Personalmangel im Gastgewerbe

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Nach monatelangen Lockdowns machen dem Gastgewerbe fehlende Fachkräfte zu schaffen, da viele in der Corona-Krise die Branche gewechselt haben. «Grob gesagt haben uns 85 Prozent der Beschäftigten in der Pandemie die Treue gehalten, und 15 Prozent haben sich nach Jobs in anderen Bereichen umgesehen», sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, der Deutschen Presse-Agentur.

Konkret habe das Gastgewerbe im Mai 2021 rund 162.000 sozialversicherungspflichtige Jobs weniger gezählt als im Mai 2019 vor der Krise. Darunter fielen Köche, Kellner und Hotelfachleute. Angesichts geschlossener Restaurants und Hotels, Kurzarbeit und der Unsicherheit über die Pandemie hätten sich Einige im Einzelhandel oder der Logistik nach Alternativen umgesehen oder seien gezielt abgeworben worden, sagte Hartges. «Von elementarer Bedeutung ist es deshalb, dass die dauerhafte Öffnung unserer Betriebe jetzt sichergestellt wird.»

Der Fachkräftemangel im Gastgewerbe mit seinen rund 1,8 Millionen Beschäftigten sei auch für Gäste spürbar. «Manche Restaurants haben Mittagstische eingestellt oder öffnen erst am frühen Abend, weil ihnen Mitarbeiter fehlen», sagte Hartges. «Andere haben zwangsläufig Ruhetage einführt.» Gerade Köche, die schon vor der Pandemie gefragt gewesen seien, würden nun gesucht, aber auch Aushilfskräfte im Service. «Nur mit Minijobbern lässt sich die Lücke nicht füllen.»

Der Fachkräftemangel droht sich zu verschärfen, da die Krise 2020 zu einem historischen Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt führte. Insbesondere im Gastgewerbe wurden viel weniger neue Azubi-Verträge abgeschlossen, wie das Statistische Bundesamt errechnete.

Demnach gab es bei Tourismuskaufleuten einen Rückgang um 61,1 Prozent. Bei Hotelfachmännern und -frauen betrug der Rückgang 31 Prozent und bei Köchen fast 20 Prozent. In der Summe macht das allein in diesen drei Berufen eine Lücke von gut 5000 neuen Lehrlingen.

Hartges sagte, die Politik müsse bei jungen Menschen mehr für die duale Ausbildung werben. Durch die «Glorifizierung» von Bachelor und Master hätten sich viele für ein Studium entschieden, bei denen sich nachher herausstelle, dass dies nicht der beste Weg in eine erfolgreiche berufliche Zukunft sei.

Personalsorgen in der Gastronomie sind nicht neu - auch weil die Arbeitszeiten etwa von Köchen selten familienfreundlich sind und andere Branchen höhere Gehälter bieten. Auch in diesem Jahr zeigt der Trend abwärts: Die Zahl der gemeldeten Lehrstellen in der Branche habe Ende Juli 13,5 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen und die der gemeldeten Bewerber 18 Prozent darunter, so der DEHOGA. Der Verband beruft sich dabei auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.

Das Gastgewerbe verlor in den Lockdowns viel Umsatz. Mit der Öffnung der Branche und der Urlaubszeit haben Hotels und Restaurants in Ferienregionen zwar von einer guten Nachfrage berichtet. Stadt- und Tagungshotels, Caterer und Clubs beklagen aber weiter Einbußen.

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnte zuletzt vor einer Abwanderungswelle bei Fachkräften. «Wenn es für Hotelangestellte und Köche keine klare Perspektive gibt, könnten schon in den nächsten Monaten weitere Zehntausende Beschäftigte das Gastgewerbe verlassen», erklärte der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. Er sieht auch die Arbeitgeber am Zug: Sie sollten mit der NGG über einen Plan für die Branche verhandeln und sich zu Tarifverträgen und betrieblicher Mitbestimmung bekennen. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Tariflöhne sind im laufenden Jahr in Deutschland kaum noch stärker gestiegen als die Verbraucherpreise. Im vergangenen Jahr hatten sich die Reallöhne und damit die Kaufkraft der Beschäftigten noch um 3,1 Prozent gesteigert. 

Neue BIBB-Zahlen zeigen: Das Gastgewerbe trotzt dem bundesweiten Rückgang bei Ausbildungsverträgen weitgehend. Während die Gesamtzahlen sinken, verzeichnen die zweijährigen Berufe im Gastgewerbe starke Zuwächse. Die Hotelberufe hingegen leiden weiterhin unter deutlichen Einbrüchen.

Der Begriff «Insolvenz» kann schon mal Panik auslösen. Insbesondere, wenn es den eigenen Arbeitgeber betrifft. Ruth Rigol, Fachanwältin für Arbeits- und Insolvenzrecht, und Guadalupe Florenin von der Bundesagentur für Arbeit, beantworten die wichtigsten Fragen rund um das Thema Insolvenz des Arbeitgebers.

Das Leben ist zunehmend stressig - davon sind viele Menschen überzeugt. Und nicht nur der Stress wächst, sondern laut Daten einer Krankenkasse auch die Zahl der Fehltage wegen der Diagnose Burnout.

Die Österreichische Hotelvereinigung hat die größte Praktikums-Umfrage der Branche durchgeführt. Mehr als 1.200 Schüler nahmen an der Befragung teil, die bereits zum vierten Mal stattfand. Die Ergebnisse für das Jahr 2025 zeigen gute Bewertungen für die Praktikumsbetriebe. Optimierungspotenzial sehen die Schüler bei Kommunikation und Dienstzeiten.

Die Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises in den Kategorien Hotellerie und Gastronomie zeigen, wie ökologische und soziale Verantwortung in der Praxis umgesetzt werden kann. Das Hotel Luise in Erlangen und die Obermühle Görlitz werden für ihren Einsatz für Kreislaufwirtschaft, faire Arbeitsbedingungen und regionale, umweltschonende Konzepte gewürdigt.

Die Krise in der Wirtschaft hinterlässt deutliche Spuren auf dem Ausbildungsmarkt. Die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge ist in diesem Jahr auf rund 476.000 zurückgegangen, ist war der zweite Rückgang in Folge.

Die Bereitschaft von Fachkräften in Deutschland, während der Weihnachtsfeiertage und des Jahreswechsels für dienstliche Anfragen erreichbar zu sein, hat einen neuen Tiefstand erreicht. Insgesamt haben 71 Prozent der Berufstätigen über die Feiertage Urlaub.

Die wirtschaftspolitischen Verwerfungen treffen die Unternehmen in Deutschland weiter hart. Bonitäts-Schlusslicht bleibt das Gastgewerbe. Auch wenn sich die Lage seit Corona leicht gebessert hat, bleibt die Kreditwürdigkeit bei Gastronomen deutlich eingeschränkt.

Das kommende Jahr 2026 bringt für Unternehmen in Deutschland im Durchschnitt 2,4 Arbeitstage mehr als das laufende Jahr 2025. Dies teilt das Statistische Bundesamt mit. Bundesweit wird die durchschnittliche Zahl der Arbeitstage 250,5 erreichen.