Trinkgeld im Job: Welche Regeln gelten?

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

In vielen Berufen ist Trinkgeld eine wichtige Einkommensquelle. Aber welche Regeln gelten? Muss das Trinkgeld versteuert werden, dürfen Beschäftigte es in jedem Fall behalten - und hat der Arbeitgeber da ein Wörtchen mitzureden? Arbeitsrechtler geben einen Überblick für Arbeitnehmer und Trinkgeldgeberinnen. 

Was ist Trinkgeld eigentlich?

Beim Trinkgeld handelt es sich um eine freiwillige Geldzahlung, die ein Kunde zusätzlich zum Rechnungsbetrag für eine Dienstleistung gibt. Rechtlich gesehen ist Trinkgeld eine sogenannte Anstandsschenkung. 

«Der Arbeitgeber darf das Trinkgeld also nicht auf den Lohn anrechnen», sagt Peter Meyer, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin. Der Arbeitnehmer wiederum kann aber auch nicht auf Trinkgeld bestehen. 

Was ist der Unterschied zwischen Trinkgeld und Bedienzuschlag? 

Während Trinkgeld auf Freiwilligkeit beruht, sind Bedienzuschläge verpflichtende Zahlungen.

Ein Beispiel für einen solchen verpflichtenden Bedienzuschlag: Metergeld, das man beispielsweise Möbelpackern zahlt. Anders als Trinkgeld ist es Bestandteil des ausgewiesenen Preises - muss also vom Kunden bezahlt werden. Rechtlich handelt es sich hier um Arbeitsentgelt, das vom Arbeitgeber eingenommen wird und arbeits- sowie steuerrechtlichen Regelungen unterliegt.

Darf der Arbeitgeber das Trinkgeld einkassieren?

Nein. Freiwillig vom Kunden gezahltes Trinkgeld gehört dem Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber darf es nicht einbehalten und muss es an die Mitarbeitenden weitergeben.

Wenn der Kunde das Trinkgeld an den Arbeitgeber zahlt - etwa weil im Restaurant die Rechnung mit Karte bezahlt wird - kann der Arbeitnehmer dessen Herausgabe verlangen. 

Darf der Arbeitgeber das Trinkgeld für alle sammeln - und wer entscheidet dann über die Verteilung?

Grundsätzlich können Beschäftigte das von ihnen eingenommene Trinkgeld auch behalten. Eine Abschöpfung ist aber bei entsprechender arbeits- oder betriebsrechtlicher Regelung zulässig - das kann ein sogenanntes Tronc-System sein. Dabei handelt es sich um einen Trinkgeld-Pool. 

Der Arbeitgeber darf aber nicht allein über die Aufteilung entscheiden, gibt Peter Meyer zu Bedenken. Die Verteilung muss nachvollziehbar sein – etwa nach Funktion, Einsatzzeit oder Umsatzbeteiligung. «Häufig existieren in kleinen Betrieben keine schriftlichen Regelungen, stattdessen wird die Aufteilung intern festgelegt», sagt Prof. Michael Fuhlrott, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Mitglied im Verband deutscher Arbeitsrechtsanwälte (VDAA).

Müssen Beschäftigte ihrem Vorgesetzten mitteilen, wie viel Trinkgeld sie in einer Schicht bekommen haben?

Eine generelle Pflicht dazu besteht nicht. Eine Auskunftspflicht kann sich aber aus dem Arbeitsvertrag oder betrieblichen Regelungen ergeben – insbesondere bei der Aufteilung des Trinkgelds unter den Beschäftigten. 

Dürfen Beschäftigte auf Trinkgeld in bar bestehen?

Nein. Es besteht kein Anspruch auf Barzahlung. Die Zahlungsform richtet sich nach den Gepflogenheiten des Betriebs und den Wünschen der Kunden.

Müssen Beschäftigte ihr Trinkgeld versteuern?

