Tui stoppt Geschäft: Aktie sackt ab

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Coronavirus-Pandemie zwingt den weltgrößten Touristikkonzern Tui zu drastischen Schritten: Der Großteil des Reisegeschäfts wird ausgesetzt, Urlauber werden in die Heimat zurückgeholt. Kunden, die bereits Reisen etwa für die Sommermonate gebucht haben, müssen sich vorerst gedulden - eine kostenfreie Stornierung sei derzeit nicht möglich, sagte ein Sprecher am Montag. Man gehe aber davon aus, den Betrieb in einigen Wochen wieder starten zu können. Auch für Mitarbeiter des Konzerns ändert sich vieles.

Tui hatte die Maßnahmen in der Nacht zum Montag angekündigt. Der Konzern aus Hannover will außerdem einen Sparkurs wegen der wirtschaftlichen Schäden durch die Ausbreitung des Covid-19-Erregers einschlagen und beim Bund Staatshilfen als Überbrückung beantragen.

Abgesagt wurden bis auf weiteres Pauschalreisen, Kreuzfahrten und der Hotelbetrieb. «Die Tui-Airlines sind im Wesentlichen damit beschäftigt, die Gäste aus den Zielgebieten zurückzuholen», hieß es. Wann man wieder Reisen durchführe, sei noch nicht genau zu sagen.

37 Prozent abwärts

Am Finanzmarkt wurden die Nachrichten mit Schrecken aufgenommen: Für die Tui-Aktie ging es am Morgen an der Londoner Börse um 37 Prozent abwärts. Damit war das Papier Schlusslicht im britischen Leitindex, noch hinter dem Billigflieger Easyjet und der British-Airways-Mutter IAG. Seit Jahresbeginn hat die Tui-Aktie rund drei Viertel verloren. Im deutschen Handel ging es am Vormittag um bis zu 30 Prozent bergab.

Die Konzernführung begründete den weitgehenden Betriebsstopp damit, dass man «einen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen der Regierungen leisten» wolle. In wichtigen Urlaubsländern wie Italien und Spanien haben Behörden auch Ausgangssperren verhängt. In Europa ist Spanien nach Italien derzeit am stärksten von der Viruskrise betroffen.

«Wir arbeiten daran, die Gäste auch von dort zurückzuholen», sagte der Tui-Sprecher. «Uns ist klar, dass die Gäste nicht mehr in einem Hotel bleiben wollen, in dem die Bar vielleicht noch eine Stunde am Tag geöffnet hat.» Neue Gäste will der Veranstalter vorerst nicht mehr in das Land bringen. Tui Deutschland hat Reisen nach Spanien vorerst bis 27. März ausgesetzt. Auch aus Marokko sollen Gäste etwa aus dem Robinson Club Agadir zurückgeholt werden. «Wir sind im Austausch mit den marokkanischen Behörden», sagte der Sprecher. Aber man könne nicht alle Gäste über Nacht zurückholen.

Urlauber müssen hoffen

Die Urlauber auf den Tui-eigenen Kreuzfahrtschiffen müssen nun darauf hoffen, dass sie im nächstgelegenen, geeigneten Hafen an Land gehen dürfen. «Die Gäste werden dann zurück in die Heimat geflogen», betonte Tui. Von der deutschen Tochter Tui Cruises seien noch zwei Schiffe unterwegs, der Rest laufe jetzt aus. Die letzten beiden Kreuzfahrten von Hapag-Lloyd Cruises würden vorzeitig beendet.

Zum Kreuzfahrtgeschäft hatte Tui Cruises zunächst erklärt, es sei keine Option, dieses komplett anzuhalten. Die Kosten für einige abgesagte Reisen würden Kunden automatisch erstattet. Wo es nötig und möglich sei, würden die Routen mit anderen Häfen angepasst. Zuvor hatte die Rostocker Kreuzfahrtreederei Aida Cruises alle Fahrten wegen der Coronavirus-Ausbreitung bis Anfang April eingestellt.

