Studie zu Flüchtlingen im Gastgewerbe

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Prof. Dr. Conny Mayer-Bonde von der DHBW Ravensburg hat eine Studie über syrische Flüchtlinge in Hotellerie, Gastronomie und Tourismus vorgelegt. Rund 80 Flüchtlinge und 25 Geschäftsführer wurden dabei über ihre Erwartungen, Wünsche und Erfahrungen interviewt. Ziel waren Handlungsempfehlungen für Flüchtlinge, Arbeitgeber sowie Staat, Behörden und Institutionen. 

Die Studie lief in zwei Phasen ab. Von Oktober 2015 bis Juni 2016 beschäftigten sich DHBW-Studierende Freizeitwirtschaft sowie Hotellerie und Gastronomie mit den Arbeitsplatzperspektiven von syrischen Flüchtlingen in ihren Branchen. Der zweite Teil der Studie basiert auf Befragungen aus diesem Jahr und geht einen Schritt weiter. Der Fokus lag auf der Hotellerie und Gastronomie. Dieses Mal wurden Geschäftsführer befragt, die bereits Syrer beschäftigen, ebenso wie Syrer, die in der Branche beschäftigt sind. Die Studierenden führten bis zu zweistündige Interviews sowie ein Fokusgruppeninterview.

Drei grundlegende Aussagen

Wie die Hochschule mitteilte, lassen sich nach der Auswertung nun drei grundlegende Aussagen treffen. Von besonderer Wichtigkeit ist dabei beiden Seiten eine hohe Wertschätzung, der respektvolle Umgang ist eine Voraussetzung für ein gutes Arbeitsverhältnis. Dagegen lassen sich weder von der Nationalität noch von der Religionszugehörigkeit pauschale Aussagen ableiten. Dreiviertel der Befragten waren Muslime. Dass gerade dies einen Einfluss auf die Integration an den Arbeitsstellen in Hotellerie und Gastronomie haben könnte, war nicht zu erkennen. „Was wir beobachtet haben ist, dass es sich durchaus auch positiv auf ein Arbeitsverhältnis auswirken kann, wenn die Menschen ihre Religion aktiv leben. Stichworte sind hier Teamarbeit oder das Arbeiten in festen Strukturen“, so Mayer-Bonde.

Konkrete Handlungsempfehlungen

Ziel der Studie waren auch konkrete Handlungsempfehlungen für alle Akteure. Den Hoteliers und Gastronomen rät Mayer-Bonde etwa zur Geduld: „Integration braucht Zeit.“ Was die Integration definitiv befördert ist die Integration im Umfeld – etwa die Teilhabe in Vereinen oder am Ortsgeschehen. Wichtig ist zudem, dass Aspekte rund um das tägliche Leben gut geregelt sind. Der Transport ist für viele ein Thema. Beim Wohnen ist der Wunsch, die Sammelunterkünfte so früh wie möglich zu verlassen, bei beiden Seiten groß. Wer in Arbeit und Leben angekommen ist, dem fällt auch die deutsche Sprache als zentrales Kriterium leichter. Apropos Sprache: Stark bemängelt haben Arbeitgeber und Geflüchtete die Qualität der Deutschkurse.

Eine weitere praktische Empfehlung für die Hoteliers und Gastronomen ist, ihre freien Stellen tatsächlich zu melden. Wenn ein Mangelbedarf gilt, bleibt ihnen einige Bürokratie erspart, wenn sie Flüchtlinge einstellen möchten. Überrascht hat die Forscher von der DHBW Ravensburg, dass viele der Syrer gar keine Ausbildung machen möchten; sie möchten lieber Geld nachhause schicken. Hier gilt es, das Gespräch und Lösungen zu suchen.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Deutschlandchefin des Kurzzeitvermietungsportals Airbnb, Kathrin Anselm, hat Vorwürfe entschieden zurückgewiesen, ihr Unternehmen trage Mitschuld an den explodierenden Mieten in Berlin. Die Managerin äußerte Zweifel an einer DIW-Studie, die einen Zusammenhang zwischen dem Airbnb-Angebot und steigenden Mieten nahelegt.

Es gibt Dinge, die man lieber nicht in Gegenwart seiner Vorgesetzten sagt - egal in welcher Sprache. Doch selbst wenn man sie sagt, ist eine Kündigung unter Umständen unwirksam, entschied ein Gericht.

Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland erhalten weiterhin Unterstützung durch ein bundesweites Förderprogramm zur Unternehmensberatung. Das Programm zielt darauf ab, die Erfolgsaussichten, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und gilt auch für Unternehmen des Gastgewerbes.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA Bundesverband) hat seinen aktuellen Zahlenspiegel für das dritte Quartal 2025 vorgelegt. Die Publikation bietet eine Übersicht der zentralen wirtschaftlichen Kennzahlen aus Hotellerie und Gastronomie.

McDonald's Deutschland hat die Ergebnisse der fünften Ausbildungsstudie veröffentlicht. Diese offenbaren eine zunehmende Verunsicherung und eine skeptische Haltung bezüglich der gesellschaftlichen Durchlässigkeit und der Wirkung von Leistung.

Viele Beschäftigte winken bei Weiterbildungen ab – weil sie weder mehr Gehalt noch Aufstiegschancen erwarten. Experten sehen darin eine Bürde für die Wirtschaftskraft - und wollen Hürden abbauen.

Künstliche Intelligenz macht im Beruf vieles einfacher – aber wer steht gerade, wenn die Tools fehlerhafte Ergebnisse ausspucken? Eine Rechtsexpertin ordnet ein.

Die Verdienstgrenze für Millionen Minijobber steigt zum 1. Januar auf 603 Euro und zum 1. Januar 2027 auf 633 Euro. Die Grenze wird aufgrund ihrer Koppelung an den gesetzlichen Mindestlohn erhöht: Jede Erhöhung führt automatisch zur Anpassung der Minijobgrenze.

Jedes zwölfte Unternehmen in Deutschland fürchtet nach einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts akut um die eigene Existenz. Als größte Gefahr sehen die Unternehmen demnach branchenübergreifend Auftragsmangel, der finanzielle Engpässe nach sich zieht.

Der Arbeitgeber fordert eine Krankschreibung - jetzt muss es schnell gehen. Doch auf Angebote im Netz sollte man sich nicht ungeprüft einlassen, zeigt ein Urteil. Die Folgen können erheblich sein.