Kneipen-Sterben in England: Immer mehr Pubs machen dicht

| Gastronomie Gastronomie

Die Zahl britischer Pubs sinkt immer weiter. Zwischen Januar und Juni 2022 machten 485 Kneipen dicht, wie eine Studie der Initiative Campaign for Real Ale (CAMRA) ergab. Damit verdoppelte sich die Geschwindigkeit, mit der Pubs schließen, im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2021 fast.

Die auch bei Touristen wegen ihrer Urigkeit beliebten Lokale werden besonders stark von den steigenden Lebenskosten getroffen, wie der Verband British Beer and Pub Association (BBPA) betont. «Sie erleben steigende Inflation und schwindelerregende Energierechnungen, und diese Kosten machen wirklich jegliche Rentabilität zunichte», sagte BBPA-Chefin Emma McClarkin der BBC.

Die Branche fordert vor allem weitere Hilfen der Regierung, wenn die staatliche Förderung für Energiepreise im April 2023 ausläuft. «Ohne Unterstützung werden Pubs mit einem Verlust von 20 Prozent arbeiten», sagte CAMRA-Chef Nik Antona. «Das ist nicht tragbar.» Werde die Energieunterstützung nicht verlängert, drohe Tausenden Pubs, Clubs, Brauereien und Cider-Produzenten das Aus - alternativ müssten die Preise erheblich erhöht werden. Schon machen Gerüchte die Runde, ein Pint (0,568 Liter) Bier müsse dann für 20 Pfund (22,70 Euro) über den Tresen gehen, um die Kosten zu decken. Aktuell werden in der teuren Londoner Innenstadt knapp 7 Pfund verlangt.

Bereits jetzt haben zahlreiche Kneipen, aber auch Restaurants und Cafés ihre Öffnungszeiten verkürzt, um Geld zu sparen. Das Statistikamt ONS bezifferte deren Zahl kürzlich auf gut ein Fünftel aller Einrichtungen. Der BBPA ermittelte, dass rund 85 Prozent seiner Mitglieder erwägen, im Winter früher zu schließen oder sogar ein bis zwei Tage die Woche gar nicht zu öffnen. Auch fehlendes Personal ist für viele Kneipen ein Problem.

Corona hat den Trend verstärkt, aber das Pub-Sterben hat bereits lange vor der Pandemie begonnen. Die Gründe sind vielfältig: das Rauchverbot, günstiger Alkohol im Supermarkt oder auch geändertes Trinkverhalten. Zudem klagen Wirte über die Biersteuern, die zu den höchsten der Welt gehörten. Zuletzt wurden die Lokale auch von Streiks bei den britischen Bahnen getroffen - es waren weniger Pendler unterwegs, niemand bummelte durch die Innenstädte.

Im ersten Halbjahr fiel die Zahl der Pubs in England und Wales erstmals auf unter 40 000, wie eine Analyse des Immobilienberaters Altus Group ergab. Das waren 7000 weniger als vor einem Jahrzehnt und so wenige wie nie. Wie der BBPA und andere Branchenverbände bereits vor Wochen warnten, droht rund einem Drittel der Betriebe das Aus. Das liegt auch daran, dass wegen der steigenden Lebenskosten weniger Kunden kommen. Für das Pint zum Feierabend ist kein Geld mehr da.

Die Entscheidung über eine Verlängerung der Energiehilfen fällt erst 2023. Die Regierung betont, sie habe den Pubs bereits mit anderen Maßnahmen unter die Arme gegriffen. So wurden die Gewerbesteuer gesenkt und die Einfrierung der Alkoholsteuer ausgeweitet.

