Lebensmittel treiben wieder die Inflation

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Überdurchschnittlich teure Dienstleistungen und Lebensmittel haben die Inflation in Deutschland im Februar über der Zwei-Prozent-Marke gehalten. Zwar wirkten die um 1,6 Prozent niedrigeren Energiepreise dämpfend, doch der Preisauftrieb bei den Nahrungsmitteln hat sich auf den höchsten Wert seit mehr als einem Jahr beschleunigt. Mit 2,4 Prozent lag er knapp über der allgemeinen Teuerung von 2,3 Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Freitag entsprechende vorläufige Zahlen. 

Keine Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse?

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert, die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse zu streichen, um den Menschen eine gesunde Ernährung zu erleichtern. Die von Union und SPD verabredeten Pläne für eine gesenkte Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie sieht die Foodwatch-Expertin Alina Nitsche kritisch. Davon profitierten nur jene, die sich Essengehen überhaupt leisten könnten. Wenn die Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse gestrichen würde, käme dies finanziell und gesundheitlich allen zugute.

CDU, CSU und SPD haben in ihren Sondierungen für eine Koalition vereinbart, dass die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants und Gaststätten dauerhaft von 19 auf 7 Prozent gesenkt werden soll, «um Gastronomie und Verbraucher zu entlasten». 

Dehoga weist auf stark gestiegene Kosten hin

Unklar bleibt dabei, ob die geplante Steuersenkung in der Gastronomie überhaupt bei den Gästen ankäme. «Wie die Unternehmer eine Steuersenkung nutzen, entscheiden sie selbst – mit Blick auf ihre Kosten, ihr Angebot und die Erwartungen ihrer Gäste», sagt die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges. Die Kostensteigerungen bei Lebensmitteln, Energie und Personal hätten viele Betriebe hart getroffen. Durch den zwischenzeitlich reduzierten Steuersatz hätten diese bis Ende 2023 nur teilweise aufgefangen werden können. «Offizielle Zahlen zeigen: Die Preise in der Gastronomie sind deutlich weniger gestiegen als die tatsächlichen Kosten», sagte Hartges.

Schlechte Ernten treiben Gemüse-Preise

Nach Einzelauswertungen des Statistischen Bundesamtes sind bei vielen Lebensmitteln die Preise in den vergangenen zwölf Monaten stark gestiegen. Butter war im Februar 2025 knapp 28 Prozent teuer als ein Jahr zuvor, die Tafel Schokolade kostete 24,5 Prozent mehr. Starke Anstiege gab es auch bei Obst und Gemüse. Gurken kosteten zuletzt 24,5 Prozent mehr als vor einem Jahr, Paprika fast 22 Prozent. Ein Grund ist nach Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft das geringere Angebot, auch wegen schlechter Ernten.

Beerenfrüchte, Tomaten sowie Kopf und Eisbergsalat sind ebenfalls deutlich teurer geworden. Zugelegt haben zuletzt auch Fruchtsäfte, Kaffee, Vollmilch und Quark. Ein Blick auf die ebenfalls am Freitag veröffentlichten Großhandelspreise deutet auf weitere Steigerungen für die Endkunden. So sind auf dieser Handelsebene die Preise für Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze in der Jahresfrist um 43,8 Prozent gestiegen. Auch Zucker, Süßwaren und Backwaren waren mit 14,9 Prozent Steigerung deutlich teurer als ein Jahr zuvor. 

Laut einer Umfrage im Auftrag von Foodwatch machen sich zwei Drittel der Befragten Sorgen, ob ihre Lebensmittel auch in Zukunft bezahlbar sein werden. Große Sorgen deswegen machen sich 25 Prozent, etwas Sorgen weitere 42 Prozent - keine Sorgen darüber machen sich nach eigenen Angaben 33 Prozent. Für die Umfrage befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 27. Februar bis 3. März 1004 Menschen ab 18 Jahren.

Foodwatch will staatliche Preisbeobachtung

Foodwatch fordert außerdem eine staatliche Beobachtungsstelle, um Preisentwicklungen besonders bei den großen Supermarktketten transparent zu machen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) lehnt eine niedrigere Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ab. «Das Mehrwertsteuerrecht in Deutschland ist schon kompliziert und die Verwaltung teuer genug. Wenn jetzt noch zusätzlich zu den bestehenden Differenzierungen neue Absenkungen hinzukommen, steigen diese Verwaltungskosten noch weiter an», sagt der stellvertretende HDE-Hauptgeschäftsführer Stephan Tromp. Senkungen der Mehrwertsteuer seien Entlastungen mit der Gießkanne und nicht zielgenau.

Spartipps von britischer Bank 

Nach Einschätzung der britischen Bank Barclays können sich Verbraucherinnen und Verbraucher bei vielen Produkten kaum gegen steigende Preise wehren. Denn bei Lebensmitteln, Energie oder Mobilität können sie den Kaufzeitpunkt kaum beeinflussen. Anders sieht es bei Konsumgütern aus, bei denen zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr regelmäßig Schnäppchen möglich seien. Vor allem im Januar und Februar sollten die Kunden nach Kleidung, Autos sowie Anschaffungen für Haushalt und Garten suchen. Vergleichsweise hoch sind die Preise für diese Produkte im Oktober/November (Mode) bzw. im Dezember (Haushalt/Pkw).

Trotz der teureren Lebensmittel hat der Preisauftrieb zu Jahresbeginn an Tempo verloren. Im Dezember lag die Inflationsrate noch bei 2,6 Prozent. Von Januar auf Februar des laufenden Jahres verteuerten sich Waren und Dienstleistungen nach ebenfalls bestätigten Angaben des Bundesamtes um 0,4 Prozent. Viele Volkswirte rechnen damit, dass die Inflation in Deutschland im Laufe des Jahres zurückgehen wird - wenn vielleicht auch nicht ganz so schnell, wie zunächst erhofft. Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft der Menschen, das heißt sie bekommen für einen Euro weniger als zuvor. (dpa)


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