NGG im Osten: Gastronomie-Löhne bis zu 40 Prozent dem Durchschnitt

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

In Thüringen und Sachsen verdient das Personal in Kneipen, Bars, Restaurants oder Hotels nach Gewerkschaftsangaben deutlich weniger als Beschäftigte in anderen Branchen. Die NGG beruft sich auf eine Analyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hat.

Vollzeitbeschäftigte im Gastgewerbe in Thüringen kommen demnach auf ein mittleres Monatseinkommen (Median) von 1763 Euro brutto, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) am Montag mitteilte. Branchenübergreifend liegt das mittlere monatliche Bruttoeinkommen bei 2699 Euro. Die NGG berief sich auf eine Analyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hat.

Diese seien während der Corona-Krise erhoben worden, sagte der NGG-Landesgeschäftsführer Jens Löbel auf Nachfrage. Zum Stichtag 31. März 2021 waren demnach rund 13 000 Menschen im Thüringer Gastgewerbe beschäftigt, außerdem rund 8200 geringfügig Beschäftigte.

Angesichts der Lohnlücke sei es nicht verwunderlich, dass sich viele Hotel- und Gastronomiebeschäftigte in der Krise einen neuen Job gesucht hätten, sagte Löbel. Viele von ihnen hätten monatelang mit dem Kurzarbeitergeld auskommen müssen, ein Teil sei noch immer darauf angewiesen. Zwar seien die Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von der Corona-Pandemie getroffen. Dennoch müsse nun alles dafür getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen, verlangte der Gewerkschafter. Fachleute könnten mittelfristig nur mit besseren Löhnen und Arbeitsbedingungen gehalten werden. Die NGG will in den anstehenden Tarifverhandlungen unter anderem eine Lohnuntergrenze von 13 Euro pro Stunde für die Branche fordern.

Auch in Sachsen seien die Einkommen unterdurchschnittlich. Demnach verdienten Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte in Dresden 42 Prozent unter dem Durchschnitt, in Leipzig 40 und in Chemnitz 39 Prozent.

Laut einer Analyse der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hatte, kommen Beschäftigte aus dem Gastgewerbe, die eine Vollzeitstelle haben, in Dresden auf ein mittleres Monatseinkommen von aktuell 1882 Euro brutto. Branchenübergreifend liegt der Mittelwert bei Vollzeit in der Landeshauptstadt demnach bei 3252 Euro.

«Wenn Hotel- und Gastro-Beschäftigte 42 Prozent weniger verdienen als der Schnitt, dann darf sich keiner darüber wundern, dass sie sich in Zeiten der Corona-Krise einen neuen Job suchen», sagte Thomas Lißner, Geschäftsführer der NGG-Region Dresden-Chemnitz. Zudem hätten viele Beschäftigte monatelang mit Kurzarbeitergeld auskommen müssen. Obwohl die Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen seien, müsse nun alles dafür getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen, betonte Lißner.

An den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Sachsen appelliert die NGG, die Branche über tarifliche Standards zeitgemäß aufzustellen. Die Gewerkschaft will mit den Arbeitgebern neu verhandeln und deswegen den derzeit gültigen Tarifvertrag zum Jahresende kündigen. Die NGG will in den nächsten Tarifverhandlungen eine untere Lohngrenze von 13 Euro für die Branche und eine entsprechende Erhöhung der übrigen Löhne fordern. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Softwareplattformen und Finanzexperten schlagen Alarm: Die Nutzung Künstlicher Intelligenz hat zu einem signifikanten Anstieg ultrarealistischer, gefälschter Spesenbelege in Unternehmen geführt. Während Spesenbetrug kein neues Phänomen ist, ermöglichen es aktuelle KI-Modelle, täuschend echte Fälschungen ohne technische Vorkenntnisse zu erstellen.

Die neuesten Daten der Bundesagentur für Arbeit zum Oktober 2025 zeigen eine saisonale Entspannung der Arbeitslosenzahlen. Dennoch deuten die anhaltend schwache Beschäftigungsentwicklung und eine geringe Nachfrage nach neuem Personal auf eine fortgesetzte wirtschaftliche Zurückhaltung hin.

Am 11.11. ist es so weit: Die närrische Jahreszeit beginnt. In Köln, Düsseldorf und Mainz wird dann wieder intensiv gefeiert. Eine Studie zeigt: Das jecke Treiben macht auch der Wirtschaft Freude.

Eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses ist nicht wirksam, wenn sie lediglich per WhatsApp verschickt wird. Obwohl der Messengerdienst oft für die interne Kommunikation in Unternehmen genutzt wird, genügt er nicht den gesetzlichen Anforderungen für die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses.

In der deutschen Wirtschaft besteht angesichts einer verbesserten Stimmung in den Führungsetagen der Unternehmen weiter Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung. Im Oktober stieg das Ifo-Geschäftsklima um 0,7 Punkte auf 88,4 Punkte.

Die einen bleiben für die Karriere, die anderen gehen für den Aufstieg. Beide Wege können eine kluge Entscheidung sein – und beide bringen auch Risiken mit sich. Wann ist der Wechsel die bessere Wahl? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten. 

Die Bürgerinnen und Bürger in München haben in einem Bürgerentscheid mit deutlicher Mehrheit für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele der Jahre 2036, 2040 oder 2044 votiert. Mit einem vorläufigen Endergebnis von 66,4 Prozent der Stimmen unterstützte eine klare Zwei-Drittel-Mehrheit die Initiative.

Der Arbeitsmarkt braucht Fachkräfte und bei Frauen schlummern Potenziale. Eine Maßnahme der Bundesregierung wäre nach wissenschaftlicher Einschätzung aber vor allem auf Männer gerichtet.

Die Mehrheit der Deutschen bezahlt nicht mehr bar. Eine aktuelle Studie enthüllt die Präferenzen an der Kasse und zeigt ein gesteigertes Interesse an unabhängigen, europäischen Bezahlsystemen.

Der Siegeszug der Teigtasche um die Welt brachte viele Namen hervor. Jede Region hat ihre eigenen Varianten - doch nicht immer ist klar, was sich hinter den Namen verbirgt. Ein kleiner Überblick.