Chakalaka und Falafel: Wie Flüchtlinge die Essenskultur beeinflussen

| Gastronomie Gastronomie

Petersiliensalat, Auberginen-Paste mit Granatapfel oder frittierte Bällchen aus Kichererbsen. Oder anders: Tabuleh, Baba Ghanoush und Falafel. «Mit uns Flüchtlingen kamen auch viele neue Gerichte nach Deutschland», sagt der 27-jährige Salah Dahhan, der 2015 von Syrien nach Deutschland floh und nun mit anderen Landsleuten im Berliner Imbiss Refueat arbeitet. «Wir bringen arabisches Streetfood auf die Straße», sagt er. Damit sind sie nicht die einzigen.

Deutschland sei schon immer ein «Multi-Kulti-Land» gewesen, die Esskultur sei jedoch seit dem Flüchtlingssommer 2015 deutlich vielfältiger geworden, sagt Ragaei El Shamarka, Koch und Mitglied im Verband der Köche Deutschlands (VKD). Vor allem arabische Gerichte wie Okraschoten oder afrikanische Speisen wie die Würzsauce Chakalaka hätte man vor vielen Jahren nur in ausgewählten Märkten kaufen können. «Und was früher Döner war, ist heute Schawarma - ein arabisches Gericht aus Scheibenfleisch», sagt der gebürtige Ägypter.

Die Vielfalt der kulinarischen Angebote in Deutschland sei einzigartig und auch den Mitarbeitern aus allen Nationen zu verdanken, betont auch die Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Sandra Warden. «Wohl kaum eine Branche ist so international wie das Gastgewerbe.» Mit Stand 31. Dezember 2019 waren laut der Bundesagentur für Arbeit knapp 34 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Gastgewerbe ausländischer Herkunft.

Zu ihnen zählen allerdings auch Zuwanderer, die nicht als Flüchtlinge kamen, sondern beispielsweise als Studenten, Ehepartner oder Erwerbsmigranten. Eine explizite Statistik, wie viele Geflüchtete im Gastgewerbe arbeiten, gibt es laut der Bundesagentur für Arbeit nicht. Unter den knapp 34 Prozent sind auch 13 783 Menschen aus Syrien. Acht von ihnen arbeiten bei Refueat in Berlin.

«Sie prägen die Essenskultur, indem sie Gerichte aus ihrer Heimat kochen», sagt Refueat-Geschäftsführer Aymann Azzawi, der selbst in Berlin geboren ist und syrische Wurzeln hat. Bei ihm können die Flüchtlinge die Tagesgerichte selbst wählen. Salah beispielsweise kocht am liebsten Muluchiya - ein arabisches Gericht aus grünen spinatähnlichen Blättern, Jutenmalve, das er von zuhause kennt. «Das schmeckt den Deutschen», sagt Salah und lacht.

Eine Statistik, wie viele der Flüchtlinge sich in Deutschland für eine Ausbildung als Koch oder Köchin entscheiden, gibt es laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) nicht. Der Kochverband beobachtet jedoch, dass nur wenige eine Ausbildung beginnen. Der körperlich anstrengende Beruf entspreche nicht immer den Erwartungen der jungen Menschen, sagt VKD-Präsident Richard Beck. Außerdem gingen einige davon aus, ein Studium absolvieren zu können. Sie wendeten sich nach der Integrationsphase von einer Ausbildung ab.

Von denjenigen, die dennoch eine Ausbildung beginnen, schaffen demnach viele den Abschluss nicht. «Die Durchfallquote der Flüchtlinge in den Abschlussprüfungen zum Koch ist relativ hoch. Wer durchhält, hat oft mit der Theorie zu kämpfen, denn die Theorieprüfung braucht ein schulisches Niveau, das in einigen Ländern nicht gegeben ist», sagt Beck. Der fachpraktische Teil wiederum falle vielen leichter.

Vielen gelingt aber auch der Quereinstieg in den Kochberuf - einer von ihnen ist Salah. Der Syrer ist eigentlich gelernter Kfz-Mechaniker. Kochen war für ihn früher nur ein Hobby. «Seit fünf Monaten ist es nun mein Beruf», sagt Salah, der schon wieder hinter der Theke im Imbiss steht und die Bestellung des nächsten Kunden entgegennimmt. Er möchte den Falafel-Teller - mit Tabuleh und Baba Ghanoush. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Im Rahmen einer feierlichen Präsentation wurde in Österreich der neue Gault&Millau Guide 2026 vorgestellt. Als Höhepunkt des Abends erhielt Thomas Dorfer vom Landhaus Bacher in Mautern die höchste Auszeichnung: die fünfte Haube für seine Küche, die mit 19 Punkten bewertet wurde. Vitus Winkler wurde zum Koch des Jahres 2026 gekürt.

Das Berliner Sternerestaurant Nobelhart & Schmutzig hat in seinem internen Guide of Conduct ein bislang übersehenes, aber branchenrelevantes Thema aufgegriffen: den Umgang mit Alkohol und Drogen am Arbeitsplatz. Die Initiative zielt darauf ab, einen wertebasierten und von gemeinsamer Verantwortung getragenen Arbeitsplatz zu gestalten.

Das Unternehmen Ditsch bringt eine Neuentwicklung im Bereich der Snack-Kultur auf den Markt. Am Hauptbahnhof Hannover feiert das neue Gastro-Konzept namens „good bite“ seine Premiere. Dabei wird die klassische Ditsch Brezel in einer zeitgemäßen Form präsentiert, um den aktuellen Food-Trends und dem veränderten Konsumverhalten Rechnung zu tragen.

Sachsens Gastwirte blicken voller Erwartungen auf das Weihnachtsgeschäft. Warum der Gänsebraten teurer werden könnte und welche Rolle die Mehrwertsteuer spielt.

Der klassische Döner ist schon fast so etwas wie Kulturgut in deutschen Fußgängerzonen. In Karlsruhe dreht sich aber kein Fleisch am Spieß, sondern ein Meerestier. Das gefällt nicht jedem.

Auf der US-Militärbasis Camp Walker in Südkorea hat die U.S. Army die erste autonome Roboterküche des Hamburger Start-ups goodBytz in Betrieb genommen. Damit startet das Unternehmen in die operative Phase seines bislang größten Projekts.

Das historische Schloss Montfort in Langenargen am Bodensee präsentiert sich unter neuer Führung mit einem umfassenden Nutzungskonzept. Das denkmalgeschützte, im 19. Jahrhundert im maurischen Stil erbaute architektonische Juwel, das auf einer Landzunge liegt, verbindet künftig Denkmalpflege mit Gastronomie und Kultur.

Nach der Bestätigung eines Masernfalls im Landkreis Erding berichtet das Gesundheitsamt jetzt, dass der Behörde bislang keine weiteren Verdachts- oder Infektionsfälle gemeldet wurden. Die betroffene Person war während der infektiösen Phase in einer Filiale der Fastfood-Kette Burger King in Erding tätig.

Die internationale Expansion des Guide Michelin erreicht Neuseeland. Welche Auswirkungen die Aufnahme in den renommierten Führer auf die lokale Gastronomie und den Tourismus haben wird und welche Städte im Fokus stehen.

Nach der Bestätigung eines Masernfalls im Landkreis Erding ruft das Gesundheitsamt die Bevölkerung zur erhöhten Wachsamkeit und zur Überprüfung des eigenen Impfstatus auf. Die betroffene Person war während der infektiösen Phase in einer Filiale von Burger King in Erding tätig.