allem Preissprünge bei Energie infolge des Ukraine-Krieges und steigende Lebensmittelpreise heizen die Inflation in Deutschland seit geraumer Zeit an.

«Bei den Lebensmitteln gibt es auch Sonderfaktoren, wenn es mal schlechte Ernten gab zum Beispiel», sagte Schröder. «Aktuell sehen wir da aber natürlich hohe Preisanstiege.» Laut Berechnungen des IW mussten die Menschen beispielsweise für 2,5 Kilogramm Speisekartoffeln im Juni 2022 drei Minuten länger arbeiten als 1991. Erst nach 13 Minuten auf der Arbeit waren die Kartoffeln verdient.

Auch ein Friseurbesuch zum Haarewaschen und -föhnen für Frauen ist teurer geworden. Eine Stunde und 11 Minuten müssen die Deutschen dafür arbeiten - zwölf Minuten länger als 1991. «Wer eher viele Dienstleistungen in Anspruch nimmt, für den ist das Leben nicht so viel günstiger geworden wie für andere Leute», bestätigte Schröder.

Deutlich weniger Arbeitszeit müssen die Menschen mittlerweile hingegen für ein Fernsehgerät aufwenden. Waren es vor rund 30 Jahren noch 79 Stunden und vier Minuten, so war der Fernseher dieses Jahr nach nur 17 Stunden und 58 Minuten verdient.

Eine gute Nachricht für den Sommer gibt es auch: «Im Vergleich zu anderen Produkten bleibt der Eispreis recht stabil», teilte das IW mit. Für ein 1,70 Euro teures Speiseeis müssen die Deutschen im Schnitt 4 Minuten und 57 Sekunden lang arbeiten. «Das Eis am Stiel trotzt der Inflation - es gibt sogar mehr für die gleiche Arbeitszeit», stellte das Institut fest. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Trotz Elternstolz: Gehören Kinder in den Lebenslauf? Manche Mütter und Väter befürchten Nachteile im Bewerbungsprozess. Wann sollte man rechtlich gesehen beim Arbeitgeber Kinder erwähnen?

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern in Deutschland hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Gleichzeitig ist auch der Konsum von Geflügelfleisch im Vergleich zu den Vorjahren merklich gestiegen. Diese Daten stehen im Kontext einer stabilen heimischen Produktion, die jedoch weiterhin durch die sich ausbreitende Geflügelpest beeinflusst wird.

Obwohl fast die Hälfte aller Erwerbstätigen in Deutschland Frauen sind, sind nur 29,1 Prozent der Führungspositionen weiblich besetzt. Warum hinkt Deutschland hinterher?

Verlangen Arbeitnehmende beim Ausscheiden aus dem Job ein Arbeitszeugnis, kann es sein, dass es heißt: «Schreiben Sie doch bitte selbst etwas!» Ist das erlaubt - und wie geht man vor?

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im deutschen Gastgewerbe hat im August 2025 einen historischen Höchststand erreicht. Laut den jüngsten, von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Daten, sind nun 1.122.500 Menschen in diesem Sektor sozialversicherungspflichtig tätig.

Die Bundesregierung hat eine unbürokratische Verlängerung der Aufenthaltstitel für Geflüchtete aus der Ukraine beschlossen. Die entsprechende „Zweite Verordnung zur Änderung der Ukraine-Aufenthaltserlaubnis“ wurde am 27. Oktober 2025 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

Die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung im Gastgewerbe anstreben, ist erneut gestiegen. Bis Ende September 2025 meldeten sich 3,5 Prozent mehr Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen als im Vorjahreszeitraum. Dies geht aus den kürzlich veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor.

Der Mindestlohn steigt zum 1. Januar 2026 auf 13,90 Euro und anschließend zum 1. Januar 2027 auf 14,60 Euro. Der DEHOGA Bundesverband hat die daraus resultierenden Effekte, insbesondere auf die Arbeitsverhältnisse im Gastgewerbe, analysiert und bewertet.

Softwareplattformen und Finanzexperten schlagen Alarm: Die Nutzung Künstlicher Intelligenz hat zu einem signifikanten Anstieg ultrarealistischer, gefälschter Spesenbelege in Unternehmen geführt. Während Spesenbetrug kein neues Phänomen ist, ermöglichen es aktuelle KI-Modelle, täuschend echte Fälschungen ohne technische Vorkenntnisse zu erstellen.

Die neuesten Daten der Bundesagentur für Arbeit zum Oktober 2025 zeigen eine saisonale Entspannung der Arbeitslosenzahlen. Dennoch deuten die anhaltend schwache Beschäftigungsentwicklung und eine geringe Nachfrage nach neuem Personal auf eine fortgesetzte wirtschaftliche Zurückhaltung hin.