Etwas Hoffnung macht den Pubs auch die bevorstehende Krönung von König Charles III. am 6. Mai - dafür erhalten die Menschen im Vereinigten Königreich einmalig einen weiteren arbeitsfreien Feiertag am 8. Mai. Der Branchenverband UK Hospitality, dem vor allem Hotels und Restaurants angehören, forderte die Regierung auf, die Ausschankzeiten über das gesamte lange Wochenende zu verlängern. «Jede zusätzliche Handelszeit für Betriebe kann einen entscheidenden Unterschied machen, während die Branche versucht, sich wiederzubeleben und eine breitere wirtschaftliche Erholung und Beschäftigung voranzutreiben», sagte Verbandschefin Kate Nicholls.

Weitere Informationen im Internet:


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine aktuelle Umfrage von Lightspeed zeigt: Weihnachtsfeiern in der Gastronomie bleiben in Deutschland beliebt. Doch angesichts eines engen Budgetgürtels und hoher Preissensibilität müssen sich Restaurants etwas einfallen lassen. Neben gutem Essen und Service wünschen sich die Gäste nämlich vor allem maximale Planbarkeit.

Kloster Eberbach startet ein neues Kapitel seiner Gastronomie. Die Stiftung hat die Bewirtung der Klosterschänke selbst übernommen und eröffnet das Lokal am 16. November 2025 mit einem neuen Konzept. Unter der Leitung von Rosa Roccaro, einer Gastronomin mit sizilianischen Wurzeln, soll ein Ort entstehen, der Kulinarik und Kultur verbindet.

In der Grand Hall Zollverein in Essen fand am 17. November 2025 das große Doppelfinale zur 10. Auflage des Live-Wettbewerbs "Koch des Jahres" statt. Dies stellte einen historischen Moment dar, da die Finalisten von "Koch des Jahres" und "Patissier des Jahres" erstmals gleichzeitig antraten. Die Wettbewerbe wurden vor 1.200 Fachbesuchern und Medienvertretern ausgetragen.

Das Hotel Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee veranstaltete erneut seine Big-Bottle-Küchenparty. Im Fokus standen in diesem Jahr die ehemaligen Wegbegleiter von Küchenchef Thomas Martin.

Die Hauptstadt hat ihre gastronomischen Aushängeschilder für das Jahr 2025 gekürt. Bei der Ehrung der Berliner Meisterköche 2025 wurden herausragende Persönlichkeiten und Konzepte ausgezeichnet. Der Hauptpreis, die Auszeichnung „Berliner Meisterkoch 2025“, ging an Nicholas Hahn vom Cookies Cream, dem ersten vegetarischen Sternerestaurant Berlins.

Nach fast 50 Jahren an der Spitze der Düsseldorfer Spitzengastronomie endet die Ära des Sterne-Restaurants „Im Schiffchen“. Küchenchef Jean-Claude Bourgueil (78) reduziert sein Engagement. Das Gasthaus wurde an einen Käufer übergeben, bei dem Bourgueil künftig angestellt sein wird. „Im Schiffchen“ soll zukünftig kein Sternerestaurant mehr sein“, so Bourgueil.

Am Samstag wurde in Konstanz der Leaders Club Award 2025 verliehen. Die Senns.Bar&Foodlounge aus Salzburg gewann die Goldene Palme, die Kneipe 80 und das Bergson Kunstkraftwerk, beide aus München, erhielten Silber beziehungsweise Bronze.

Die Non-Profit-Initiative Greentable e.V. hat einen neuen Leitfaden präsentiert, der Gastronomiebetrieben konkrete Hilfestellung bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit bietet. Die Publikation mit dem Titel „Genuss mit Verantwortung – 12 Ziele für eine nachhaltige Gastronomie“ zeigen, wie nachhaltiges Handeln im Betriebsalltag verankert werden kann.

In Berlin startet heute die Cocktail Week. Drei Barkeeper und eine Barkeeperin sprechen über aktuelle Trends und warum der Aperol Spritz ein Dauerbrenner ist.

Die China-Restaurant-Kette XIAO hat einen neuen Standort in Hürth, nahe Köln, eröffnet. Das Restaurant erstreckt sich über zwei Etagen und verfügt über knapp 400 Sitzplätze im Innenbereich.