Freiwilliges Trinkgeld, das direkt vom Kunden gezahlt wird, ist steuer- und sozialversicherungsfrei. Wird das Trinkgeld dagegen vom Arbeitgeber über ein Tronc-System ausgezahlt oder handelt es sich um Bedienzuschläge, ist es steuerpflichtig.

Wie viel Trinkgeld ist in den jeweiligen Branchen üblich? 

Die Höhe des Trinkgelds variiert je nach Branche, Betrieb und Standort. In der Gastronomie kann das Trinkgeld Fuhlrott zufolge zwischen fünf und 20 Prozent des Umsatzes ausmachen. Allgemeingültige oder tarifliche Regelungen zur Höhe existieren jedoch nicht.

In typischen Trinkgeldbranchen wie (Friseur-)Handwerk oder Lieferdiensten sind laut Meyer etwa zehn Prozent Trinkgeld üblich. 

Gut zu wissen: «Besonders bei Paket- und Lieferdiensten empfiehlt sich die Barzahlung, da bei elektronischer Zahlung das Trinkgeld nicht immer bei den Beschäftigten ankommt», sagt Meyer. (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Die neuesten Daten der Bundesagentur für Arbeit zum Oktober 2025 zeigen eine saisonale Entspannung der Arbeitslosenzahlen. Dennoch deuten die anhaltend schwache Beschäftigungsentwicklung und eine geringe Nachfrage nach neuem Personal auf eine fortgesetzte wirtschaftliche Zurückhaltung hin.

Am 11.11. ist es so weit: Die närrische Jahreszeit beginnt. In Köln, Düsseldorf und Mainz wird dann wieder intensiv gefeiert. Eine Studie zeigt: Das jecke Treiben macht auch der Wirtschaft Freude.

Eine Kündigung des Arbeitsverhältnisses ist nicht wirksam, wenn sie lediglich per WhatsApp verschickt wird. Obwohl der Messengerdienst oft für die interne Kommunikation in Unternehmen genutzt wird, genügt er nicht den gesetzlichen Anforderungen für die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses.

In der deutschen Wirtschaft besteht angesichts einer verbesserten Stimmung in den Führungsetagen der Unternehmen weiter Hoffnung auf eine Konjunkturbelebung. Im Oktober stieg das Ifo-Geschäftsklima um 0,7 Punkte auf 88,4 Punkte.

Die einen bleiben für die Karriere, die anderen gehen für den Aufstieg. Beide Wege können eine kluge Entscheidung sein – und beide bringen auch Risiken mit sich. Wann ist der Wechsel die bessere Wahl? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten. 

Die Bürgerinnen und Bürger in München haben in einem Bürgerentscheid mit deutlicher Mehrheit für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele der Jahre 2036, 2040 oder 2044 votiert. Mit einem vorläufigen Endergebnis von 66,4 Prozent der Stimmen unterstützte eine klare Zwei-Drittel-Mehrheit die Initiative.

Der Arbeitsmarkt braucht Fachkräfte und bei Frauen schlummern Potenziale. Eine Maßnahme der Bundesregierung wäre nach wissenschaftlicher Einschätzung aber vor allem auf Männer gerichtet.

Die Mehrheit der Deutschen bezahlt nicht mehr bar. Eine aktuelle Studie enthüllt die Präferenzen an der Kasse und zeigt ein gesteigertes Interesse an unabhängigen, europäischen Bezahlsystemen.

Der Siegeszug der Teigtasche um die Welt brachte viele Namen hervor. Jede Region hat ihre eigenen Varianten - doch nicht immer ist klar, was sich hinter den Namen verbirgt. Ein kleiner Überblick.

Über Sinn und Zweck der Zeitumstellung wird wohl seit Bestehen gestritten. Trotz vieler Kritiker und negativer Umfragen bleibt es aber vorerst dabei. Oder kann ein Vorstoß aus dem Süden etwas ändern?