Schlemmer Atlas ehrt Sommeliers – Debatte über Transparenz

| Gastronomie Gastronomie

Der Schlemmer Atlas hat in Deidesheim zum zwölften Mal seine Top50-Awards an Vertreter der deutschen Sommellerie verliehen. Die Auszeichnung würdigt Sommeliers aus Gastronomie und Handel, die sich durch besondere Leistungen hervorgehoben haben.

Während die Preisverleihung als Branchenevent gefeiert wurde, entwickelte sich in den sozialen Medien eine kontroverse Diskussion über die Kriterien und die Aussagekraft der Auszeichnung. (Facebook-Profil Wolfgang Faßbender

Kritik an Transparenz und Auswahlverfahren

Mehrere Stimmen hinterfragten die Nachvollziehbarkeit der Preisvergabe. Journalist Wolfgang Faßbender eröffnete die Diskussion mit den Worten: „Habt ihr euch mal gefragt, wie die Bewertungen zustandekommen? Glaubt ihr wirklich, es gäbe dort eine Jury und Tester, welche eure Leistungen im Restaurant überprüften?“

Christopher Wilbrand betonte die Tragweite des Themas: „Das Problem ist also weniger, dass wir uns ‚hergeben‘, sondern dass das System viel Macht über unsere Wahrnehmung und Reputation hat. Vielleicht sollten wir uns fragen: Wie können wir als Branche eigene, glaubwürdige Bewertungsformen schaffen, die näher an der Realität sind und wirklich die Leistung abbilden?“

Florian Bechtold kritisierte den intransparenten Prozess: „Man blamiert sich schon damit, dass es eine intransparente und damit nicht reproduzierbare Auswahl ist.“

Auch die fehlende Veröffentlichung einer offiziellen Preisträgerliste wurde mehrfach angesprochen. Faßbender kommentierte dazu: „Das ist das Skurrile: dass es gar keine Liste gibt und dass der Verlag wahrscheinlich gar kein Interesse daran hat, dass jemand mal die Liste kontrolliert und bewertet.“

Verteidigung als Branchentreff

Andere Sommeliers und Branchenvertreter betonten dagegen die soziale und kollegiale Bedeutung der Veranstaltung.

Steven McAulay, Preisträger in der Kategorie Handel, hob hervor: „Hier kannst du dich nicht anmelden, du kriegst Bescheid, dass du dabei bist. (…) Ich bin seit zehn Jahren glücklich dabei und habe nur Positives erlebt. (…) Wir sind mittlerweile so eine große Top 50 Familie geworden.“

Jan Bimboes stellte klar, dass es nicht um ein Ranking im klassischen Sinne gehe:„Bei dem Treffen in Deidesheim war der Arbeitstitel Branchentreff. (…) Wir haben selten die Gelegenheit, mit Kollegen aus den unterschiedlichsten Ecken der deutschen Gastro-Welt zu plaudern. (…) Das in diesem Rahmen Kollegen für ihre jahrzehntelange Arbeit hervorgehoben werden, hat mit der Ernennung zum Sommelier des Jahres nichts zu tun.“

Joachim Heidersdorf ergänzte: „Da gehen auch viele aus der ersten Reihe hin. Und zwar sehr gerne, weil sie dort viele nette Kolleginnen und Kollegen treffen und mit ihnen einen schönen Abend verbringen.“

Marketingeffekte und öffentliche Wahrnehmung

Ein dritter Teil der Diskussion drehte sich um den Marketingwert der Auszeichnung.