Neben den Folgen für die Urlauber ergreift Tui «einschneidende Kostenmaßnahmen, um die Auswirkungen auf unser Ergebnis abzumildern». Vorstandschef Fritz Joussen hatte dies in der vergangenen Woche schon angedeutet. «Wir haben sämtliche Investitionen auf Eis gelegt, bei denen wir nicht vertraglich gebunden sind», sagte der Sprecher. Mitarbeiter sollten Überstunden abbauen oder Urlaub nehmen. Zudem erwäge das Unternehmen, Beschäftigte in Deutschland in Kurzarbeit zu schicken. Die Bundesregierung hat die Bedingungen dafür gelockert, um Unternehmen und Mitarbeitern in der Krise unter die Arme zu greifen.

Bürgschaften für Hilfskredite gehören zu den Maßnahmen, mit denen die Bundesregierung Beschäftigung in vom Virus besonders schwer getroffenen Branchen sichern will. Derzeit verfüge Tui über flüssige Mittel in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro, hieß es.

Ganz stoppen kann Tui den Betrieb indes nicht: Mitarbeiter an den Kunden-Hotlines sind gefragt, andere organisieren die Rückholung der Urlauber. Auch die Flugzeugflotte steht noch nicht am Boden. «Wir brauchen jetzt natürlich unsere Flugbegleiter und Piloten.»

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Trotz Elternstolz: Gehören Kinder in den Lebenslauf? Manche Mütter und Väter befürchten Nachteile im Bewerbungsprozess. Wann sollte man rechtlich gesehen beim Arbeitgeber Kinder erwähnen?

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern in Deutschland hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Gleichzeitig ist auch der Konsum von Geflügelfleisch im Vergleich zu den Vorjahren merklich gestiegen. Diese Daten stehen im Kontext einer stabilen heimischen Produktion, die jedoch weiterhin durch die sich ausbreitende Geflügelpest beeinflusst wird.

Obwohl fast die Hälfte aller Erwerbstätigen in Deutschland Frauen sind, sind nur 29,1 Prozent der Führungspositionen weiblich besetzt. Warum hinkt Deutschland hinterher?

Verlangen Arbeitnehmende beim Ausscheiden aus dem Job ein Arbeitszeugnis, kann es sein, dass es heißt: «Schreiben Sie doch bitte selbst etwas!» Ist das erlaubt - und wie geht man vor?

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im deutschen Gastgewerbe hat im August 2025 einen historischen Höchststand erreicht. Laut den jüngsten, von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Daten, sind nun 1.122.500 Menschen in diesem Sektor sozialversicherungspflichtig tätig.

Die Bundesregierung hat eine unbürokratische Verlängerung der Aufenthaltstitel für Geflüchtete aus der Ukraine beschlossen. Die entsprechende „Zweite Verordnung zur Änderung der Ukraine-Aufenthaltserlaubnis“ wurde am 27. Oktober 2025 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

Die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung im Gastgewerbe anstreben, ist erneut gestiegen. Bis Ende September 2025 meldeten sich 3,5 Prozent mehr Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen als im Vorjahreszeitraum. Dies geht aus den kürzlich veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor.

Der Mindestlohn steigt zum 1. Januar 2026 auf 13,90 Euro und anschließend zum 1. Januar 2027 auf 14,60 Euro. Der DEHOGA Bundesverband hat die daraus resultierenden Effekte, insbesondere auf die Arbeitsverhältnisse im Gastgewerbe, analysiert und bewertet.

Softwareplattformen und Finanzexperten schlagen Alarm: Die Nutzung Künstlicher Intelligenz hat zu einem signifikanten Anstieg ultrarealistischer, gefälschter Spesenbelege in Unternehmen geführt. Während Spesenbetrug kein neues Phänomen ist, ermöglichen es aktuelle KI-Modelle, täuschend echte Fälschungen ohne technische Vorkenntnisse zu erstellen.

Die neuesten Daten der Bundesagentur für Arbeit zum Oktober 2025 zeigen eine saisonale Entspannung der Arbeitslosenzahlen. Dennoch deuten die anhaltend schwache Beschäftigungsentwicklung und eine geringe Nachfrage nach neuem Personal auf eine fortgesetzte wirtschaftliche Zurückhaltung hin.