Läden zu, Touristen gehen - Alltag in Mecklenburg-Vorpommern eingeschränkt

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Die seit Mittwoch gültige Zwangsschließung von Geschäften hat zu einem deutlichen Besucherschwund in den Innenstädten Mecklenburg-Vorpommerns geführt. Alle Läden, die nicht unbedingt für die Versorgung der Bevölkerung notwendig sind, müssen wegen der Coronavirus-Epidemie bis nach Ostern geschlossen bleiben. Die Abreise der Touristen aus den Urlauberorten lief weiter. Bis spätestens Donnerstag müssen alle Quartiere geräumt sein, schreibt die von der Landesregierung am Dienstag erlassene zweiseitige Verordnung vor.

Soziale Kontakte verringern

Ziel ist nach den Worten von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) die drastische Verringerung der sozialen Kontakte. Damit soll die Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus eingedämmt und die Infektionswelle deutlich abgebremst werden. Hintergrund ist eine drohende Überlastung des Gesundheitswesens, sollte sich die Epidemie rasch ausbreiten und damit die Zahl schwerster Krankheitsverläufe in die Höhe schnellen. Bis Dienstagabend waren landesweit 69 nachgewiesene Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 registriert worden. Fünf Patienten befinden sich in stationärer Behandlung.

Die Verkaufsverbote sorgen nach Einschätzung des Handelsverbandes in Mecklenburg-Vorpommern für Umsatzeinbußen in dreistelliger Millionenhöhe. «Die Ausfälle werden immens sein und gerade auch Kleinstunternehmen in größte Bedrängnis bringen können», sagte Tino Beig vom Handelsverband Nord. Auch wenn die finanziellen Folgen erheblich seien, würden die drastischen Maßnahmen bei der großen Mehrheit der Händler aber auf Verständnis stoßen.

«Jeder der nachdenkt und die wachsenden Infektionszahlen sieht, kann die Vorgaben der Politik zum Schutz der Bevölkerung nicht ernsthaft in Zweifel ziehen», sagte Beig. Zugleich machte er deutlich, dass der Handel für die betroffenen Unternehmen Hilfen von Bund und Land erwarte. «Dass es mehr als Kurzarbeitergeld geben soll, wurde ja bereits angekündigt. Nun müssen wir sehen, was konkret kommt», sagte Beig. Nach seinen Angaben werden im Einzelhandel in Mecklenburg-Vorpommern pro Jahr Umsätze von mehr als acht Milliarden Euro erzielt.

Welche Geschäfte offen bleiben

Vom Verkaufsverbot ausgenommen sind Supermärkte. Vor allem sie sollen dafür sorgen, dass sich die Menschen weiterhin uneingeschränkt mit Waren des täglichen Bedarfs eindecken können. Auch Wochen- und Getränkemärkte, Lieferdienste, Apotheken und Drogerien, Tankstellen, Banken, Poststellen und Baumärkte dürfen geöffnet bleiben.

Um zu vermeiden, dass sich die vor allem für Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen gefährliche Lungenkrankheit schnell weiterverbreitet, wurde auch die Reisetätigkeit zwangsweise eingeschränkt. Hotels und Pensionen dürfen für fünf Wochen keine neuen Gäste aufnehmen. Damit fällt das lukrative Ostergeschäft aus. Land und Bund haben Unternehmen, die wegen der Corona-Krise in Schieflage geraten, Hilfe zugesichert.

Das Verbot touristischer Reisen nach Mecklenburg-Vorpommern soll nach Angaben des Innenministeriums in Schwerin aber die Bewegungsfreiheit der heimischen Bevölkerung nicht einschränken. «Jeder Bürger mit Hauptwohnsitz in Mecklenburg-Vorpommern darf sich natürlich auch nach wie vor innerhalb von Mecklenburg-Vorpommern bewegen, also auch die Inseln besuchen», erklärte Innenstaatssekretär Thomas Lenz nach einer Sitzung des Interministeriellen Führungsstabes. Auch Personen mit Zweitwohnsitz in Mecklenburg-Vorpommern, oder die im Nordosten arbeiten, könnten weiterhin ins Land kommen.

Fahrzeuge mit Kennzeichen aus Mecklenburg-Vorpommern könnten ungehindert auf die Inseln fahren, sagte am Mittwoch eine Polizistin in Wolgast (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Durch die Stadt verläuft eine der beiden Zufahrten zur Insel Usedom. Auch Rügen, Poel sowie die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst seien für Einheimische zugänglich. Polizeibeamte überwachten jedoch weiterhin die Zufahrten, um Anreisende aus anderen Bundesländern nach Hause zu schicken.

Mehr Testzentren gefordert

Unterdessen dringen die Landkreise auf mehr Coronavirus-Testzentren samt Personal. Ein Zentrum zusätzlich je Landkreis wäre optimal, sagte der Geschäftsführer des Landkreistags Mecklenburg-Vorpommern, Matthias Köpp. In vorhandenen Zentren komme es zu Überlastungen und es gebe zum Teil Wartezeiten. Die kommunalen Gesundheitsämter könnten keine zusätzlichen Zentren besetzen, die Mitarbeiter seien bereits am Limit.

Die polnischen Grenzkontrollen wegen der Coronakrise führten im Süden Vorpommerns zu langen Staus auf der A11 Berlin-Stettin (Szczecin). Lastwagen und Autos standen Richtung Polen bei Pomellen (Vorpommern-Greifswald) schon auf 36 Kilometern, wie eine Polizeisprecherin am Mittwoch sagte. «Das reicht bald bis ans Kreuz Uckermark.» Am Dienstag waren es noch 11 Kilometer. In Richtung Deutschland gebe es keine Probleme, hieß es von der Bundespolizei.

(dpa)


 

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