Kündigung: Wann haben Beschäftigte Anspruch auf Abfindung?

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Eine Kündigung zu bekommen, das ist für viele Beschäftigte eine gefürchtete Vorstellung. Manch einer mag dann immerhin auf eine Abfindung hoffen. Doch wann hat man nach einer Kündigung durch den Arbeitgeber eigentlich Anspruch darauf?

Zunächst gilt: Kündigt der Arbeitgeber ein Arbeitsverhältnis wirksam und fristgerecht, haben Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Abfindung.

«Abfindungsansprüche sind im Arbeitsrecht verhältnismäßig selten», sagtJohannes Schipp, Fachanwalt für Arbeitsrecht. «Die meisten Fälle, in denen es infolge von Kündigungen zu Abfindungslösungen kommt, das sind eigentlich Einigungen, die entweder die Arbeitsvertragsparteien untereinander treffen oder die aber in Form eines Vergleichs beim Arbeitsgericht beschlossen werden.»

In diesen Fällen zahlt der Arbeitgeber eine Abfindung, im Gegenzug akzeptiert der Arbeitnehmer die Wirksamkeit der Kündigung. Und zwar unabhängig davon, ob die Kündigung vor Gericht Bestand gehabt hätte oder nicht. Arbeitgeber und Arbeitnehmer entgingen damit dem oftmals nicht gewünschten Ergebnis, im Fall einer erfolgreichen Kündigungsschutzklage weiter zusammen arbeiten zu müssen, so Schipp.

Denn würde ein Arbeitsgericht entscheiden, dass die Kündigung unwirksam ist, etwa weil keine ausreichenden Kündigungsgründe vorliegen, würde das Arbeitsverhältnis fortbestehen - und das ohne Anspruch auf Abfindung.

Weiteres Arbeitsverhältnis nicht zumutbar

Nur in seltenen Fällen gebe es davon Ausnahmen, «wenn dem Arbeitnehmer oder dem Arbeitgeber die Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses trotz Unwirksamkeit der Kündigung nun nicht zugemutet werden kann», erklärt Schipp. Nach Paragraf 9 des Kündigungsschutzgesetzes kann das Arbeitsgericht in diesem Fall das Arbeitsverhältnis auf Antrag des Arbeitnehmers oder des Arbeitgebers auflösen und den Arbeitgeber zur Zahlung einer angemessenen Abfindung verurteilen.

In der Regel liege die Latte dafür aber «sehr, sehr hoch», betont der Fachanwalt. Nur bei leitenden Angestellten, die zur selbstständigen Einstellung und Entlassung von Personal befugt sind, sei ein solcher Antrag auf Auflösung durch den Arbeitgeber ohne Angabe von Gründen möglich.

Abfindung bei betriebsbedingten Kündigungen

Bei betriebsbedingten Kündigungen gibt es noch eine weitere Option: Der Arbeitgeber kann bereits in der Kündigung eine Abfindung für den Fall ankündigen, dass der Beschäftigte nicht gegen die Entlassung klagt. Die Abfindung muss in dem Fall bei mindestens einem halben Bruttomonatsgehalt pro Beschäftigungsjahr liegen. Das regelt Paragraf 1a des Kündigungsschutzgesetzes.

Außerdem können Branchen-Tarifverträge Abfindungen bei betriebsbedingten Kündigungen vorsehen. Schließt ein Unternehmen oder gibt es betriebsbedingte Kündigungen wegen einer Umstrukturierung im Unternehmen, handelt der Betriebsrat zudem einen Sozialplan aus. Dieser legt in der Regel Abfindungen für den Verlust des Arbeitsplatzes fest, auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dann auch einen Anspruch haben.

Zur Person: Johannes Schipp ist Fachanwalt für Arbeitsrecht in Gütersloh und Mitglied im Deutschen Anwaltverein (DAV). (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlichte aktuelle Zahlen zur Herstellung und zum Außenhandel von kakaohaltigen Schokoladenerzeugnissen für das Jahr 2024. Obwohl die Produktion im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist, zeigt sich im Fünf-Jahres-Vergleich eine deutliche Steigerung.

Dienstpläne können eine komplexe Angelegenheit sein - und führen nicht selten zu Streit. Wer seine Rechte kennt, kann Probleme mit dem Arbeitgeber oder dem Team besser lösen. Ein Überblick.

Darf ein Chef verlangen, dass eine Kündigung zunächst geheim bleibt? Eine Fachanwältin erklärt, wann Beschäftigte tatsächlich zur Verschwiegenheit verpflichtet sind.

Der europäische Dachverband des Gastgewerbes, HOTREC, hat eine Studie veröffentlicht, die die Auswirkungen der Besteuerung auf den Gastgewerbesektor in den 27 EU-Mitgliedsstaaten analysiert. Die Untersuchung stellt fest, dass selbst scheinbar geringfügige Mehrwertsteueränderungen erhebliche wirtschaftliche Verluste in der Branche auslösen können.

Die zehnte Ausgabe des Ernährungsreports beleuchtet die Prioritäten der deutschen Bevölkerung beim Essen. Während Geschmack und Gesundheit unangefochten an der Spitze stehen, gewinnen Kriterien wie Preis, schnelle Zubereitung, Tierwohl und Regionalität deutlich an Bedeutung. Der tägliche Fleischkonsum sinkt, die Wahrnehmung des Nutri-Scores steigt stark an.

Im dritten Quartal dieses Jahres sind die Bruttolöhne in Deutschland erneut stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. Daraus ergibt sich eine Reallohnsteigerung um rund 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das ist der höchste Zuwachs im laufenden Jahr.

Der Entwurf zur Änderung der Sozialversicherungsentgeltverordnung sieht eine Anhebung der amtlichen Sachbezugswerte für Verpflegung und Unterkunft zum 1. Januar 2026 vor, die für die steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Bewertung von Sachbezügen an Arbeitnehmer relevant sind.

Das Jahresende naht und damit auch die Weihnachtszeit. Für manche gibt es da noch eine zusätzliche Bescherung vom Arbeitgeber: Weihnachtsgeld. Doch wer hat eigentlich Anspruch darauf? Kann das jeder bekommen?

Eine aktuelle Analyse der DATEV zeigt, dass die Löhne und Gehälter in Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) seit 2022 deutlich gestiegen sind. Die Zuwachsraten liegen demnach nominal weiterhin über der Inflation. Dem Lohnwachstum der breiten Masse steht ein unterdurchschnittliches Wachstum bei den Gehältern von Geschäftsführern gegenüber.

Wie sind die Aussichten für die Beschäftigung in Deutschland? Während das Barometer des Ifo-Instituts schlecht ausfällt, sieht es beim IAB besser aus. Das könnte daran liegen, wer gefragt wurde.