Zwei Wochen Knochenjob Wiesn - «Eine Hassliebe»

| Gastronomie Gastronomie

Beli hat Tränen in den Augen und muss erstmal ihr Make-Up richten. «Ich brech jedes Mal in Tränen aus, weil die ganze Last abfällt», sagt sie. Kurz vorher hat sie die letzte Maß in 16 Tagen an den Tisch gebracht, hat die Band im Hofbräu-Zelt zu Wunderkerzen-Begleitung das letzte Lied gespielt, haben die Wiesn-Bedienungen nach zwei Wochen in ihrem Knochenjob auf den Bänken getanzt. 

Glücklich mit Augenringen

«Ich hab geweint und ich hab Augenringe, aber ich bin glücklich», sagt sie. «Mein Körper ist hinüber», sagt sie auch und zeigt ihre vorsorglich bandagierten Handgelenke. «Ich kenn ja meine Schwachstellen.» 

Wahnsinnig anstrengend seien die zwei Wochen Oktoberfest im Hofbräuzelt gewesen, wo Beli nun das 19. Jahr in Folge gearbeitet hat. Dass man sich permanent durch eine wogende Menschenmenge schieben müsse, sei hart. «Mit den Massen durch die Massen.» Und auch mental sei das Ganze eine Herausforderung gewesen. 

«Ich liebe es»

«Man muss ja auch immer klar sein im Kopf», sagt sie. Man müsse immer wachsam sein, immer schauen, ob ein Gast etwas brauche - eine frische Maß zum Beispiel - oder ob jemand ausfällig werde. «Ich schmeiß auch regelmäßig Gäste raus», sagt Beli. «Das ist auch anstrengend.» Sie sagt aber auch: «Ich liebe es.» Und dass sie bei allen Strapazen im nächsten Jahr trotzdem wieder dabei sein will, das steht für sie außer Frage. 

Das hat sie gemeinsam mit vielen anderen, die auf der Wiesn arbeiten. Mit Alois Altmann zum Beispiel, der seit 25 Jahren auf dem Oktoberfest Musik macht und mit seinen «Isarspatzen» 16 Tage im Hofbräuzelt im Kreuz hat. «Bei uns ist alles gut gelaufen», sagt er. «Aber eine Herausforderung waren die ersten beiden Tage mit der Hitze.» Bevor ein Temperatursturz das Oktoberfest heimsuchte, gab es dort mit rund 31 Grad den heißesten Wiesn-Tag aller Zeiten. 

Hinkotzen? «Das ist so der Standard»

Herausfordernd war für Sandra Sedlmair vor allem der Moment, als jemand tatsächlich sein Geschäft vor ihrem Geschäft am Eingang des Hofbräu-Zeltes verrichtete, aus dem heraus sie Anstecker verkauft, Hüte oder Kühlschrankmagneten. «Wir haben nicht gesehen, wie es passiert ist, wir haben nur danach den Haufen gesehen», sagt sie. Und das sei schon speziell. «Hinkotzen, das passiert immer mal, das ist so der Standard. Aber hinscheißen, das war neu.»

Bei solchen Erzählungen wundert es nicht, dass die Stadt München der Wiesn-Bedienung und mit ihr zusammen allen Mitarbeitern vor und hinter den Kulissen mit dem diesjährigen Wiesn-Plakat und Maßkrug-Motiv ein Denkmal gesetzt hat. «Es ist eine Hassliebe, es ist sehr anstrengend, aber man liebt es auch irgendwie», sagt Seldlmair. Auch sie will im nächsten Jahr wieder dabei sein. «Natürlich.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Gourmetrestaurant Staderer im Designhotel Das Altmühltal präsentiert unter der Leitung von Chefkoch Florian Vogel eine Küche, die sich auf Präzision, Produktfokussierung und Nachhaltigkeit konzentriert. Das Haus, errichtet von der Firmengruppe Martin Meier, versteht sich als architektonische und kulinarische Hommage an den Naturpark Altmühltal.

Mit einem Investitionsvolumen von rund 1,3 Millionen Euro modernisiert die Burgerkette Jim Block aktuell ein denkmalgeschütztes Haus in Rostock. Wo derzeit noch Handwerker tätig sind, entsteht das neue Restaurant, dessen Eröffnung für Mitte November 2025 geplant ist. Die Filiale dient auch als Testlabor für neue Design- und Serviceelemente.

Die Weihnachtszeit ist für Hotellerie und Gastronomie eine der umsatzstärksten Phasen. Um Umsatz und Gästebindung zu maximieren, empfiehlt die DEHOGA Beratung gezielte Aktionen und strategische Planung. Kreativität, festliche Atmosphäre und gezielte Kommunikation stehen dabei im Zentrum.

Im steirischen Almenland hat ein in Österreich einzigartiges Gastronomieprojekt den Betrieb aufgenommen: Die „Huab’n“, ein zum Naturhotel Bauernhofer gehörendes, über 300 Jahre altes Bauernhaus, wird ab sofort ausschließlich von Lehrlingen betrieben.

Eine aktuelle Lightspeed-Studie liefert konkrete Zahlen, welche Faktoren Gäste vor und während ihres Restaurantbesuchs am stärksten beeinflussen. Entscheidend sind demnach vor allem die Sauberkeit, Service und die Qualität der Speisen.

Die US-Kaffeehauskette Starbucks hat eine umfassende Überprüfung ihres Filialportfolios in Österreich bestätigt und in deren Folge mehrere Standorte geschlossen. Betroffen sind prominente Adressen unter anderem in der Salzburger Altstadt, auf der Linzer Landstraße sowie in der Innsbrucker Innenstadt.

Starbucks erprobt in Nordamerika eine neue Vollzeitrolle zur Stärkung der Führungsebene in den Coffeehouses. Die Einführung der Assistant Store Manager (ASM)-Position soll bis 2026 auf nahezu alle Filialen in den USA und Kanada ausgeweitet werden. Diese Initiative verspricht, Tausende neuer Führungspositionen zu schaffen.

In kaum einem Berufsfeld spielt Beobachtungsgabe eine so große Rolle wie in der Gastronomie. Der Blick für Details wie das leere Glas am Nachbartisch, der Gast, der nach der Rechnung sucht oder das perfekte Anrichten eines Desserts entscheiden oft über das Erlebnis im Restaurant. Doch was viele unterschätzen: Diese ständige visuelle Aufmerksamkeit ist Schwerstarbeit für die Augen.

Früher Luxus, heute Mainstream: Der Trüffel hat den Sprung vom Edel-Restaurant in die Burger-Bude geschafft. Wie aus einer Gourmet-Zutat ein Alltags-Trend wurde, was Experten sagen und ein Rezept...

Die Initiative von Relais & Châteaux und Slow Food rückt die pflanzenbasierte Küche in den Fokus der Spitzengastronomie und zeigt anhand von neun internationalen Beispielen, wie Nachhaltigkeit und kulinarische Exzellenz zum Schutz des Planeten beitragen können.