Bernhard Moser schrieb: „Wein und Gastronomie sind halt auch ein Business und jede Form der positiven Aufmerksamkeit muss mitgenommen werden. (…) Die Urkunden machen sich halt auch gut in der Nähe des Restaurant-Eingangs.“

Gleichzeitig warnte Florian Bechtold vor möglichen negativen Folgen: „Wenn man etwas mitnimmt ohne Wert, also eher eine Täuschung als ein Verdienst, dann ist das Risiko eines Backfires immer mit am Tisch.“

Auch Olaf Schilling formulierte ein differenziertes Bild: „Ich verstehe jeden Sommelier, der vielleicht nicht unter den Top 20 in Deutschland ist und auch nicht so üppig verdient und damit ein wenig Aufmerksamkeit genießt. (…) Wenn er dort hingeht und sich die Urkunde abholt und zuhause im Restaurant vor den Toiletten an die Wand pinnt, ist ja nichts kaputt gemacht. Das Foto auf Social Media mit der Urkunde würde ich mir dann aber wohl schenken.“

Die Diskussion um die Schlemmer Atlas Top50-Awards zeigt die Spannbreite der Meinungen: Von Kritik an fehlender Transparenz über die Verteidigung als Branchentreff bis hin zu einer nüchternen Betrachtung des Marketingnutzens. Während die Auszeichnung für viele eine wertvolle Anerkennung darstellt, bleibt die Frage nach den Auswahlkriterien ein Thema, das die Branche weiterhin beschäftigt.

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ein alkoholfreies Getränk darf nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nicht unter der Bezeichnung «Gin» vermarktet werden. Das Gericht stellte fest, dass die Bezeichnung nach EU-Recht ausschließlich bestimmten Spirituosen vorbehalten sei.

In München hat der "Yours – Club of Wine" seine Türen geöffnet und etabliert einen Ort, der Wein, Genuss und Kultur verbinden soll. Das Konzept basiert auf einer exklusiven Mitgliedschaft, die Zugang zu den Clubräumen, einem kuratierten Weinprogramm und Veranstaltungen ermöglicht.

Das Kalle Neukölln in Berlin erweitert sein Angebot deutlich. Ein Highlight ist die Eröffnung des Rooftop-Restaurants The Dawn im April 2026. Es ist eine der mehreren Neuerungen, zu denen auch eine Music Hall und ein ganzjährig nutzbarer Dach-Pool gehören. Der Vermietungsstand des revitalisierten ehemaligen Kaufhauses liegt bei rund 90 Prozent.

Das 11. Frauenforum Foodservice, das in dieser Woche im Grand Elysée Hamburg stattfand, versammelte über 200 Frauen aus der Food-Branche, Gastronomie, Hotellerie und Lebensmittelwirtschaft. Unter dem Motto „Mach den Unterschied! Lernen ist Leben“ standen die Themen Netzwerken, lebenslanges Lernen und Veränderung im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Im Clash Kitchens & Bar des NYX Hotel Berlin Köpenick beginnt mit dem November ein neues kulinarisches Kapitel. Der Berliner Koch Kristof Mulack, Gewinner der dritten Staffel von The Taste, hat das Küchenzepter als „Gastropate“ übernommen.

Das Ganztageskonzept Wilma Wunder der Concept Family nimmt am 14. November offiziell den Betrieb in Nürnberg auf. Mit der Neueröffnung in Nürnberg zählt Wilma Wunder nun 12 Restaurants in Deutschland.

Die Schönbrunn Group hat das Fürstenkarussell Bistro & Café im denkmalgeschützten Fürstenstöckl eröffnet. Die neue gastronomische Einrichtung ist Teil des strategischen Entwicklungsprojekts „Hietzinger Areal“, das auf eine Stärkung des Angebots für Familien ausgerichtet ist.

Eine von Burger King Deutschland durchgeführte Umfrage beleuchtet die Rolle von Snacks im Alltag deutscher Konsumenten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Snacking oft mit bewusster Entspannung und Auszeiten verbunden ist und häufig volle Mahlzeiten ersetzt.

Der europäische Betreiber der US-amerikanischen Burger-Kette Five Guys steht möglicherweise vor einer signifikanten Veränderung der Eigentümerstruktur, wie Sky News berichtet. Die Investmentgesellschaft Freston Ventures hat demnach eine Investmentbank beauftragt, einen Käufer für einen großen Anteil zu finden.

Der Masthuhn-Report 2025 der Albert Schweitzer Stiftung analysiert die Umsetzung höherer Tierschutzstandards in der deutschen Lebensmittelwirtschaft. Insbesondere in der Systemgastronomie und im Contract Catering zeigen sich jedoch große Unterschiede im Engagement.